Wetter
Zum Schnee nun auch noch Eisregen und Blitzeis
Die weiße Winterlandschaft unter geschlossener Schneedecke erfreut romantische Naturen und Wintersportbegeisterte. Die angekündigten Tage mit Eisregen und Blitzeis werden dagegen kaum Freunde finden. Und verantwortlich für diesen Wechsel der Niederschlagsqualität von Schnee zu Eis ist ausgerechnet der Einstrom von Warmluft aus dem Mittelmeer.
Das recht kräftige Tiefdruckgebiet „Gong“ über Nordspanien lenkt feuchte und vergleichsweise warme Mittelmeerluft nach Deutschland und Österreich. Die kalte Luft über durchgefrorenen Böden, die wie ein Kühlakku wirkenden, wird jedoch nicht verdrängt. Kaltluft ist schwerer als Warmluft und bleibt bodennah liegen, die Warmluft schiebt sich darüber. Meteorologen sprechen von einer Inversionswetterlage. Normalweise nimmt die Lufttemperatur mit zunehmender Höhe ab, je höher man aufsteigt um so kälter wird es. Bei einer Inversionswetterlage ist es bodennah sehr kalt, dann wird es in 1.000 Metern bis 2.000 Metern warm, darüber kühlt die Luft dann wieder ab. Die durch „Gong“ herangeführte Warmluftschicht ist zwischen +2 und +5°C warm.
Fällt nun Niederschlag (in den Wolken bildet sich stets Schnee), so schmilzt er in der Warmluftschicht und friert dann wieder beim passieren der bodennahen Kaltluft, die derzeit allerorten Minustemperaturen aufweist. Dort bilden sich aber keine leichten Schneekristalle sondern die Regentropfen gefrieren zu Eisklümpchen, Meteorologen sprechen von Eisregen. Die Straßen und Wege können dadurch sehr glatt werde.
Ist die bodennahe Luft sehr sauber, dann kann die Eisbildung ausbleiben. Dazu bedarf es sogenannter Kristallisationskeime, also Staubpartikel in der Luft. Fehlen diese Keime, so kühlt der Regen auf unter 0°C ab ohne zu gefrieren. Trifft dieses unterkühlte Wasser auf den Boden oder andere Oberflächen so gefriert es blitzartig. Gegen dieses Blitzeis hilft auch kein Salzstreuen, denn die Eisschicht bildet sich aus sich selbst heraus.
Fällt knapp über 0°C warmer Regen auf einen gefrorenen Boden, so entzieht dieser „Kühlakku“ dem Regenwasser so viel Energie, dass es gefriert. Die Eisbildung findet also als Folge der Temperaturabsenkung nach dem Oberflächenkontakt statt. Meteorologen sprechen von gefrierendem Regen. Hier ist der Einsatz von Streusalz sehr effektiv, da es die Gefriertemperatur des Regenwassers herabsetzt – es bildet sich erst gar kein Eis. Bei Blitzeis funktioniert das nicht, hier kann bestenfalls Splitt gestreut werden um den Boden trotz Blitzeis griffig zu halten.
Mit einer Auflösung der Inversionswetterlage, mit einer gründlichen Durchmischung der Luftschichten, ist in den nächsten Tagen nicht zu rechnen. Dazu müsste das Tief „Gong“mit seinen Ausläufern am besten direkt über Mitteleuropa hinweg ziehen. Derzeit gibt es keine Hinweise auf eine derartige Wetterentwicklung. So ist in den kommenden Tagen mit erheblicher Glätte auf Wegen und Straßen zu rechnen.
Quellen: Dipl.-Met. Marcus Beyer: Gefährliche Eisregen- und Glatteislage. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 19.01.2013
Erstellt am 19. Januar 2013
Zuletzt aktualisiert am 19. Januar 2013

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