Typische April-Wetterlage kehrt nach Mitteleuropa zurück

Der Saharasand-Schwüle folgt erfrischendes Aprilwetter

von Holger Westermann

Die Wetterlage der letzten Tage war nicht typisch für den April. Auch wenn „er macht was er will“, 25°C sind unter normalen Bedingungen erst Ende des Monats üblich. Mitteleuropa erlebte durch den Saharastaub einen kleinen Treibhauseffekt. Eine dichte Wolkenschicht verhinderte das Abstrahlen der Wärme. Bei diffusem Streulicht, das kaum an Sonnenschein erinnerte, wurde es schwülwarm. Viele Menschen empfanden diese Wetterlage als Belastung für ihre Gesundheit. Sie dürfen auf Linderung hoffen, denn es wird wieder kühler.

Ursache für die Saharasand-Wetterlage war ein von Westen her über Nordafrika ziehendes Tief mit einem Kerndruck von 1000 hPa. In Mitteleuropa sind solche Druckverhältnisse normal, unweit des Äquators in der Nordsahara bedeutet dies jedoch ein Sturmtief mit 7 bis 8 Beaufort (55 bis 70 km/h) über mehr als einen Tag und Böen bis Windstärke 10 (100 km/h). Kein Wunder, dass so viel Sand und Staub aufgewirbelt wurde. Nach Durchzug des Tiefs erreichte die Temperatur rund ums Mittelmeer und in der Nordsahara noch nicht einmal das Niveau das hierzulande zeitgleich entlang der Flusstäler von Rhein und Donau herrschte. In Tunesien bleib es sogar unter 20°C kühl – derweil lag über Mitteleuropa vielerorts drückende Schwüle, die jetzt langsam zurück geht.

Der feine Saharastaub über Mitteleuropa erzeugte eine Wolkendecke, die ohne den Staub nicht entstanden wäre. Sobald die relative Luftfeuchte in der Atmosphäre 100% erreichte (in großer Höhe, bei strengem Frost genügen sehr geringe Mengen Wassermoleküle pro m3 Luft) standen zuverlässig Staubkörnchen als Kondensationskeime zur Verfügung. Der Wasserdampf kondensierte, es bildeten sich feine Wassertröpfchen, insgesamt Wolken. An dieser Wolkenschicht streuten sich die Sonnenstrahlen, das Licht blieb den gesamten Tag über diffus. Darunter entstand drückende Schwüle, denn die Reflexionsstrahlung vom Boden wurde wieder zur Erde zurück geworfen, Wasserdampf konnte nicht in höhere Atmosphäreschichten entweichen. Die gefühlte Temperatur stieg deutlich über den Thermometerwert.

Ganz anders entwickelte sich das Wetter am Ursprung der Saharastaub-Wetterlage, im nördlichen Afrika. Ein Tiefdruckgebiet zog, begleitet von schweren Sturmböen, vom Atlantik her über das südliche Mittelmeer hinweg. Dort bilden sich massive Wolken, kräftige Gewitterschauer gehen nieder, die Temperatur geht flächendeckend um gut 10°C zurück. Auch Mitteleuropa gerät unter den Einfluss des Mittelmeer-Tiefs. Die Temperatur geht auch hierzulande kräftig zurück und erreicht jahreszeittypische Werte um die 15°C. Die Saharastaub-Wetterlage ist damit beendet, die Schwüle verschwunden.

Wetterempfindliche Menschen spüren eine deutlich Entlastung ihrer Beschwerden. Fällt Regen, können auch Heuschnupfen-Allergiker wieder aufatmen.

Quellen:

Dipl.-Met. Christoph Hartmann: Erst flog der Sand, dann kam die Hitze. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 05.04.2014

Erstellt am 6. April 2014
Zuletzt aktualisiert am 7. April 2014

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