Windpocken-Viren stehen im Verdacht eine Autoimmunreaktion auszulösen
COPD-Patienten zeigen ein erhöhtes Risiko für Gürtelrose
Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) erkranken häufiger an Gürtelrose (Herpes zoster) als die Durchschnittsbevölkerung. Das Risiko ist bei den Patienten am größten, die mit oralen Steroiden behandelt werden.
Gürtelrose oder Herpes zoster, ist eine Reaktivierung der zumeist im (Vorschul-) Kindesalter erworbenen Infektion durch einen Windpocken-Virus (Varizella-Zoster-Virus). Der schmerzhafte Hautausschlag mit den charakteristischen wasserklaren Bläschen wird von Fieber begleitet und heilt meist nach wenigen Tagen ab. Danach tritt die Erkrankung nicht mehr auf, wer einmal Windpocken hatte gilt als immun – Windpocken sind eine typische Kinderkrankheit.
Aber die Viren sind im Körper weiterhin vorhanden und können eine Gürtelrose auslösen: Lokal begrenzte schmerzhafte Bläschen, die sich von der Wirbelsäule ausgehend kreisförmig um den Rumpf ausbreiten. Seltener sind das Gesicht, der Hals oder der Lendenbereich betroffen. Schmerzhaft sind die Bläschen, weil den Kontakt mit der Kleidung oder Haut-auf-Haut-Reiben die betroffenen Hautstellen reizt und verletzen kann.
Rund 98 Prozent der erwachsenen Deutschen tragen das Virus in sich und rund 25–30 Prozent bilden im Laufe ihres Lebens zumindest einmal eine Gürtelrose aus. Bei den Über-85Jährigen ist sogar jeder Zweite betroffen. Als Auslöser dieser unangenehmen Reaktivierung der Viren galten eine Schwächung des Immunsyszems im Alter, aber auch Stress oder andere Erkrankungen systemische wie Rheuma, Diabetes oder AIDS – COPD muss nun wohl auch hinzu gerechnet werden.
Es gibt zunehmend Hinweise dafür, dass COPD auch eine Autoimmunerkrankung ist. "Da verschiedene Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis und entzündliche Darmerkrankungen (Morbus crohn), mit einem erhöhten Risiko für Herpes Zoster in Verbindung gebracht werden, ist es sinnvoll davon auszugehen, dass ein ebenfalls erhöhtes Herpes-zoster-Risiko bei COPD auf eine Autoimmunreaktion hinweist.“ schreibt Dr. Hui-Wen Lin vom Taipei Medical University, Taiwan mit Koautoren in einer aktuellen Studie in CMAJ (Canadian Medical Association Journal).
Für diese Analyse wurden die Daten einer umfangreichen Langzeitstudie an Krankenkassen-Versicherten ausgewertet (Longitudinal Taiwan Health Insurance Database). Berücksichtigt wurden 8486 Patienten mit COPD, als Vergleichsgruppe dienten 33 944 Versicherte. In der gesamten Stichprobe von 42 430 Patienten, zeigten 1080 einen Herpes zoster. In der Gruppe der COPD-Patienten traten 321 Fälle von Gürtelrose auf, entsprechend 16,4 pro 1000 Personenjahre. In der Kontrollgruppe ohne COPD-Patienten kam es zu 759 Fällen, entsprechend 8,8 pro 1000 Personenjahre.
"Unsere Kohortenstudie zeigt, dass Patienten mit COPD auch dann ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Gürtelrose (Herpes zoster) zeigen, wenn andere Risikofaktoren bei der Berechnung berücksichtigt werden.“ schreiben die Autoren. "Werden die Patienten mit inhalativen oder oralen Korison-Medikamenten behandelt steigt das Risiko an eine Gürtelrose auszubilden im Vergelich zu COPD-Patienten, die ohne solchen Medikamente Therapiert werden.“
Quellen: Yang Y.-W. et al. 2011: Risk of herpes zoster among patients with chronic obstructive pulmonary disease: a population-based study. CMAJ veröffentlicht am 22. Februar 2011 (CMAJ 10.1503/cmaj.101137)
Erstellt am 27. Februar 2011
Zuletzt aktualisiert am 27. Februar 2011

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