Wetter

Mitteleuropäischer Sommermonsun

von Holger Westermann

Die aktuelle Wetterlage mit lang anhaltendem Starkregen und flächendeckenden Überschwemmungen erinnert als Landschaftsbild stark an den indischen Monsun. Dabei werden Jahr für Jahr weite Teile des indischen Subkontinents vom Regen regelrecht geflutet. Meteorologen bezeichnen als „Monsun“ aber nicht die vom Himmel stürzenden Wassermassen, sondern den Wind, der mit den Jahreszeiten die vorherrschende Richtung um mindestens 120° ("Monsunwinkel") wechselt. Das gilt in diesem Jahr auch für Mitteleuropa.

Erwärmt sich im Frühsommer das europäische Festland nördlich der Alpen stärker als der Atlantik, steigt die erwärmte Luft auf und saugt feuchte Meeresluft an. Daraus resultieren ergiebige Niederschläge, die früher tatsächlich „Europäischer Monsun“ genannt wurden. Heutzutage sprechen Meteorologen von einer „die allgemeine Westströmung überlagernden monsunalen Drehung des Windvektors“. Diese Bezeichnung ist sicherlich deutlich präziser, aber leider nicht annähernd so griffig formuliert wie der vormals etablierte Begriff.

In diese Kategorie fallen auch die Extremwetterlage vom 31.05.2013 sowie die derzeit noch andauernde Unwetterlage. Während ein Hochdruckgebiet bei den Britischen Inseln trockene und relativ kühle Luft südwärts drängte, führte ein Tiefdruckgebiet über Frankreich an seiner Vorderseite feuchtwarme, subtropische Luft nach Mitteleuropa. Je weiter die vergleichsweise leichte feuchtwarme Luft voran kam, um stärker wurde sie auf die schwerere Kaltluft geschoben und dabei angehoben. Je höher mit Feuchtigkeit gesättigte Luft steigt, um so stärker kühlt sie ab (rund 1°C pro 100m) und kann dann nicht mehr so viel Wasser tragen. Die Folge waren kräftige Schauer und Gewitter, die örtlich Unwettercharakter entfalteten und letztendlich die Überschwemmungen hervorriefen.

So ähnlich entsteht auch der Monsun im indischen Ozean. Mit dem Sommer wird die Landmasse des Subkontinents schneller erwärmt als das Meer und saugt mit einer Südwest-Strömung feuchte Luft an. Bei Kontakt mit dem Festland, spätestens im Stau des Himalaya, regnet die Feuchtigkeit vollständig ab. Im Winter dreht sich der Wind, er weht nun trockenkalte Bergluft aus Nordost vom Land aufs Meer hinaus. Glücklicherweise sind solche extremen jahreszeitlichen Schwankungen der Regenmenge hierzulande eher die Ausnahme als die Regel.

Quellen:

Dipl.-Met. Thomas Ruppert: Sommermonsun? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 10.06.2013

Erstellt am 10. Juni 2013
Zuletzt aktualisiert am 10. Juni 2013

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