Wetter

Bei schwüler Hitze besser baden gehen

von Holger Westermann

Das Tief "Manni" führt derzeit sehr warme Luft aus der Sahara und dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa. Die 25°C Grenze erreichte gestern den Main und verlagert sich sukzessive nach Norden. In den kommenden Tagen steigt die Temperatur in Deutschland und Österreich auf über 30°C, örtlich auch bis zu 37°C. Dabei wird es aufgrund der enormen Bodenfeuchte, die in die trockenheiße Luft gesaugt wird, vielerorts unangenehm schwül. Dadurch kann die medizinisch wirksame, gefühlte Temperatur 40°C übersteigen. Schweiss rinnt den Körper hinab, ohne die Haut zu kühlen. Effektive Erfrischung schafft nur ein Bad.

Drückend ist die aktuelle Hitzewelle, da sie von einer unangenehmen Schwüle begleitet wird. Insbesondere in Städten entlang von Flüssen, am Rande von Seen oder Überschwemmungsgebieten ist die Kombination aus hoher Luftfeuchte und Reflexion der Wärmestrahlung an Hauswänden schwer erträglich. Dabei rührt sich nur gelegentlich etwas Wind, der aber aufgrund der hohen Lufttemperatur kaum Linderung bewirkt. Zumindest trocknet der warme Wind den Schweiss und schafft durch die Verdunstung ein wenig Kühlung. Ansonsten gilt es derzeit die Wärmebelastung der Körpers gering zu halten, indem beispielsweise direkter Kontakt zum Sonnenlicht gemieden wird. Doch auch Mauern und Fensterscheiben reflektieren die Wärmestrahlung (Infrarotstrahlung), so dass sogar Sonnenbrand im Schatten möglich ist.

Mehr als 17 Stunden scheint derzeit die Sonne, kaum eine Wolke dämpft die Wärmestrahlung. Und aufgrund der Schwüle kann der Schweiss nicht mehr kühlen, denn die Luft nimmt keine Feuchtigkeit mehr auf. So muss der geplagte Mensch das Kühlmittel wechseln. Wenn die Luft nicht mehr dazu taugt, hilft nur noch untertauchen. Ein Bad, für den ganzen Körper oder nur die Füße, unterstützt die Wärmeableitung. Dabei sollte keine zu kühle Wassertemperatur gewählt werden, denn dann ziehen sich die Blutgefäße der Haut zusammen und damit wird die Ableitung der Körperwärme unterbunden. Der Wärmeaustausch erfolgt nur mittelbar über die Hautoberfläche. Unmittelbar ist es das Blut, das erwärmt aus der Körpermitte an die Haut strömt, dort abgekühlt und wieder zurück fließt.

Im Freibad oder in Badeseen ist diese Abkühlung attraktiver Bestandteil des gesamten Freizeitvergnügens. Getrübt wird die Freude wohlmöglich durch einen Sonnenbrand. Deshalb ist gerade um die strahlungsintensive Mittagszeit das Baden keine gute Idee. Im Wasser wird der Körper zwar gut gekühlt, die Reflexionen der Wasseroberfläche verstärken aber das Strahlungsrisiko für die Haut. Besser ist es das Baden im Freien bereits am Vormittag oder erst am späten Nachmittag zu genießen.

Tagsüber helfen feuchte Umschläge im Nacken oder fürs Gesicht, ein Fußbad oder kühles (nicht kaltes) Wasser über Unterarme und Hände rinnen zu lassen. Ansonsten ist es gut die Hitze garnicht erst ins Haus zu lassen. Lüften hilft nur, wenn es draussen noch oder schon wieder kühl ist. Ansonsten drängt mit der aufgeheizten Luft auch die Schwüle herein.

Wetterempfindliche Menschen leiden unter dem sehr schnellen und drastischen Anstieg der gefühlten Temperatur. Darunter sind derzeit auch viele junge Frauen, die mit einem eher zu niedrigen Blutdruck leben. Hitze und Schwüle verstärken die Symptome, denn die Blutgefäße weiten sich und der Blutdruck sinkt noch tiefer. Im Extremfall kommt nicht mehr genug Sauerstoff im Gehirn an. Motivations- und Leistungsschwäche (körperlich genauso wie geistig) aber auch Schwindelanfälle bis hin zu plötzlichen Stürzen sind die Folge. Genau diese Beschwerden können aber auch bei Patienten mit zu hohem Blutdruck auftreten, die mit Medikamenten eingestellt wurden. Durch den Wasserverlust beim Schwitzen sinkt der Blutdruck stärker, als es durch die Medikamententherapie beabsichtigt war. Auch deshalb, aber auch um die Nieren zu schützen, ist es wichtig bei diesem schwülwarmen Wetter viel Wasser zu trinken. Das kann durchaus auch in Form von Früchte- oder Kräutertee sowie Fruchtsaftschorle erfolgen, dann schmeckt es besser.

Quellen:

Dipl.-Met. Martin Jonas: Am Sonntag war mein Süßer ... . Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 17.06.2013

Erstellt am 17. Juni 2013
Zuletzt aktualisiert am 17. Juni 2013

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