Art der Aufgabenstellung hat großen Einfluss auf Motivationsqualität

Wer fehlerfreie Leistung bringen will, sollte Stress vermeiden

von Holger Westermann

Wer dagegen an einem optimalen Ergebnis interessiert ist, der kann offensichtlich besser mit psychischem Druck umgehen ohne dabei Leistungsfähigkeit einzubüßen. Was zunächst nach zwei Seiten der selben Medaille aussieht, beruht auf unterschiedlichen Motivationstypen: der Annäherungs- und der Vermeidungsmotivation. Bei der Annäherungsmotivation ist das erstrebte Ziel der Ansporn, ein Arbeitsergebnis oder positive soziale Resonanz. Bei der Vermeidungsmotivation liegt der Fokus dagegen auf dem Verhindern von Fehlern (und deren Folgen) oder dem Umgehen von sozialer Zurückweisung. Je nachdem, aus welcher Motivation der Leistungswille seine Energie bezieht, gelingt es besser oder weniger gut mit den Folgen von Stress umzugehen.

Wer für seine Aufgaben alle Zeit der Welt zur Verfügung hat oder dies glaubt, hat große Schwierigkeiten sich hinreichend zu motivieren. Ein wenig Zeitdruck ist zumeist ganz hilfreich, um mit der notwendigen Ernsthaftigkeit ans Werk zu gehen. Andererseits kann extremer Termindruck auch destruktiv wirken, zuviel Stress hemmt die Leistungsfähigkeit. Psychologen der israelischen Ben-Gurion-Universität des Negev in Be'er Scheva (Israel) interessieren sich dafür, wie sich unter Stress die unterschiedliche Qualität der Motivation auf das Arbeitsergebnis auswirken.

Für ihre Studie teilten sie rund dreihundert Freiwillige in vier Gruppen auf, die unterschiedliche Test-Aufgaben zu lösen hatten. Zwei Gruppen (A & B) mussten die Aufgaben unter Zeitdruck erledigen, die beiden anderen (C & D) hatten beliebig viel Zeit dazu. Für alle Testteilnehmer galt das Ziel möglichst viele Punkte zu erreichen. Die Gruppen A & C konnten dazu für jede korrekte Antwort Pluspunkte sammeln, eine falsche Antwort hatte keine weiteren Folgen. Dadurch sollte die Annäherungsmotivation stimuliert werden. In den Gruppen B & D starteten die Teilnehmer mit einem Punkteguthaben und für jede falsche Antwort wurde ein Punkt abgezogen. So wurde eine Vermeidungsmotivation provoziert.

Kurzfristig erwies sich die Vermeidungsmotivation als durchaus effektiv, die Konzentration stieg an. Langfristig erwies sich dieser Motivationstyp aber als kontraproduktiv. Mit jedem Misserfolg verringerte sich der innere Ansporn, das allgemeine Wohlbefinden sank ab und damit auch Leistungsbereitschaft und –fähigkeit. Je drängender der Zeitdruck empfunden wurde, um so deutlicher fiel der Effekt aus. Dabei war es unerheblich, ob die Testaufgaben eher analytische oder eher kreative Fähigkeiten erforderten.

Bei Annäherungsmotivierten wirkte sich der Zeitdruck dagegen nicht so deutlich aus. "Zeitdruck schadet der Leistungsfähigkeit am stärksten, wenn die Menschen vermeidungsmotiviert sind", so das Fazit von Prof. Dr. Marieke Roskes, der Erstautorin der Studie.

Das sollten auch Vorgesetzte berücksichtigen, wenn sie ihren Mitarbeitern Fristen setzen. Liegt der Schwerpunkt einer Aufgabe auf Fehlervermeidung, beispielsweise in der Buchführung oder Projektkalkulation, führt weniger Stress zu besseren Ergebnissen. Zudem kann ein Blick auf die aktuelle Wettersituation helfen zusätzliche Stressoren zu identifizieren. Menschenswetter bietet eine zuverlässige Prognose an, wann mit allgemein geringerer Motivations- und Leistungsfähigkeit und einer Zunahme von Konzentrationsproblemen zu rechnen ist - bei den Mitarbeiten und bei deren Vorgesetzten.

Quellen:

Roskes, M. et al. (2013): Time Pressure Undermines Performance More Under Avoidance Than Approach Motivation. Personality and Social Psychology Bulletin, online veröffentlicht am 02.04.2013. doi: 10.1177/0146167213482984

Erstellt am 17. April 2013
Zuletzt aktualisiert am 17. April 2013

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