Wetter

Wechsel der Windrichtung bringt Erfrischung

von Holger Westermann

Gegensätzlicher könnte das Wetter in Deutschland nicht sein: während die Höchsttemperatur in der letzten Woche bei sonnigem, schwülheißem Wetter vielerorts über 30°C lag, erreicht sie in dieser Woche bei häufig wolkigem und durchweg windigem Wetter nur knapp 20°C. Der Wind hat gedreht, metaphorisch wie realiter.

Ausschlaggebend war ein Wechsel der Windrichtung. Das subtropische Wetter der vergangenen Woche bewirkte ein Tiefdruckgebiet über Frankreich und ein Hochdruckgebiet über Osteuropa. In Tiefs zirkulieren die Luftmassen entgegen dem Uhrzeigersinn um das Durckminimum, in Hochs dreht sich die Luft im Uhrzeigersinn um das Druckmaximum. So lag Mitteleuropa in einer stabilen südlichen Strömung, die heiße Saharaluft heranführte. Über dem Mittelmeer und den mit Feuchtigkeit gesättigten Landschaften nördlich der Alpen konnte sie reichlich Feuchtigkeit aufnehmen. Hierzulande litten nicht nur wetterempfindliche Menschen unter extremer Schwüle bei über 35°C.

Auch derzeit moduliert ein Tiefdruckgebiet das Wetter über Mitteleuropa. Es liegt aber deutlich weiter im Norden als sein Vorläufer der letzten Woche und zieht von den Britischen Inseln in Richtung Skandinavien. Je weiter es auf diesem Weg voran kommt, um so stärker gerät Mitteleuropa an seine Südwestflanke. Aufgrund der Zirkulation entgegen dem Uhrzeigersinn dreht der Wind auf Nordwest bis Nord. Die Luft strömte nun vom kalten Nordatlantik über Frankreich, auf diesem Weg kann sie sich kaum erwärmen. Die gespeicherte Bodenwärme ließ aber mancherorts das Thermometer noch einmal über 20°C steigen.

Gleichzeitig dehnt sich das Azorenhoch Richtung Westeuropa aus. Die Verhältnisse kehren sich also gegenüber letzter Woche genau um: letzte Woche lag das Hoch im Osten und das Tief im Westen, nun liegt das Hoch im Westen und das Tief im Nordosten. Zwischen diesen beiden Druckgebilden etabliert sich eine stabile Nordströmung, die kalte Polarluft heranführt. Dadurch geht die Temperatur spürbar zurück. Höchstwerte zwischen 13 und 19°C zwingen zu wärmender Kleidung, nachts wird es mit 5 bis 10°C sehr frisch.

Diese Strömungskonstellation bleibt in den kommenden Tagen stabil. Auch wärmegedämmte Häuser können wieder auskühlen. Gerade in dicht bebauten Städten haben sich während der Hitze die Gebäude gegenseitig aufgeheizt. Wer versuchte durch Lüften Linderung zu erreichten, ließ die schwülheiße Luft herein und heizte damit die eigenen vier Wände zusätzlich von innen auf. Derzeit bewirkt Lüften wieder einen erfrischenden Luftwechsel im Heim. Die Abkühlung kommt insbesondere den wetterempfindlichen Menschen zu Gute, die unter Schlafproblemen leiden. Ihnen gelingt aufgrund der Abkühlung nun besser ein- und durchzuschlafen.

Quellen:

Dipl.-Met. Johanna Anger: Auf die Windrichtung kommt es an. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 24.06.2013

Erstellt am 24. Juni 2013
Zuletzt aktualisiert am 24. Juni 2013

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