Neue Informationsbroschüre vom Robert Koch Institut und dem Statistischen Bundesamt

Jede zweite Frau und jeder dritte Mann über 60 leiden unter Arthrose

von Holger Westermann

Die demographische Entwicklung der Gesellschaft ist auch ein Beleg für den Erfolg moderner Medizin. Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Lebensalter, bei vergleichsweise guter Gesundheit. Doch dem Elan der jungen Alten steht oft die Einschränkung ihrer Beweglichkeit entgegen. Erste Anzeichen einer Arthrose werden zumeist durch Schonung betroffener Gelenke überspielt, zumal sie zunächst nur am Morgen schmerzen. Sobald sich aber eine Empfindlichkeit gegenüber Wetterwechsel oder nasskalte Witterung einstellt, hat der Gelenkknorpel schon deutlich Schaden genommen. Und je älter die Menschen sind, um so größer wird der Anteil Betroffener. Darauf weist die aktuelle Broschüre „Gesundheitsberichterstattung des Bundes“ zum Thema Arthrose hin.

Die tatsächliche Verbreitung von Arthrose in der Bevölkerung (Prävalenz) wird höchst wahrscheinlich unterschätzt, da viele ältere Menschen die Beschwerden für eine übliche Alterserscheinung halten und deshalb nicht eigens einen Arzt aufsuchen. Doch auch die offiziellen Zahlen, die sich auf ärztliche Diagnosen nach klinischen, radiologischen und anamnestischen Kriterien stützen, sehen einen direkten Zusammenhang zwischen Lebensalter und Wahrscheinlichkeit eine Arthose zu entwickeln.

So tritt Arthose bei jungen Menschen vor dem 30. Lebensjahr nur mit einer Häufigkeit von 1,6 % auf. Bis zum 50. Lebensjahr sind 14,9% betroffen (16,6% bei Frauen; 13,3% bei Männern). Im sechsten Lebensjahrzehnt leiden bereits rund ein Drittel der Frauen und knapp ein Viertel der Männer unter Arthrose. Ab dem 60. Lebensjahr waren gut die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer betroffen. Aufgrund von Familienanamnesen, einer systematische Befragung zu akuten Beschwerden und zum Lebensstil aber auch zur gesundheitlichen Vorgeschichte des Patienten und seiner Verwandtschaft, kann von einer genetischen Veranlagung zur Arthrose ausgegangen werden. Dabei sind offensichtlich Arthrosen an Hand- und Hüftgelenken eher genetisch vorherbestimmt als Arthrosen an Kniegelenken.

Eine Arthrose beginnt als lästige Funktionseinschränkungen eines Gelenks. Schmerzen treten zunächst nur bei „ungeschickten“ Bewegungen auf, wenn man die zumeist unbewusst gepflegte Schonhaltung verlässt. Typisch sind auch Anlaufschmerzen am Morgen, denen aber oft keine Bedeutung beigemessen wird. Doch aufgrund fortgeschrittener Zerstörung des Knorpels werden die schmerzhaften Phasen häufiger und dauern zunehmend länger. Entzündet sich die Gelenkinnenhaut (Begleitsynovialitis) schwellen die betroffenen Gelenke deutlich an. „Weitere Symptome sind Überwärmung, Rötung, Schmerzen, Spannungsgefühle und Bewegungseinschränkungen. Zudem sind Wetterfühligkeit sowie Empfindlichkeiten gegen- über Kälte und Nässe relevante Symptome. Phasen mit und ohne Symptome sind in diesem Stadium typisch und können über Jahre anhalten.“ erläutert die Autorin der Informationsbroschüre Arthrose – Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 54 das typische Voranschreiten der Gelenkerkrankung.

Um in dieser Phase der Arthrose noch entgegen zu wirken, das Voranschreiten der Erkrankung zumindest zu verzögern, bedarf es besonderer Achtsamkeit bei der Gelenkbelastung. Ein vollständiger Verzicht auf Bewegung wäre eher schädlich als nützlich. Regelmäßige körperliche Aktivität hilft sowohl dem noch intakten als auch dem bereits geschädigten Knorpel. Das Knorpelgewebe wird nicht durch Blutgefäße versorgt, alle Nährstoffe gelangen durch Diffusion (Transport von Zelle zu Zelle) an die Knorpelzellen. Die Bewegung der Gelenke walkt den Knorpel und unterstützt damit den Nährstofftransport. Darüber hinaus werden die gelenkumschließenden Muskeln und Sehnen gestärkt. Geeignet sind beispielsweise Sportarten, die auf abrupte Bewegungen oder traumatischen Belastungen der Gelenke (Schläge, Stopps, Sprünge) verzichten. Als empfehlenswert nennt die Informationsbroschüre Schwimmen, Radfahren, Wandern, Walking, Aquajogging oder Skilanglauf. Bei Arthrose am Kniegelenk könne auch eine Reduktion des Körpergewichts den Leidensdruck verringern.

Quellen:

Rabenberg, M. (2013): Arthrose – Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 54. Herausgeber Robert Koch Institut; Statistisches Bundesamt.

Erstellt am 26. Juni 2013
Zuletzt aktualisiert am 26. Juni 2013

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Zwischenfrühling

Sonnenschein, Wärme an langen lichten Tage dieser Frühlingsdreiklang lockt hierzulande in den kommenden Tagen ins Freie. Das nasskalte Wetter weicht angenehmer Witterung. Für die Mehrzahl wetterempfindlicher Menschen eine Wohltat - leider wird auch der Pollenflug stimuliert. weiterlesen...


Beschleunigte Alterung der Gehirne erwachsener Frauen nach traumatiesierender Erfahrung in der Kindheit

Erleiden Mädchen emotionale, sexuelle oder physische Gewalt, müssen sie als Frauen mit einem höheren Risiko für Depressionen, Angststörungen, Fibromyalgie, Herzkreislauf - und Stoffwechselerkrankungen leben. Forscher der Charité Berlin haben nun einen weiteren neurologischen Effekt erkannt. weiterlesen...


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...