Wetter

Gesundheitsgefahr Smog droht im Winter und im Sommer

von Holger Westermann

"Smog" ist inzwischen in aller Munde, jedoch beschreibt er oftmals die Absichten der Verwender zutreffender als die aktuelle Wetterlage. Der Begriff entstand durch das Verschmelzen von "smoke" (Rauch) und "fog" (Nebel). Er wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in London geprägt, als "Smog" dort eine häufige Erscheinung war und zu dieser Zeit auch "London Peculiars" (Londoner Eigenart, Eigentümlichkeit) genannt wurde. Er bezeichnet eine durch Emissionen, zumeist Heizöfen und Industrie, verursachte Luftverschmutzung, die unter besonderen meteorologischen Bedingungen auftritt.

Die Mehrzahl der Smog-Meldungen sind falscher Alarm. Nicht jede Luftverschmutzung verdient dieses Etikett. Aktuelle Meldungen aus China und Indien, aber auch aus Paris, lassen jedoch aufhorchen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt in einem aktuellen Bericht, dass im Jahr 2012 weltweit mehr als 7 Millionen Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung gestorben sind, ein Gutteil davon durch Smog.

Neben einer hohen Luftverschmutzung bedarf es für Smog auch meteorologischer Voraussetzungen. Ideal ist eine Inversionswetterlage, wenn bodennahe Kaltluft von wärmerer Luft überschichtet wird. So kann sich vor der Warmfront eines Tiefdruckgebietes vergleichsweise leichte Warmluft über eine Schicht kalter und schwerer Luft schieben. Zumeist entwickeln Tiefs aber eine hinreichend große Dynamik, dass sich die Luftmassen zügig durchmischen und sich die Smoglage auflöst.

Stabiler sind Inversionswetterlagen bei Hochdruck. Beim Absinken aus großer Höhe erwärmt sich die Luft und schichtet sich sacht über das bodennahe Kaltluftpolster. Oder bei wolkenlosem Himmel kühlt die Luft am Boden durch Abstrahlung der Wärme zügig ab, während die Luft darüber kaum Wärme verliert. Dadurch können sehr markante Temperaturgegensätze entstehen. Vom Erdboden aufsteigende Luft kann dann eine solche Inversionsschicht nicht durchdringen. Die Inversion wirkt wie eine Sperrschicht, die einen Austausch zwischen tief liegenden und höher liegenden Luftschichten verhindert. An den Grenzschichten zwischen Warm- und Kaltluft, aber auch bei Auskühlung der bodennahen Luft am Abend, bildet sich zuverlässig Nebel.

So bleiben die Schadstoffe im oft nebligen Kaltluftpolster gefangen und reichern sich an, es entsteht Smog. Ruß, Schwefeldioxid (SO2), Kohlenstoffmonoxid (CO) und Stickoxide (NxOx) sowie eine Vielzahl von Sekundärstoffen, die sich durch chemische Reaktion unter den Smogbestandteilen gebildet haben, sind eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit der Menschen. Primär leiden Menschen unter Augenreizungen und Atemwegserkrankungen, sekundär werden auch Herz und Kreislauf extrem belastet. Diese Smogform tritt vorrangig im Winter auf, sie wird daher Wintersmog oder London-Smog genannt.

Der Sommersmog oder Los-Angeles-Smog bezieht sich dagegen auf eine gesundheitsgefährdende Ozon-Belastung in Ballungsgebieten. Ozon (O3) ist ein stechend riechendes, sehr reaktionsfreudigen Gas, dessen Moleküle aus drei Sauerstoffatomen bestehen. Es entsteht zusammen mit anderen Reizgasen, wenn Sonnenlicht auf Luftschadstoffe (Stickstoffoxide, Kohlenwasserstoffe) trifft, die vor allem von Kraftfahrzeugen an die Umwelt abgegeben werden. Das bodennahe Ozon und die anderen Reizgase wie Stickstoffdioxid reizen die Schleimhaut der Atemwege und die Augen, zudem sinkt die Sauerstoffaufnahme ins Blut und damit sinkt die körperliche und wahrscheinlich auch die geistige Leistungsfähigkeit. Für Menschen mit einer chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) sind das sehr ungünstige Bedingungen. Sie sollten bei entsprechender Wetterlage (seit Tagen sommerlicher Sonnenschein) und Warnungen (beispielsweise auf Menschenswetter) die verkehrsreichen Innenstädte meiden.

Quellen:

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel: Smog - Ein Phänomen, das vielen Städten den Atem nimmt. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 26.03.2014

Erstellt am 26. März 2014
Zuletzt aktualisiert am 26. März 2014

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