Geschlechtsgenossinnen werden geschnitten, Männer hofiert
Fertile Frauen sind fies zu anderen Frauen
Biologen bezeichnen eine empfängnisbereite Frau als fertil. Im Tierreich ist dieser physiologische Zustand oftmals ein seltenes saisonales Ereignis und geht mit deutlichen Verhaltensveränderungen einher. Frauen zeigen dagegen einen monatlichen Zyklus ohne offensichtliche Beeinflussung des Benehmens. Ein interdisziplinäres Team amerikanischer Forscherinnen hat nun genauer hingesehen und erhebliche Effekte rund um den Eisprung der Frauen festgestellt.
Frau Prof. Dr. Kristina M. Durante ist Marketingexpertin an der University of Texas in San Antonio. Frau Prof. Dr. Vladas Griskevicius, Frau Stephanie M. Cantú und – als einziger Mann im Team – Prof. Dr. Jeffry A. Simpson sind Psychologen an der Carlson School of Management (University of Minnesota in Minneapolis). Für ihre Untersuchung ließen sie Frauen in unterschiedlichen Zyklusphasen das Diktatorspiel spielen.
Das Diktatorspiel ist eine Variante des Ultimatumspiels. Beim Ultimatumspiel kann ein Spieler einen Geldbetrag zwischen sich und einen Mitspieler nach Belieben aufteilen. Der Mitspieler kann dann entscheiden, ob er den angebotenen Teilbetrag annimmt oder nicht. Lehnt er ab erhalten beide Spieler nichts. Prinzipiell wäre zu erwarten, dass der Mitspieler jeden noch so kleinen Teilbetrag akzeptiert – ist wenig doch mehr als nichts. Stattdessen ergibt sich je nach experimentellen Rahmenbedingungen stets ein Schwellenwert ab dem der angebotene Teilbetrag zurückgewiesen wird. Die Höhe dieses Schwellenwertes ist ein probater Messwert für spieltheoretische Analysen der Rahmenbedingungen und ihres Einflusses auf Motivation und Verhalten.
Beim Diktatorspiel kann der Mitspieler den angebotenen Teilbetrag nicht zurückweisen und somit den Spieler nicht bestrafen, indem er durch eigenen Verzicht den Ertag des Spielers auf 0 setzt. Dennoch wird der Spieler dem Mitspieler zumeist einen Teilbetrag zukommen lassen. Motivation könnte das Selbstverständnis (Selbstbild) des Spielers sein: Ich bin nicht geizig. Oder aber die Hoffnung / Befürchtung, dass die Rollen beim kommenden Spiel umgekehrt sein könnten und man sich besser kooperativ zeigt.
"Wir fanden heraus, dass Frauen in der Zeit des Eisprungs weniger dazu bereit waren, mit anderen Frauen zu teilen, als in den anderen Zyklusphasen", fassen die Forscherinnen ihre Ergebnisse zusammen. Gemeinhin gaben die Frauen annähernd die Hälfte des zur Verfügung gestellten Geldbetrag an die Mitspielerin weiter. Nach dem Eisprung, also während ihrer fertilen Phase reduzierte sich dieser Anteil auf knapp ein Viertel.
Dabei ging es den Frauen offensichtlich nicht vorrangig darum, möglichst viel Ressourcen für sich zu behalten – sie wollten vielmehr den Konkurrentinnen schaden. In einem zweiten Versuch wurde den Frauen ein Auto im Wert von $ 25.000 angeboten, sofern sie akzeptierten, dass die anderen Frauen eine im Wert von $ 40.000 erhielten. Andernfalls könnten sie ein Auto für $ 20.000 erhalten, die anderen Frauen bekämen dann eines im Wert von nur $ 12.000. Fertile Frauen entschieden sich, ökonomisch unsinnig aber hierarchieorientiert, vorrangig für den preiswerteren PKW.
In eine ganz andere Richtung verlief die fertilitäts-motivierte Verhaltensänderung wenn die Frauen mit einem Mann spielten. Dann gaben sie im Diktatorspiel sogar 60% von ihrem Geldbetrag ab. Auch dies ist ökonomisch (und spieltheoretisch) eher ungewöhnlich, selbst beliebte Mitspieler erhalten gemeinhin nur knapp die Hälfte. Die Forscher erklären diese irrationale Verhalten gegenüber Männern durch eine „Flirt-Komponente“ im Verhalten fertiler Frauen.
Quellen: Durante, K.M. et al. (2014): Money, Status, and the Ovulatory Cycle. Journal of Marketing Research 51(1): 27-39. doi: http://dx.doi.org/10.1509/jmr.11.0327
Erstellt am 25. März 2014
Zuletzt aktualisiert am 25. März 2014

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