Wetter
Nordatlantik-Oszillation, der Winterwetterwettstreit
Abgesehen von ein paar unentwegten Wintersportenthusiasten, sehnen sich die Menschen nach Sonne, Wärme – und einem Ende der andauernden Schneefälle. Anfang März noch lockten Sonne und ansteigende Temperatur, nun verzögern kräftige Kaltlufteinbrüche aus Norden oder Osten den Frühlingsbeginn. Verantwortlich für das Pulsieren der Witterung ist die Nordatlantik-Oszillation (NAO), das winterliche Ringen zwischen Islandtief und Azorenhoch um den Einfluss auf das Wetter in Mitteleuropa.
Für Meteorologen ist die NAO das spannende, das interessante Wetterphänomen der nördlichen Hemisphäre im Winterhalbjahr. Sie beschreibt die Dynamik des Druckunterschieds zwischen dem Islandtief (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn)und dem Azorenhoch (Luftströmung im Uhrzeigersinn). Sind beide Luftdruckzentren stark ausgeprägt und weisen daher einen großen Luftdruckunterschied auf, so entsteht eine sehr kräftige westliche Strömung über dem Atlantik bis nach Mitteleuropa. Diese führt dann meistens verhältnismäßig warme und feuchte Luft heran. Kräftige Niederschläge als Regen oder Schnee, begleitet von heftigen Stürmen sind die Folge. In Südeuropa und rund ums Mittelmeer überwiegt der Einfluss des Azorenhochs. Bei östlicher Strömung herrscht weitestgehend kühles und trockenes Wetter. Meteorologen registrieren einen positiven NAO-Index.
Bei einem negativen NAO-Index sind das Azorenhoch sowie auch das Islandtief schwach ausgeprägt. Geringe Druckgegensätze über Mitteleuropa erzeugen eine nur schwache Westströmung. Als Folge kann sich das Russlandhoch weit nach Westen ausbreiten. Atlantische Tiefausläufer werden blockiert und werden nach Süden abgelenkt. Vom Atlantik kommend ziehen sie dann meistens über Spanien in den Mittelmeerraum. Während es dort intensiv regnet, wird Mitteleuropa von kalter Luft aus Nord- bzw. Osteuropa mit zeitweiligen Schneefällen heimgesucht.
Bis Mitte Dezember spielen Islandtief und Azorenhoch keine Rolle für das Wettergeschehen in Mitteleuropa, der NAO-Index war negativ. Das milde Weihnachtstauwetter zeigte den Wechsel zum positiven NAO-Index an, danach schwankte die Durckdifferenz zwischen Azorenhoch und Islandtief, der Index wechselte ständig vom Minus zum Plus zum Minus und so fort. Auch das Wetter präsentierte sich wechselhaft. Ein ausgeprägtes Hoch über Skandinavien breitete sich zeitweilig weit nach Süden aus und blockierte die Tiefausläufer. Über Deutschland und Österreich konnte sich der Spätwinter mit gebietsweise sehr kalter Luft und Schneefällen festsetzen.
Das Wetter der Wintersaison 2012/2013 folgt dem NAO-Index, wie es das meteorologische Lehrbuch vorhersagt. Da sich der Index nur träge ändert, ist auf Basis des aktuellen Trends bereits eine qualitative Wetterprognose für die kommende Woche möglich: Es bleibt weiterhin eher winterlich. Die Wintersportler wird es freuen, alle anderen mögen sich grämen. Doch es hilft nichts, beim Wettstreit um die Luftdruckverteilung im Nordatlantik sind wir nur Zuschauer, weder Mitspieler noch Schiedsrichter.
Quellen: Dipl.-Met. Lars Kirchhübel: Warum hält sich der Winter dieses Jahr so lange und warum strömt die Luft verhältnismäßig oft aus Norden bzw. Osten zu uns? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 18.03.2013
Erstellt am 18. März 2013
Zuletzt aktualisiert am 18. März 2013

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