Schon nach einmaliger Anwendung steigt das Herzrisiko

Infarktgefahr durch Testosteron

von Holger Westermann

In den USA ist die Therapie des vermeindlich zu niedrigen Testosteronspiegels (Low-T-Syndrome) der aktuelle Renner unter Rentnern. Die Werbung verspricht den gereiften Männern unter anderem eine weiterhin straffe Muskulatur und nachhaltig stabile Potenz. Doch offensichtlich ist bereits das Nippen an diesem Jungbrunnen hoch riskant. Die Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt zu erleiden steigt schon nach einmaliger Anwendung der Testosteron-Präparate.

Das Risiko für Männer über 65 Jahren sowie für Männer mit Herzerkrankungen, die bereits therapiert werden, ist schon länger bekannt. Hier auf Menschenswetter wurde bereits darüber berichtet (s. Quellenangabe am Ende dieses Artikels). Neu ist jedoch die Erkenntnis, dass bereits wenige Anwendungen genügen, um das Herz-Kreislauf-Risiko zu erhöhen.

Ausgewertet wurden die Daten von 55.593 Männern, denen ihr Arzt erstmals ein Testosteron-Präparat verordnet hatte. Dabei zeigte sich ein relevanter Anstieg des Herzinfarktrisikos, je älter die Patienten waren, um so deutlicher. In der Gruppe > 65 Jahre ergab sich ein Anstieg um das 2,2-fache, bei den Patienten > 75 Jahre bereits um das 3,4-fache. Männer, die zum Untersuchungsbeginn jünger als 65 Jahre waren wurden in die Untersuchung eingeschlossen, sofern sie bereits wegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung in Behandlung waren. In dieser Risikogruppe war die Herzinfarktwahrscheinlichkeit um das 2,9-fache erhöht.

Noch nicht abschließend geklärt, ob das höhere Infarktrisiko unmittelbar auf die Hormon-Therapie zurückzuführen ist, oder ob die revitalisierten Männer zu einem riskanteren Lebensstil zurückgefunden hatten. Straffere Muskulatur könnte auch sportlichen Ehrgeiz stimulieren, dem das Herz nicht mehr oder noch nicht wieder gewachsen ist. Alternative Erklärungen, die sich aufgrund anderer Testosteron-Effekte anbieten, denen ebenfalls ein Risiko zur körperlichen Überanstrengung unterstellt wird, schließen die Forscher dagegen aus. Die dabei geforderte Leistung sei zumeist nicht herzgefährdend. Eher sehen sie in der unter Testosteron-Gabe ebenfalls möglichen Wesensveränderung, die zu einem riskanteren Lebensstil animiert, einen plausiblen Grund für die festgestellte Zunahme an Herzinfarkten.

Quellen:

Finkle, W.D. et al. (2014): Increased Risk of Non-Fatal Myocardial Infarction Following Testosterone Therapy Prescription in Men. PLOSone, online veröffentlicht am 29.01.2014. DOI: 10.1371/journal.pone.0085805

Westermann, H. (2013): Hormonersatztherapie steigert auch bei Männer das Infarktrisiko. Menschenswetter, online veröffentlicht am 7.11. 2013.

Erstellt am 31. Januar 2014
Zuletzt aktualisiert am 31. Januar 2014

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