Wetter

Nebel, schön und gefährlich

von Holger Westermann

Nur in den Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen oder in den Leegebieten (windabgewandt, im Windschatten) der Gebirge scheint derzeit schon am frühen Morgen die Sonne. Ansonsten hüllt Nebel Städte und Landschaft in einheitliches Grau. Mal lichter, mal dichter aber durchweg feuchtkalt.

Nebel ist eine am Boden liegende Wolke und besteht aus kleinen Wassertröpfchen. Bei Inversionswetterlagen, wenn sich bei Windstille schwerer Luft wie ein Deckel über die kalte Luft am Boden schiebt, bildet sich der Nebel nicht am Boden sondern an der Grenzschicht zwischen warmer und kalter Luft. Meteorologen sprechen dann von Hochnebel.

Jetzt im November hat die Sonne wegen ihrer geringeren Höhe nicht mehr so viel Kraft (Strahlungsenergie) wie im Sommer und vermag den Nebel nicht "wegzuheizen". Sie "knabbert" ihn nur von oben her an, doch oft reicht ihre Strahlungsenergie nicht aus, um die Wassertröpfchen komplett aufzulösen. Dann wird der Nebel zwar gegen Mittag transparenter, die Sonne lässt sich als helle Scheibe erahnen, aber ungefiltertes Sonnenlicht dringt nicht bis zum Boden.

Nebel kann sich auf unterschiedliche Weise bilden.

Der sogenannte Abkühlungsnebel entsteht, wenn sich jetzt im Herbst die bodennahe Luftschicht abkühlt. Kalte Luft kann weniger Wasserdampf aufnehmen als warme. Die relative Luftfeuchtigkeit steigt also, es bilden sich sehr kleine Wassertröpfchen, die langsam zu Boden sinken. Wenn mehr Tröpfchen entstehen als am Boden auftreffen, wird der Nebel dichter.

Verdunstungs- oder auch Dampfnebel bildet sich häufig bei der Verdunstung über einer freien Wasserfläche. Jetzt im Herbst liegen die Wassertemperaturen oft noch über den Lufttemperaturen am Morgen. Die erwärmte Luftschicht direkt über der Wasseroberfläche kann mehr Wasserdampf aufnehmen als die darüber liegende Luftschicht. An der Kontaktstelle der Luftschichten entsteht Nebel. Je nach Gewässer spricht man von Seerauch, Meerrauch oder Flussrauch.

Gerade diese Dampfnebel sind besonders gefährlich, da sie in sehr eng begrenzten Gebieten auftreten und die Sicht sehr stark behindern können. Für Autofahrer bedeutet dies, dass der Wechsel von „guter Sicht“ zu „Waschküche“ sehr plötzlich auftreten kann. Im letzten Jahr (2011) kam es zu mehr als 700 Verkehrsunfällen im Nebel, bei denen Personenschäden zu beklagen waren. Oft sind es schwere Karambolagen mit mehreren Fahrzeugen.

Auf der anderen Seite können nicht nur romantisch veranlagte Menschen diesem Naturschauspiel auch einen ästhetischen Reiz abgewinnen. Wer um die Mittagszeit eine halbe Stunde spazieren gehen kann, sollte sich den Wettstreit zwischen Sonne und Nebel nicht entgehen lassen. Doch für wetterempfindliche Menschen sind Nebellagen vor allem Tage mit einer zusätzlichen Gesundheitsbelastung. Bei der feuchtkalten Witterung wird sehr viel Wärme vom Körper abgeleitet, die Menschen frieren sehr schnell. Durch frösteln verkrampfen die Muskeln wodurch sich Schmerzen verstärken können. Menschen mit Rheuma und Arthrose leiden in besonderen Umfang. Manchmal genügt schon ein Blick aus dem Fenster um das Frösteln auszulösen. Gut, dass bald die Weihnachtszeit beginnt. Gemütlichkeit im Advent, mit Kaffee oder Tee und Kerzen ist ein bewährtes Gegenmittel.

Quellen:

M.Sc. Met. Stefan Bach: Völlig benebelt. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 18.11.2012

Dipl.-Met. Helmut Malewski: Nebel, gefährlicher als Gewitter? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 19.11.2012

Erstellt am 19. November 2012
Zuletzt aktualisiert am 19. November 2012

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