Wetter

06.04.2012: Das Osterwetter - Eine Reise entlang des 50. Breitengrades

von Holger Westermann

Bei uns präsentiert sich das Osterwetter wechselhaft, wenn man es positiv formulieren möchte. Realistisch betrachtet ist es ausgesprochen trübe. Kein Wunder, liegt Deutschland doch recht weit im Norden und nahe der Einfallslinie atlantischer Tiefdruckgebiete. Sicherlich sieht es andernorts sehr viel besser aus. Um das zu prüfen bietet es sich an, auf einer globalen Wetterreise dem nördlichen 50. Breitengrad zu folgen.

Los geht es in Frankfurt am Main. Eine Kaltfront wird Deutschland am Karsamstag überqueren. Dahinter fließen polare Luftmassen ein, in der sich am Sonntag  in der Westhälfte Deutschlands nur noch einzelne Schnee-, Regen-, und Graupelschauer bilden. Doch für Schnee ist es in Frankfurt zu warm, zudem halten die Höhenlagen des Taunus die meisten Schauer ab. Auf den Bergen kann es aber gebietsweise weißen Niederschlag geben, der aber nur kurzzeitig liegen bleibt. So wird es in der Stadt selber am Ostersonntag bei Höchstwerten um 8 Grad wolkig und meist trocken.

Etwa 400 km weiter östlich sind auf dem Gipfel des Fichtelberg im Erzgebirge (214 m) weiße Ostern garantiert. Bei – 4°C wird es dort noch einmal richtig winterlich, es  fallen immer wieder leichte Schneeschauer. Zu den noch vorhandenen 60 cm Altschnee kommen am Osterwochenende nochmals um 10 cm Neuschnee hinzu.

Der gesamte Osten Europas wird am Ostersonntag von kühler Polarluft erfasst, so gibt es im polnischen Breslau zeitweise Graupelschauer bei 6°C und in der ukrainischen Hauptstadt Kiew geht die Temperatur am Sonntag auf 11°C zurück.

Weiter geht die Reise nach Russland. Erste Station ist dort Wolgograd. Der Westen Russlands befindet sich vorderseitig des europäischen Tiefdruckkomplexes, sodass dort milde Subtropenluft herangeführt wird. Es gibt nur wenige Wolken und die Temperaturen erreichen angenehme 21°C. An den Südausläufern des Ural, in der Stadt Orsk (knapp 250.000 Einwohner) erreicht unsere Wetterreise Asien bei sonnigem Wetter und Temperaturen um die 20°C.

Wir verlassen Russland und machen einen Sprung von gut 4.000 km nach Osten zur kältesten Hauptstadt der Welt, nach Ulan-Bator (1350 m), der Hauptstadt der Mongolei. Das Klima ist hier kontinental geprägt, keine üppige Vegetation und kein Meer oder großer See wirkt als Wärmepuffer. Auch im April ist der Einfluss des sibirischen Kältehochs noch zu spüren, auch wenn zu dieser Jahreszeit an dessen Südwestseite schon mildere gemäßigte Luft herangeführt wird. Mit 14°C und Sonnenschein ist es tagsüber sogar wärmer als in Frankfurt. Die Nächte sind aber bei Werten um – 8°C noch bitterkalt.

Noch weiter im Osten, in China bestimmen derzeit schwache Tiefdruckgebiete das Wetter. Arktische Kaltluft wird weit nach Süden transportiert und so fällt dort auf der Höhe des 50. Breitengrades bei Temperaturen um 0 °C noch Schnee.

Wir überqueren den Pazifik in Richtung Osten und erreichen mit den Aleuten-Inseln in der Beringsee die westliche Welt. Diese Inselgruppe liegt auf derselben geografischen Breite wie Norddeutschland, dennoch wird sie der subarktischen Klimazone zugerechnet. Das Wetter wird hier zum Großteil vom Aleutentief bestimmt. So gibt es zu Ostern bei Temperaturen von etwa 0°C immer wieder  Schnee und Regen. Das kanadische Vancouver (> 600.000 Einwohner) steht derzeit unter dem Einfluss eines pazifischen Tiefdrucksystems, das feuchte Meeresluft heranführt. Bei für die Jahreszeit üblichen 11°C gibt es viele Wolken.

Östlich der Rocky Mountains herrscht zur Zeit Hochdruck, so wird es in Calgary auf 1045 m bei 7°C und nur wenigen Wolken recht schön. In den Nächten werden aber nur frische -5°C erreicht. Für ein Skigebiet sind das sicherlich sehr gute Wetteraussichten. Weiter östlich wird das Wetter in Manitoba, der östlichsten Prärieprovinz Kanadas, durch einen einen kräftigen Kaltlufteinbruch wieder auf „Winter“ zurück gestellt.  So können in Winnipeg, der Hauptstadt der Provinz Manitoba (rund 650.000 Einwohner) bei Höchstwerten um 2°C ein paar Schneeflocken fallen.

Unsere globale Wetterrundreise endet in Neufundland. Wenn das Osterwetter hierzulande als „recht bescheiden“ klassifiziert werden muss, dann ist es dort so richtig ungemütlich. Ein Sturmtief sorgt aktuell für starken Wind und kräftigen Niederschlag bei Temperaturen um 5°C. Insgesamt betrachtet ist unser Osterwetter 2012 gar nicht so garstig. Zumal der Ostertermin in diesem Jahr zwei Wochen früher liegt als 2011. Im kommenden Jahr fällt der Ostersonntag sogar noch in den März. Wer sich an die sonnigen Märztage in diesem Jahr erinnert darf sich schon einmal darauf freuen.

Quellen:

Dipl.-Met. Christian Herold: Das Osterwetter - Eine Reise entlang des 50. Breitengrades. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 06.04.2012

Erstellt am 6. April 2012
Zuletzt aktualisiert am 19. September 2012

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