Wetter

09.07.2012: Wärmegewitter und Frontengewitter

von Holger Westermann

Am Wochenende entluden sich über Deutschland heftige Gewitter, die gebietsweise starke Niederschläge brachten – wenige km daneben blieb es aber trocken. Zeitgleich mit Schauern, Blitz und Donner fegten oft Sturmböen die schwülwarme Luft hinweg, so dass die gefühlte Temperatur spürbar abgesenkt wurde. Eine willkommene Abkühlung, wenn das Gewitter nicht zu heftig tobte.

Gewitter sind hierzulande im Sommer keine Seltenheit. Im Nordwesten von Deutschland liegende Tiefdruckgebiete schaufeln mit einer entgegen dem Uhrzeigersinn drehenden, südwestlichen Strömung warme und feuchte Luft heran. Die Strahlungswärme der Sonne heizt die Luft zusätzlich auf, dadurch kann sie noch mehr Feuchtigkeit aufnehmen. In der Atmosphäre steigt die warme Luft in den charakteristischen Wolkentürmen nach oben und kühlt dabei ab. Die Luftfeuchtigkeit kondensiert aus und fällt zu Boden. Dabei werden auch elektrische Ladungen transportiert – es einsteht innerhalb der Wolke ein elektrisches Potentialgefälle zwischen oben und unten. Mit dem gewittertypischen heftigen Regen oder Hagel verstärkt sich die Ladungstrennung, Blitze sorgen für den elektrischen Ausgleich.

Diese Gewitter werden durch die Luftmassendynamik bodennaher Tiefdruckgebiete und die Sommersonne in Schwung gehalten. Auf der klassischen Wetterkarte, die Auskunft über die Luftdruckverteilung am Boden und somit über die Position der Hoch- und Tiefdruckgebiete gibt, lässt sich die Wahrscheinlichkeit für weitere Gewitter sehr gut ablesen. Doch auch in höheren Luftschichten, die von der klassischen Wetterkarte nicht dargestellt werden, gibt es Hoch- und Tiefdruckgebiete. Deren Veränderung und Verlagerung verläuft weit weniger dynamisch wie bei ihren Pendants in Bodennähe. Sie sind aber bedeutsam für die Entwicklung sowie die Zugrichtung und Zuggeschwindigkeit der Boden-Tiefs.

Ein derartiges Höhen-Tief liegt seit einiger Zeit über den Britischen Inseln und sorgte in den letzten Tagen dafür, dass immer wieder Boden-Tiefs vom Atlantik in Richtung Ostsee ziehen konnten. Auf der Vorderseite dieser Tiefs wurde zunächst schwül-warme Mittelmeerluft nach Deutschland gelenkt - die relative Luftfeuchte lag dabei in einigen Regionen über 80%. Kühlere Luftmassen folgten dann auf der Rückseite der Tiefs. Dort, wo die unterschiedlichen Luftmassen aufeinander trafen, entluden sich Schauer und Gewitter mit unterschiedlicher Intensität. Diesmal als Frontengewitter bei der sich kühle und damit schwerere Luft unter die schwülwarme Luft schiebt und sie dabei anhebt. Dadurch gelangt die feuchtigkeitsgesättigte Luft in höhere Atmosphäreschichten und kühlt ab, Feuchtigkeit kondensiert und fällt zu Boden – ganz so wie es von den Wärmegewittern bekannt ist.

Das Höhentief verlagert seinen Schwerpunkt bis zur Wochenmitte in Richtung Nordsee. Dadurch gerät Deutschland von der Ostflanke an die Südost- oder Südseite des Tiefs und damit unter den Einfluss der kühleren Nordwestströmung. Zwar ist damit immer noch keine stabile Hochdrucklage (sommerliches Azorenhoch) möglich, aber es können sich immer wieder sogenannte Zwischenhochs mit Sommerwetter bilden. Insgesamt wird es in dieser Woche jedoch eher wechselhaft werden, Regen ist im Sommer auch ohne Gewitter möglich.

Quellen:

Dipl.-Met. Dorothea Paetzold: Gewitterreiches Wochenende. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 09.07.2012

Erstellt am 9. Juli 2012
Zuletzt aktualisiert am 19. September 2012

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