Wetter

Hitzewelle schwappt über Mitteleuropa hinweg

von Holger Westermann

Das derzeit über Deutschland platzierte Hochdruckgebiet „Jürgen“ garantierte ruhiges Hochsommerwetter mit viel Sonnenschein und Tagesmaxima knapp über 30°C. Doch nun kommt Dynamik in die Atmosphäre. Zwischen der Westflanke des Hochs (Luftströmung im Uhrzeigersinn um den Kern) und an der Ostflanke heranziehehender Tiefs (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn) entsteht eine stabile Luftmassenpumpe mit der Saharaluft bis zu den britischen Inseln gelangt.

Das Hoch „Jürgen“ erstreckt sich über Deutschland und Österreich sowie große Teile von Mittel- und Südeuropa. Tiefdruckgebiete ziehen auf ihrem Weg vom Atlantik ostwärts in weitem Bogen über Nordeuropa vorbei und haben keine Chance gegen diese mächtige Hochdrucksperre. Die Luft strömt im Uhrzeigersinn um den Kern des Hochdruckgebiets herum und so kommt die Luft im Norden und der Mitte Deutschlands aus nordwestlichen Richtungen und dreht im Süden und in Österreich auf östliche Richtungen. Somit liegen die Tagesmaxima im Nordwestwind zwischen 19 und 25°C, ansonsten bei 25 bis knapp über 30°C. Im Hochsommer sind das hierzulande keine ungewöhnlichen Werte.

Jetzt verlagert sich jedoch der Schwerpunkt des Hochs nach Südosten. Die Luftströmung dreht infolgedessen auf südliche Richtungen und so gelangt die sehr heiße Luftmasse, die sich in Süd- und Westeuropa angesammelt hat, nach Nordfrankreich, Benelux, die Britischen Inseln und Mitteleuropa. Dabei werden die westlichen Landschaften eher erreicht als die weiter östlich gelegenen. Unter dem Einstrom der Heißluft können während der derzeit auf drei Tage Dauer berechneten Hitzewelle die Tagesmaxima auf 38°C bis eventuell auch 40°C steigen. Lediglich von Südbayern bis Österreich und Richtung der Küsten ist die Hitze mit 30 bis 34°C etwas erträglicher. Auch in der Nacht zum Mittwoch kühlt sich die Luft nicht mehr so stark ab. In den mittleren Lagen und in den Ballungszentren in Westdeutschland bleiben die Tiefstwerte über 20°C - Meteorologen sprechen von einer Tropennacht. Dann sinkt aufgrund der eingeschränkten Temperaturregulation die Schlafqualität spürbar und man muss am Folgetag mit Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Motivationsproblemen rechnen. Manche Mitmenschen reagieren auch mit reduzierter sozialer Toleranz - sie sind dann leichter reizbar und werden rasch aggressiv.

Am Mittwoch erreicht dann eine Kaltfront Deutschland und räumt die heiße Luft beiseite. Die Tageshöchstwerte der Lufttemperatur sinken auf 29 bis 32°C - zuerst im Westen, später auch im Osten. Der Luftmassenwechsel wird vielerorts von Schwüle und Gewittern begleitet. Insofern wird der Rückgang der Lufttemperatur am Thermometer nicht zwingend mit einer Linderung des Hitzeempfindens bei der gefühlten Temperatur einher gehen. Dazu muss es erst einmal kräftig regnen oder der Luftmassenaustausch muss weiträumig abgeschlossen sein. Das wird wohl erst nach dem Abklingen der Hitzewelle in der zweiten Wochenhälfte überall spürbar sein.

Dann wird es an den deutschen Küsten und im norddeutschen Binnenland wieder 20 bis 25°C warm, im Süden und Südosten sowie entlang der Donau werden bis knapp über 30°C erreicht - dann herrscht hierzulande wieder ganz normales Hochsommerwetter.

Quellen:

Dipl.-Met. Marco Manitta: Hitze. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 17.07.2022

Erstellt am 18. Juli 2022
Zuletzt aktualisiert am 18. Juli 2022

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