Verhaltenspsychologische Therapie verspricht den größten Nutzen

Psychologische Hilfe unterstützt die Fibromyalgie-Therapie

von Holger Westermann

Bevor die medizinische Leitlinie zum Fibromyalgie-Syndrom (FMS) formuliert wurde, waren die Patienten oft auf Irrfahrt durch das Gesundheitswesen. Vom Schmerztherapeuten zum Orthopäden, vom Rheuma-Spezialisten zum Neurologen, ein rettendes Ufer war nur selten darunter. Oft strandeten sie als eingebildete Kranke bei Psychologen. Genau diese Historie der Fehldiagnosen und Therapieirrtümer könnte sich im Nachhinein als Glücksfall herausstellen – deshalb liegen eine Vielzahl von psychologischen und psychosomatischen Studien zur Fibromyalgie vor, die jetzt ausgewertet wurden und wichtige Hinweise für eine erfolgversprechende Therapie liefern.

Eine Literaturrecherche über Internet-Sammlungen von medizinisch-wissenschaftlichen Fachartikeln (PubMed, PsychINFO, Cochrane Library) sowie die manuelle Recherche in einschlägigen Fachzeitschriften ergab 23 geeignete Studien in denen Ergebnisse zu 30 psychologischen Behandlungsansätze veröffentlicht wurden, die insgesamt 1.396 Patienten einschlossen. Auf dieser umfangreichen Datengrundlage untersuchten die Forscher den Nutzen der unterschiedlichen psychologischen Therapien auf das Schmerzempfinden von Menschen, die unter einem eindeutig diagnostizierten FMS litten.

Sowohl bei der kurzfristig wirksamen Schmerzentlastung wie auch bei den langfristigen Effekten (durchschnittlich 7,4 Monate nach Beginn der Therapie) bewirkte die Psychotherapie eine spürbare und messbare Linderung. Dabei erwiesen sich die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlungen zur kurzfristigen Schmerzreduktion als effektivste Therapieform. Je intensiver und je länger eine Psychotherapie zur Behandlung des FMS eingesetzt wurde um so besser waren die Ergebnisse, beziehungsweise die Prognose für die betroffenen Patienten.

Zudem wirkte sich die psychologische Behandlungen positiv auf die mit dem FMS einher gehenden Schlafprobleme aus. Auch bei anderen Begleitsymptomen oder Erkrankungsphasen, beispielsweise depressive Stimmung oder gar depressive Krisen, dem funktionellen Status (Abweichung vom „gesunden“ Zustand) und der Katastrophisierung (übertrieben negative Bewertung des Gesundheitszustandes oder der gesamten Lebenssituation und –Perspektive) zeigt sich eine Tendenz zur Besserung.

Die Ergebnisse dieser Metastudie zeigen, dass die psychologischen Behandlungen von Menschen mit FMS zwar nur einen relativ kleinen, dafür aber einen nachhaltigen positiven Therapieerfolg bewirkt. Dabei zeigte die kognitive Verhaltenstherapie den größten positiven Effekt.

Quellen:

Glombiewski, J.A. et al. (2012): Psychological treatments for fibromyalgia: A meta-analysis. Pain 151(2): 280-295

Erstellt am 28. Dezember 2012
Zuletzt aktualisiert am 28. Dezember 2012

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