Gelegentliche Geselligkeitszigaretten sind bereits gefährlich

Auch wenig Rauchen ruiniert das Herz

von Holger Westermann

Die Gesundheitsgefahren des Rauchens sind hinlänglich bekannt. Der plötzliche Herztod ist eine sehr drastische Folge. Interessant ist, ob mit Zahl der regelmäßig gerauchten Zigaretten auch das Herztod-Risiko ansteigt. Die aktuelle Auswertung einer langjährigen Studie mit über 100.000 Krankenschwestern zeigt hierzu eindeutige Ergebnisse.

Von den 101.018 Teilnehmerinnen der Nurses' Health Study, die 1980 noch nicht an einer koronaren Herzkrankheit (KHK) erkrankt waren oder einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten hatten, starben bis zum Jahr 2010 immerhin 351 am plötzlichen Herztod. Prof. Dr. Roopinder Sandhu vom Mazankowski Heart Institute in Edmonton (Alberta, USA) und ihre Mitarbeiter erkannten bei der detaillierten Analyse der Todesfälle, dass aktive Raucherinnen ein deutlich größeres Risiko trugen als Frauen die nicht rauchten:

  • Verglichen mit Frauen, die niemals rauchten, hatten aktuell noch rauchende Frauen ein um 144% höheres Risiko eines plötzlichen Herztodes. Andere Herz-Kreislauf-Risiken, wie hoher Body-Mass-Index (BMI) waren bereits heraus gerechnet.
  • Nach statistischen Analysen gibt es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten sowie der Raucherjahre und dem Risiko des plötzlichen Herztodes.
    • Frauen, die als leichte Raucher klassifiziert wurden (1-14 Zigaretten pro Tag), hatten gegenüber Nichtrauchern ein um 84% erhöhtes Herztodrisiko. Frauen die 25 und mehr Zigaretten pro Tag rauchten, mussten mit einem um 230% angestiegenen Herztodrisiko wie das der Nichtraucher leben.
    • Im Verlauf der Raucherkarriere steigerte sich das Sterberisiko durch plötzlichen Herztod alle 5 Jahre um jeweils 8%.
  • Nach 20 Jahren Zigarettenabsinenz war das Risiko von Ex-Raucherinnen mit dem von permanenten Nichtraucherinnen vergleichbar.


Da sich die durch Rauchen verursachte Atherosklerose (Aterienverkalkung) nur sehr eingeschränkt zurückbildet, sinkt das Risiko nach dem endgültigen Zigarettenverzicht nur langsam. Ehemalige Raucherinnen erreichen erst nach 20 Jahren das Gesundheits-Niveau von lebenslangen Nichtraucherinnen.

Betrachtet man die Zahl der Todesfälle pro 100.000 Frauen, so ist die Gefahr aufgrund des Rauchens einen plötzlichen Herztod zu erleiden für die Einzelperson sicherlich gering. Doch beim Blick auf die Gesamtbevölkerung offenbart sich die große Zahl von Einzelschicksalen. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr schätzungsweise 100.000 Menschen an einem plötzlichen Herztod. So fällt das Fazit von Frau Prof. Sandhu auch eindeutig aus: "Unsere Studie zeigt, dass Rauchen für die Frauen ein wesentlicher und beeinflussbarer Risikofaktor für den plötzlichen Herztod ist. Rauchen ist direkt für das Auftreten von Herzerkrankungen verantwortlich." Und das gilt sicherlich auch für die andere Hälfte der Menschheit – für die Männer.

Quellen:

Sandhu, R.K. et al. (2012): Smoking, Smoking Cessation and Risk of Sudden Cardiac Death in Women. Circulation: Arrhythmia & Electrophysiology online veröffendlicht am 11.12.2012

Even moderate smoking associated with sudden death risk in women. Pressemitteilung der American Heart Association veröffendlicht am 11.12.2012

Nurses' Health Study

Erstellt am 14. Dezember 2012
Zuletzt aktualisiert am 14. Dezember 2012

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Zwischenfrühling

Sonnenschein, Wärme an langen lichten Tage dieser Frühlingsdreiklang lockt hierzulande in den kommenden Tagen ins Freie. Das nasskalte Wetter weicht angenehmer Witterung. Für die Mehrzahl wetterempfindlicher Menschen eine Wohltat - leider wird auch der Pollenflug stimuliert. weiterlesen...


Beschleunigte Alterung der Gehirne erwachsener Frauen nach traumatiesierender Erfahrung in der Kindheit

Erleiden Mädchen emotionale, sexuelle oder physische Gewalt, müssen sie als Frauen mit einem höheren Risiko für Depressionen, Angststörungen, Fibromyalgie, Herzkreislauf - und Stoffwechselerkrankungen leben. Forscher der Charité Berlin haben nun einen weiteren neurologischen Effekt erkannt. weiterlesen...


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...