Populäres Schmerzmittel steht im Verdacht die Psyche Ungeborener zu beeinflussen
Schlucken Schwangere Paracetamol steigt das ADHS Risiko ihrer Kinder
Der Wirkstoff Para-Acetylamino-Phenol wird zur Therapie einer Vielzahl von Gesundheitsbeschwerden empfohlen, die Schmerzen bereiten und Fieber hervorrufen. Gerade Schwangere bevorzugten den „leichten" und „bewährten" Wirkstoff, da er als „sicheres Medikament“ für Mutter und Kind gilt. Eine aktuelle Studie sieht nun einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol-Arzneimitteln während der Schwangerschaft und der Wahrscheinlichkeit einer ADHS-Erkrankung des Kindes.
Paracetamol ist ein frei verkäuflicher, also in der Apotheke ohne Rezept erhältlicher Wirkstoff. Die Medikamente werden bei einer Vielzahl von Erkrankungen und Gesundheitsbeschwerden eingesetzt, bei Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Sonnenbrand und Arthrose (Muskel- und Gelenkschmerzen). In der Dreifachkombination mit Acetylsalicylsäure (ASS) und Coffein wird Paracetamol von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft zur Behandlung von Migräne und Spannungskopfschmerzen empfohlen.
Die fiebersenkende Wirkung von Paracetamol prädestiniert Medikamente mit diesem Wirkstoff zur Behandlung von Erkältungskrankheiten und Grippe. Zwar wird die Virusinfektion nicht ursächlich therapiert, aber die Symptome erhöhte Körpertemperatur sowie Gelenk- und Gliederschmerzen schwinden. Oft wird der Wirkstoff bei diesen Indikationen mit weiteren Arzneistoffen wie Antihistaminika (gegen allergische Reaktionen), Hustenlöser (tagsüber), Hustenblockern (nachts) oder Vitamin C kombiniert, um die gesamte Bandbreite der Symptome abzudecken.
So erstaunt es nicht, dass während einer aktuellen Langzeitstudie, für die Daten von 64.322 lebend geborenen Kindern und deren Müttern auswertet wurden, mehr als die Hälfte der Frauen während der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen hatten. Die Analyse ergab für die Kinder dieser Mütter ein deutlich erhöhtes Risiko (13 bis 37%) im Alter von 7 Jahren ADHS-Symptome zu zeigen. Je intensiver, häufiger oder hochdosierter, die Mütter während der Schwangerschaft mit Paracetamol therapiert wurden, um so deutlicher traten bei den Kindern die ADHS-Symptome zutage.
Diese Korrelation muss nicht zwingend einen kausalen Zusammenhang markieren. Eine ständig schmerzgeplagte Mutter kann verhaltensbedingt das Ausbilden der ADHS-Symptome bei ihrem Nachwuchs fördern, ohne dass eine durch Medikamente hervorgerufene Beeinflussung des Fötus im Mutterleib angenommen werden muss.
Auf der anderen Seite zeigen Tierexperimente, dass Paracetamol durchaus die Hormonsteuerung und damit möglicherweise auch die Gehirnentwicklung des ungeborenen Kindes beeinflusse. Darauf weisen die Autoren der Studie hin. In jedem Fall sei es notwendig, den kausalen Zusammenhang zwischen Paracetamol-Therapie der Mutter und ADHS-Risiko des Kindes zu ergründen. Derzeit gilt Paracetamol noch als sicheres Medikament, gerade auch für Schwangere.
Quellen: Liew, Z. et al (2014): Acetaminophen Use During Pregnancy, Behavioral Problems, and Hyperkinetic Disorders. Journal oft the American Medical Association (JAMA) Pediatrics, online veröffentlicht am 24.02.2014. doi:10.1001/jamapediatrics.2013.4914
Erstellt am 28. Februar 2014
Zuletzt aktualisiert am 1. März 2014

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