Wetter

20.07.2012: Regen in Deutschland - Sommermonsun in Asien

von Holger Westermann

Wen der regelmäßige Regen im deutschen Sommer 2012 trübsinnig stimmt, der sollte seinen Blick nach Osten richten. In Indien und China verursachte die diesjährige Monsunperiode verheerende Überschwemmungen. Seit gestern fielen während 24 Stunden in Bhubaneswar (Nordostindien, 840.000 Einwohner) 105 l/m², in Iba auf den Philippinen (Insel Luzon, 47.000 Einwohner) 98 l/m² und in Kagoshima (Japan, Insel Kyushu, 606.000 Einwohner) 92 l/m² Regen. In Berlin fallen im ganzen Jahr 571 l/m². Das Wetter wird hierzuland zwar keinen Deut besser, nur weil es anderswo noch schlechter ist, aber vielleicht wird die Wahrnehmung etwas gnädiger.

Der Monsun ist ein Phänomen der Tropen. In Süd- und Südostasien, aber auch im ostafrikanischen Küstenbereich, ist die Monsunzirkulation besonders ausgeprägt. Ihre Ursachen sind die unterschiedliche Erwärmung von Meer und Land und die damit zusammenhängende jahreszeitliche Verlagerung der innertropischen Konvergenzzone (ITC). Die ITC entsteht, wenn die am Äquator senkrecht stehende Sonne den Boden erhitzt und dadurch die darüber liegende Luft erwärmt wird. Dieser Effekt ist über Land deutlich stärker als über dem Meer. Die warme Luft steigt auf und saugt Luft aus der Umgebung an, es entsteht am Boden ein lokaler Unterdruck, ein Tiefdruckgebiet. Da sich dieses Tiefdruckgebiet wie ein Gürtel nahezu ununterbrochen um den Globus spannt sprechen Meteorologen von einer Tiefdruckrinne.

Im Nordwinter liegt die ITC und die damit verbundene Tiefdruckrinne weit im Süden, die asiatischen Landmassen sind gegenüber den südlichen Meeren vergleichsweise kalt, dort herrscht hoher Luftdruck. Es entsteht ein Zirkulationsregime, in welchem relativ kalte und trockene Luft vom asiatischen Kontinent südwärts strömt, der Wintermonsun.

Im Frühjahr liegen die Verhältnisse anders. Auf ihrem Weg um die Sonne präsentiert die Erde nun eine andere Neigung der Erdachse. Die Sonne steht nun weiter nördlich senkrecht zum Boden als im Winter. Nun werden das Festland Süd- und Südostasiens stark erwärmt und die ITC wandert nach Norden. Die umgebenden Meere sind demgegenüber etwas kühler, dort herrscht höherer Luftdruck. Es entsteht eine entgegengesetzt rotierende Zirkulation, der Sommermonsun (etwa von Mai/Juni bis September/Oktober).

Infolge der Coriolis-Kraft (Rotation der Erde dreht die Luftströmungen auf der Nordhalbkugel nach rechts, auf der Südhalbkugel nach links) wird der Wintermonsun zum Nordost-, der Sommermonsun zum Südwestmonsun. Da letzterer über weite und relativ warme Meeresflächen weht, kann sich die Luft mit Wasser anreichern. Der Sommermonsun ist also feuchtwarm und bringt dem asiatischen Kontinent ergiebige Regenfälle (sog. Monsunregen), die durch Staueffekte an den Gebirgen (beispielsweise Westghats, 2.695 m; Himalaja, 8.848 m) noch verstärkt werden.

Quellen:

Dipl.-Met. Thomas Ruppert: Sommermonsun in Asien. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 20.07.2012

Erstellt am 20. Juli 2012
Zuletzt aktualisiert am 19. September 2012

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