COPD Gefahr steigt durch spezielle Verteidigungsstrategie der Athemwegsbakterien

Rauchen macht Mikroben fit

von Holger Westermann

Atemwegsinfekte sind in der kalten Jahreszeit treue Begleiter von Rauchern und Passivrauchern. Doch nicht das Frieren vor der Tür während der Zigarettenpause provoziert die hartnäckige Erkältung. Zum einen senkt rauchen die Abwehrkräfte, zum anderen trainiert der Nebel aus Nikotin und Teer die Bakterien in den oberen Atemwegen und macht sie so unempfindlich gegen das Immunsystem und Antibiotika.

Rauchen belastet die Atemwege, da die Schleimhautzellen vergiftet werden, die Flimmerhärchen absterben und sich so dickflüssiger Schleim und Staub anreichern. Dadurch werden auch die Zellen des Immunsystems geschädigt und in ihrer Wirkung gehemmt. Doch das erklärt noch nicht, wieso gerade Raucher und Passivraucher öfter unter hartnäckigen Erkältungen oder sogar Lungenentzündungen leiden als Menschen ohne Belastung der Atemluft durch Tabakrauch.

Ein Forscherteam von der Columbia University (New York, USA) haben nun die Wirkung des Tabakrauchs auf die Erreger von Erkältung, Husten und Lungenentzündung, die kugelförmigen Bakterien Staphylococcus aureus untersucht. Typisch für die weit verbreiteten Bakterien ist, dass sie sich zu kleinen Haufen zusammenballen können. Im Tabakrauch schließen sie sich jedoch zu schleimigen Biofilmen zusammen. Die Stabilität dieser zähen Filme wird durch Proteine und DNA-Stränge erhöht. Die Forscher konnten nachweisen, dass diese Formationsänderung eine direkte Reaktion der Bakterien auf die Vergiftung durch Tabakrauch ist. Die Staphylokokken hafteten dadurch sehr viel fester an den menschlichen Zellen als Bakterien, die nicht mit Rauch-Extrakt behandelt worden waren.

Die Staphylokokken sind in Form eines Biofilms enorm gefährlich, da sie sich so den Abwehrzellen des Immunsystems weitgehend entziehen können. Für Raucher und Passivraucher steigt die Gefahr einer Lungenentzündung. Andauernde oder häufig wiederkehrende (chronische) Entzündungen der oberen Atemwege können sich zu einer Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (chronic obstructive pulmonary disease, COPD) entwickeln. In Deutschland leiden 10 bis 12 Prozent der Bevölkerung unter COPD. Eine österreichische Studie aus dem Jahr 2007 geht davon aus, dass 25 Prozent der Über-40-Jährigen eine COPD ausgebildet haben. Rund 90 Prozent der COPD-Erkrankungen gehen auf das Zigarettenrauchen zurück.

Quellen:

Kulkarni, R. et al. (2012): Cigarette smoke increases Staphylococcus aureus biofilm formation via oxidative stress. Infection and Immunity 80(11): 3804–3811

Firlei, N. et al. (2007): Die Prävalenz der COPD in Österreich – die erwartete Entwicklung bis 2020. Wiener klinische Wochenschrift 119 (17-18): 513-518

Erstellt am 19. November 2012
Zuletzt aktualisiert am 19. November 2012

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