Moderne Diagnose verhindert überflüssige Herzoperationen

Bei Kälte steigen Blutdruck und Infarktrisiko

von Holger Westermann

Vorsicht beim Schneeschippen, denn Frost und körperliche Anstrengung sind für Menschen mit Herz- und Kreislauferkrankungen eine hochgefährliche Kombination. Durch Arteriosklerose ohnehin schon verengte Adern ziehen sich noch mehr zusammen, Durchblutungsstörungen sind die Folge. Gleichzeitig wird vom unterversorgten Herz Höchstleistung gefordert. Erste Symptome sind starke Atemnot, Schmerzen oder Druckgefühl im Brustkorb – folgen kann eine Angina-pectoris-Attacke oder gar ein Infarkt. Doch nicht immer ist gleich eine Herzoperation notwendig.

Etwa eine Million Menschen leiden in Deutschland an verengten Herzkranzgefäßen, an einer koronaren Herzkrankheit (KHK). Bei Frost verengen sich die Gefäße noch mehr. Das Herz muss das Blut gegen einen erhöhten Widerstand pumpen, während der Herzmuskel selbst nur unzureichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Für Patienten mit bereits vorgeschädigten Herzkranzgefäßen kann das gefährlich werden. Ihnen drohen Durchblutungsstörung und Überlastung des Herzmuskels, im Extremfall sogar Herzinfarkt oder plötzlicher Herztod.

Für betroffene Patienten ist deshalb schnelle fachkundige Hilfe wichtig, wohlmöglich überlebenswichtig. Eine nuklearmedizinische Untersuchung (Myokardszintigrafie) verrät mit fast 99-prozentiger Sicherheit, wie groß die Gefahr eines Herzinfarktes ist und ob ein vorbeugender Eingriff erfolgen muss. Die Untersuchung kann kurzfristig ambulant durchgeführt werden und macht sichtbar, ob und wie stark die Nährstoffversorgung des Herzmuskels eingeschränkt ist. Dazu erhält der Patient ein schwach radioaktiv markiertes Medikament in die Vene gespritzt, das sich vorübergehend im Herzmuskel anreichert und die Sauerstoffsättigung widerspiegelt. „So können wir das Ausmaß der Durchblutungsstörung bestimmen“, erläutert Professor Dr. med. Detlef Moka, 1. Vorsitzender des Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN). „Unnötige Eingriffe im Herzkatheter können sich vermeiden lassen, wenn die Myokardszintigrafie zeigt, dass eine Verbesserung der Durchblutung dadurch nicht zu erzielen ist.“

Laut einer aktuellen Studie an 266 Patienten beträgt die Wahrscheinlichkeit, als KHK-Patient trotz normaler Myokardszintigrafie innerhalb der nächsten zwölf Jahre einen Herzinfarkt zu erleiden, jährlich nur 1,2 Prozent. Eine zuverlässige Diagnose verhindert unnötige Herzoperationen, die auch heutzutage noch ein erhebliches Risiko darstellen. Ärzte erkennen, ob eine Lebensstiländerung vorerst ausreicht, ob Herzmedikamente hinreichend helfen oder ob eine operative Gefäßerweiterung oder Bypass-Operation notwendig sind.

Quellen:

Ottenhof, M.J.M. et al. (2013): 12-Year outcome after normal myocardial perfusion SPECT in patients with known coronary artery disease. Journal of Nuclear Cardiology 20(5): 748-754

Erstellt am 16. Januar 2014
Zuletzt aktualisiert am 16. Januar 2014

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