European Society of Hypertension (ESH) und die European Society of Cardiology (ESC) überarbeiten die medizinische Leitlinie
Identische Blutdruck-Zielwerte für alle Patienten
Die Hypertonietherapie kannte bisher zwei Klassen von Patienten: Menschen, die ausschließlich an zu hohem Blutdruck litten und Menschen, deren Bluthochdruck mit Diabetes, kardiovaskulären Vorerkrankungen oder Nierenschäden einher gingen. Zudem wurde nun auch das Alter der Patienten bei der Definition des angestrebten Therapieerfolgs berücksichtigt.
In der letzten Leitlinie aus dem Jahr 2007 wurde für Hochrisikopatienten mit bekannten Organschäden noch ein Zielwert von 130/80 mmHg (systolischer / diastolischer Blutdruck) angegeben. Jetzt gilt für alle Patienten gleichermaßen das Ziel den systolischen Blutdruck auf 140 mmHg zu senken. Sind die Patienten über 80 Jahre alt, soll ein systolischer Blutdruck von 160 mmHg bereits hinreichend niedrig sein. Gerade bei Typ-2-Diabetikern hatte sich gezeigt, dass eine exzessive Blutdrucksenkung den Menschen eher schadet als nutzt. Insbesondere die Nieren wurden durch den massiven Einsatz starker Medikamente in Mitleidenschaft gezogen.
In der 2013 überarbeiten Leitlinie empfehlen die Autoren bei Menschen mit Diabetes Typ 2 und erhöhten Blutdruckwerten 130-139/85-89 mmHg auf eine Änderung des Lebensstils hinzuwirken, um damit die Hypertonie in den Griff zu bekommen. Eine moderate Reduktion des Körpergewichts und regelmäßige, wenn auch nur mäßige Bewegung können zumeist den selben positiven Effekt erzielen wie Medikamente.
Auch das Vertrauen in die Eigenverantwortung der mündigen Patienten ist offensichtlich gestiegen. Die Autoren der Leitlinie trauen den Patienten nun zu, ihre Blutdruckwerte zuverlässig selbst bestimmen zu können. Nur die Messung bei Nacht sollte weiterhin ausschließlich durch einen Arzt erfolgen. Grund dafür ist unter anderem, dass die Patienten so ihren natürlichen Blutdruck messen, bei dem die alltäglichen Risikosituationen sowie der Einfluss weiterer Erkrankungen auf den Blutdruck mit abgebildet wird. Das sei diagnostisch von höherem Nutzen als die vermeintlich größere Messgenauigkeit in der Arztpraxis.
Die Autoren der Studie geben keine Empfehlung zur Wahl der geeigneten Medikamente, um den Blutdruck-Zielwert bei den Patienten zu erreichen. Auch die Klassifikation in ersten, zweiten oder dritten Wahl, die einer solchen Empfehlung sehr nahe kam, wird nicht mehr aufgestellt. So wurde auch hier Raum geschaffen für eine gemeinsame Gestaltung der Therapie durch Patient und Arzt. So können zukünftig die Bedürfnisse der Patienten auch bei leitlinientreuer Therapiegestaltung weitgehend berücksichtigt werden.
Quellen: Parkhill, T. (für ESH); Partarrieu, J. (für ESC) (2013): 2013 ESH/ESC Guidelines for the management of arterial hypertension - Landmark clinical Guidelines introduced at Europe’s biggest blood pressure conference in Milan.
Erstellt am 18. Juni 2013
Zuletzt aktualisiert am 18. Juni 2013

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