Wetter

Staubtrockene Luft

von Holger Westermann

Derzeit zieht ein Regengebiet von Nordwesten her über Mitteleuropa hinweg. Das ist noch nicht zwingend das Ende des Sommerwetters, aber wochenlang wolkenlosen Himmel wird es hierzulande heuer (dieses Jahr) wohl nicht mehr geben. Sehr trockene Luft, die über die Atemluft dem Körper große Mengen Feuchtigkeit entzieht, ist erst wieder im Winter zu erwarten. Denn nicht nur im Sommer, sondern auch bei Kälte ist die Luft „staubtrocken“.

Trockene Luft ist im Sommer sehr viel angenehmer als feuchte. Hohe Luftfeuchte führt zu unangenehmer, für einige Menschen auch gesundheitsgefährdender Schwüle. Ist die Luft heiß aber trocken, verdunstet der Schweiß auf der Haut und kühlt dabei den Körper. Physiologisch ist dann alles in Ordnung, so lange hinreichend Wasser getrunken wird. Bei Schwüle rinnt der Schweiß den Körper hinab ohne zu verdunsten, der kühlende Effekt bleibt aus, dennoch verliert der Körper große Mengen Wasser. Für den Körper bedeutet das Stress: Überhitzung und Austrocknung ist eine enorme Herausforderung für das Herz-Kreislaufsystem. Denn durch den Wasserverlust wird die Blutmenge geringer und das Blut dickt ein, es bedarf einer größeren Kontraktionsleistung (Kraftentfaltung beim Zusammenziehen des Herzmuskels). Parallel dazu hat der Körper den Durchmesser der Adern geweitet, um mehr Blut an der durch Schweiß gekühlten Hautoberfläche vorbei zu führen. Mit einer geringeren Blutmenge, die relativ zähflüssig geworden ist, und weit gestellten Adern lässt sich nur schwer ein hinreichender Blutdruck aufbauen, um Herz, Hirn und Muskulatur hinreichend mit Sauerstoff und Zucker zu versorgen. Menschen mit ohnehin geschwächtem Herz (Herzinsuffizienz) leiden unter solchen Wetterbedingungen. Deshalb ist trockene Hitze (oder Kälte) oft besser zu ertragen als Schwüle.

Früher galten Landstriche ohne Niederschlag als „trocken“, heutzutage wollen es die Meteorologen schon etwas genauer wissen. So liefert METEOSAT 9, der modernste Satellit der METEOSAT-Baureihe, ein „Staubkomposit“. Durch die Analyse einer Vielzahl spektraler Kanäle, Wellenlängenbereiche des Lichts, wird Staub und andere Luftbestandteile sichtbar gemacht. Unterschieden werden Wasserdampf (bodennah oder in größerer Höhe, in Form von Nebel, Niederschlag, Wolken) und Staub (Staubkorngröße). So ist derzeit über dem Ostatlantik vor der Küste Afrikas ein nahezu perfektes Tiefdruckgebiet zu erkennen, dessen Ausläufer sich über Mitteleuropa hinweg bewegen. Demgegenüber sind das Mittelmeer und größere Gebiete vor der Iberischen Halbinsel wolkenfrei, aber auch weitgehend staubfrei.

Im Wortsinn „staubtrocken“ ist es dagegen auf der Arabischen Halbinsel und im Norden Afrikas. Hier ist kaum Feuchtigkeit aber sehr viel Staub, in erster Linie feiner Saharsand, in der Luft. Dieser Sand kann bei Südlagen bis über die Alpen verfrachtet werden, bei Ostlagen auch über den gesamten Atlantik hinweg bis ins Amazonasgebiet. Doch dazu muss die Luft staubtrocken sein, ansonsten klumpen die feinen Sandstaubpartikel zusammen und fallen frühzeitig zu Boden.

Quellen:

Dipl.-Met. Martin Jonas: Staubtrocken. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 18.08.2013

Erstellt am 19. August 2013
Zuletzt aktualisiert am 19. August 2013

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