Die kurzfristigen Folgen sind am nächsten Morgen zu spüren, die langfristigen schaden der Gesundheit nachhaltig

Schlafmangel schädigt Atmung, Herz und Kreislauf

von Holger Westermann

Schon zwei Nächten mit zu wenig Schlaf, ob nun durchgearbeitet oder durchgefeiert, beeinträchtigen die Gesundheit. Das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen steigt, die Elastizität der Gefäße lässt nach und die Atmung entwickelt Anzeichen für eine Schlafapnoe. Doch es gibt auch ermutigende Ergebnisse: Wird wieder ausreichend Schlaf nachgeholt, wirkt sich diese Erholung unmittelbar positiv aus.

Schlafmangel schadet der Gesundheit und steht unter anderem im Verdacht, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu erhöhen. Hinweise auf zugrundeliegende Mechanismen haben britische Forscher nun in einer kleinen Studie gefunden. Bei acht gesunden jungen Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren wurde die Funktionen von Gefäßen und Atmung untersucht, einmal nachdem sie ausreichend geschlafen (2 Nächte jeweils 8 Stunden) hatten und ein andermal nachdem sie deutlich zu wenig geschlafen hatten. sowie zu wenig Schlaf erhalten hatten (3 Nächte jeweils 4 Stunden). „Wenn akuter Schlafmangel über einen langen Zeitraum wiederholt auftritt, könnte die Gesundheit der Gefäße zunehmend gefährdet werden und letztlich zur Entwicklung von Herz-Kreislauferkrankungen führen“, erläuterte Dr. Keith Pugh von der University of Birmingham den Forschungsansatz der Studie.

Zwei Nächte hintereinander mit nur vier Stunden Schlaf reduzieren die Elastizität und damit die blutdruckausgleichende Funktion der Blutgefäße und beeinträchtigt zudem die unbewusste Kontrolle über die Atmung im Schlaf. Symptome einer beginnenden Schlafapnoe traten auf. Diese von Atemaussetzern während des Schlafs und nachfolgenden Atemnotattacken gekennzeichnete Schlafstörung steht im Verdacht mittelfristig schwerwiegende Herz-Kreislauf-Beschwerden hervorzurufen. Nach einer dritten Nacht mit entsprechend wenig Schlaf verbesserten sich die Werte der Gefäßfunktion jedoch wieder auf das Normalmaß. Die Forscher gehen davon aus, dass dieser Effekt auf eine Anpassungsreaktion des Körpers auf akuten Schlafmangel zurückzuführen ist. Durften die Studienteilnehmer dagegen fünf Nächte hintereinander bis zu zehn Stunden schlafen, verbesserte sich bei ihnen sowohl die Gefäßfunktionen als auch die Atmungskontrolle.

Pugh und seine Kollegen gehen davon aus, dass ein immer wieder auftretender Schlafentzug über mehrere Nächte die Blutgefäße und Atmung nachhaltig schädigen wird. Ausgedehnter Schlaf scheint dagegen einen lindernden Effekt auf die Beschwerden und Symptome zu haben. Die sehr kleine Studie liefert sicherlich noch keine abschließende Erkenntnis zum Einfluss von ausgedehnten Schlafmangelepisoden auf Herz-Kreislauf und Atmung sowie auf das Risiko dauerhaft eine Schlafapnoe auszubilden. Anlass für eine größere Sorgfalt bei der Bemessung von Schlafzeiten bieten die Studienergebnisse aber sicherlich. Dabei sollte in jedem Fall auch der Einfluss des Wetters auf die Schlafqualität aber auch auf Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen, Angina pectoris aber auch Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD berücksichtigt werden.

Quellen:

Pugh, K. et al. (2013): The Effects of Sleep Restriction on the Respiratory and Vascular Control. Experimental Biology 2013 meeting vom 20.-24. April 2013 in Boston, Posterpräsentation: B502 930.25

Erstellt am 23. April 2013
Zuletzt aktualisiert am 23. April 2013

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