Wetter
30.06.2012: Hochsommer, eher Sehnsuchtsort als Wetterlage
Ist „Hochsommer" eine meteorologische Kategorie, die eine Wetterlage mit Sonnenschein, Temperaturen oberhalb von 30°C, mit schwüler Luft und Gewittern definiert? Oder ist es ein Lebensgefühl, das jeden Tag Badewetter, träges Rasten im Schatten und lange warme Biergartenabende zu einer Wohlfühlkollage verschmelzen lässt, in der kein Platz ist für hektische Betriebsamkeit. Ein Arkadien im Dämmerzustand. Doch wie jedes erträumtes Ideal hat auch der Hochsommer seine Schattenseiten – gerade weil der Himmel so wolkenlos ist.
So gehören zum Hochsommer auch auch Sonnenbrand, Kreislaufprobleme und schlaflose Nächte. Besonders gefährlich für die Haut ist das Nickerchen beim Sonnenbaden. Durch die Wärme weiten sich die Adern, der Blutdruck sinkt und die Sauerstoffversorgung des Gehirns verringert sich. Auch ohne gleich ohnmächtig zu werden, stellt sich Müdigkeit ein. Wer ihr nachgibt und einschlummert verlängert das Sonnenbad ohne auf die Warnzeichen der Haut, Rötung und Spannung, achten zu können. Abgesehen davon, dass ein Sonnenbrand sehr schmerzhaft ist und die Bewegungsfreude an den kommenden Tagen spürbar beeinträchtigt, steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit Hautkrebs zu entwickeln.
Kreislaufprobleme gibt es im Hochsommer für Menschen mit zu niedrigem Blutdruck (Hypotoniker) und zu hohem Blutdruck (Hypertoniker). Wärme verstärkt die Symptome der Hypotonie. Betroffene leiden darunter, wenn sie bei großer Hitze oder schwülwarmem Wetter Arbeiten erledigen wollen, die über einen längeren Zeitraum ein hohes Maß an Konzentrationsfähigkeit verlangen. Menschen mit zu hohem Blutdruck müssen vor allem sehr viel trinken. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich aufgrund des Wasserverlustes das Blut eindickt und infolgedessen das Infarktrisiko steigt. Bei Menschen, die zudem noch über eine stattliche Leibesfülle verfügen, belastet die schwierige Wärmeabfuhr aus dem Körper den Organismus zusätzlich. Je schwerer der Mensch um so ungünstiger ist das Verhältnis von wärmeproduzierendem und -speicherndem Volumen zu wärmeableitender Oberfläche. Hemmen hohe Temperaturen oder Schwüle die Wärmeableitung kommt es zum Hitzestau im Körper unter dem die Menschen extrem leiden.
Schlaflose Nächte gibt es im Hochsommer nur bei jugendlichen Partygängern (und solchen die jung geblieben sind). Und jeder Mensch wacht mehrmals in der Nacht auf, das ist ganz normal. Doch zumeist schläft man sofort wieder ein und erinnert sich am nächsten Morgen nicht mehr daran – man hat durchgeschlafen. Bei vielen Menschen gelingt das wieder einschlafen nicht so zuverlässig. Gerade in sogenannten Tropennächten, wenn auch hierzulande das Thermometer nicht unter 20°C fällt, haben viele Menschen Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen. Hier hilft nur Kühlung. Bettdecken gegen Laken tauschen, die man auch gerne vor dem Zubettgehen im Kühlschrank deponieren kann. Ganz ohne Zudecke sollte man nicht schlafen, zum einen kühlt der Körper selbst bei 20°C Umgebungstemperatur aus und zum anderen sind es die meisten Menschen gewohnt sich in die Decke zu kuscheln. Fehlt diese gewohnte Umgebung wird der Schlaf unruhig.
So ist der Hochsommer Sehnsuchtsort des Gemüts und Gefahrenhort der Gesundheit. Wobei die positiven Gesundheitsaspekte nicht verschwiegen werden sollen. Allein schon der Zwang zum Müßiggang ist in unserer strebsamen Gesellschaft von hohem therapeutischen Nutzen. Im Hochsommer erfahren selbst notorische Hektiker eine Entschleunigung ihres Lebens.
Für die Meteorologen ist der Hochsommer keine brauchbare Kategorie. Typisch für den Sommer in Mitteleuropa ist der Wechsel zwischen schwülem Gewitterwetter, trockenem Sonnenwetter und auch mal kühlem Schauerwetter, wobei die Anteile von Jahr zu Jahr schwanken. Derzeit dominiert hierzulande schwüle Luft mit Gewittern, die gebietsweise als heftige Unwetter niedergehen. So besteht heute auf einem Streifen, der von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz über die Mitte Deutschlands hinweg bis nach Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern reicht, wieder hohe Unwettergefahr. Morgen werden sich die stärksten Gewitter langsam nach Südosten zurück ziehen. Die Gefahr der gefährlichsten Unwetter ist dann Anfang kommender Woche erst einmal vorbei. Gewitter und Starkregen bleiben aber weiterhin an der Tagesordnung - es ist eben Hochsommer!
Quellen:
Dipl.-Met. Peter Hartmann: Kein Hochsommer?! Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 30.06.2012
Erstellt am 30. Juni 2012
Zuletzt aktualisiert am 19. September 2012

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