Wetter
18.03.2012: Regen ist reales Wasser, aber was ist virtuelles Wasser?
Wenn Wetterexperten von Wasser reden, denken sie an Luftfeuchtigkeit und Wolken und dann regnet oder schneit es zumeist. Genau genommen beschäftigen sie sich mit dem Wasserkreislauf in der Atmosphäre und indirekt auch mit dem gesamten Wasserhaushalt unseres Planeten: Wie fließen Süß- und Salzwasser, Sicker- und Grundwasser, feuchtigkeitsgesättigte Warmluft und Niederschläge ineinander? Interessant ist aber auch eine Analyse der Wasserqualitäten und des Wasserverbrauchs.
Gemeint ist damit in erster Linie die Verschmutzung von trinkbarem Süßwasser, denn „verbraucht“ wird Wasser natürlich nicht. Es sind nach dem Wasserverbrauch immer noch genau so viel Wassermoleküle vorhanden wie zuvor. Abgenommen hat die Menge "Blaues Wasser", das als Grundwasser und Wasser in Flüssen und Seen oder auch das in Gletschern gebundene Wasser als mögliches Trinkwasser zur Verfügung steht. Für die Wetterentwicklung bedeutsam ist das "Grüne Wasser", das nach dem Regen direkt wieder verdunstet. Dazu zählt das Wasser, das direkt aus dem Boden oder aus den Pflanzen wieder als Feuchtigkeit von der Luft aufgenommen wird. Weltweit verdunsten rund 60 Prozent der Niederschläge als Grünes Wasser wieder, knapp 40 Prozent fließen als Grund- oder Oberflächenwasser den Meeren zu. Als "Graues Wasser" wird nur gering verschmutztes Abwasser bezeichnet. Dazu rechnet man beispielsweise das Wasser, das nach Duschen oder Baden anfällt.
„Virtuelles Wasser“ macht dagegen nicht nass sondern durstig. Erfunden und in die Wissenschaft eingeführt hat diesen Begriff der englische Geograf John Anthony Allan um 1995. Es ist ein Wert für den auf den ersten Blick verdeckten Wasserverbrauch, der für die Herstellung eines Produktes aufgewendet wird.
So fällt bei der Erzeugung von Rindfleisch nicht nur der Verbrauch von Trinkwasser für die Tiere an, sondern auch der natürliche Niederschlag und die künstliche Bewässerung von den Feldern, Wiesen und Weiden, auf denen das Futter für die Rinder produziert wird. Insgesamt werden so für 1 kg Rindfleisch 15.000 l virtuelles Wasser bilanziert. Bei einer differenzierten Betrachtung wird dabei zwischen „grünem virtuellem Wasser“ (Niederschlag und natürliche Bodenfeuchte) und „blauem virtuellem Wasser“ (künstliche Bewässerung) unterschieden, um einen, über eine Vielzahl von Erzeugungsorten vergleichbaren, Messwert für die Umweltbelastung zu erhalten. Je höher der Anteil von grünem virtuellem Wasser ist, um so weniger bedenklich ist das Erzeugungsverfahren. Aber auch für die Produktion von Non-Food-Waren wird virtuelles Wasser eingesetzt: ein Paar Schuh benötigt 8000 l, ein weißes DIN A4 Blatt immerhin 10 l, dagegen erscheint der Wasserverbrauchswert für ein Auto mit 400.000 l vergleichsweise moderat.
Quellen: Dipl.-Met. Dorothea Paetzold: Das Geheimnis vom Verborgenen Wasser. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 18.03.2012
Erstellt am 18. März 2012
Zuletzt aktualisiert am 19. September 2012

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