Wetter

Heiße Sommer in Mitteleuropa

von Holger Westermann

In der Schweiz, in Österreich und in Deutschland sind die Sommer seit 1990 deutlich wärmer als zuvor. Auf der Online-Plattform des österreichischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks wurde jetzt eine Studie der drei staatlichen Wetterdienste, MeteoSchweiz, ZAMG und DWD vorgestellt. Der Effekt zeigt sich in allen Regionen, Landschaften und Höhenlagen - auch Dauer und Häufigkeit von Hitzewellen nahmen zu.

Gerade diese mehrtägigen Episoden mit Tagesmaxima über 25°C (Sommertage) oder gar 30°C („Heiße Tage“ oder „Hitzetage“), oftmals eingebettet zwischen Nächten in denen das Thermometer nicht unter 20°C fällt (Tropennächte), belasten die Gesundheit der Menschen. Tagsüber steigt die Belastung von Herz, Kreislauf und Atmung während nachts die Schlafqualität abnimmt. Schon morgens fühlt man sich körperlich und geistig müde, Motivationsbereitschaft und Konzentrationsfähigkeit schwinden. Menschen mit chronischen Erkrankungen leiden besonders intensiv unter mehrtägigen Hitzeperioden. Aber auch vermeintlich Gesunde spüren eine deutliche Einschränkung ihrer Leistungsfähigkeit.

So bremst die Sommerhitze im europäischen Süden zur Mittagszeit die Tatkraft der Einheimischen. Nur Touristen trauen sich ins Freie und üben sich in aktiver Muße, rasten alsbald im Schatten oder tollen im kühlenden Wasser. Man nennt das Sommerurlaub. Dafür weit zu reisen ist für Mitteleuropäer heutzutage obsolet. Die Hitze kann auch hierzulande zunehmend zuverlässig erlebt werden. Denn auch nördlich der Alpen prägen den Sommer der letzten -Jahre häufige und ausgedehnte Hitzewellen.

Was vor dem Jahr 1990 noch als extrem heißer Sommer galt, wurde im Verlauf der letzten 30 Jahre zu einem durchschnittlichen. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien erinnert daran, dass die drei heißesten Sommer der Messgeschichte erst nach der Jahrtausendwende lagen: In der Schweiz und in Österreich sind das die Sommer 2003, 2015, 2019, in Deutschland die Sommer 2003, 2018 und 2019. Der Sommer 2014 entsprach weitgehend dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre, im Vergleich zur Messgeschichte vor 1990 wäre er allerdings einer der 15 wärmsten.

Auch wenn bislang für den Sommer 2020 keine Temperaturrekorde zu erwarten sind, erwarten die Wissenschaftler der ZAMG (in Kooperation mit MeteoSchweiz und DWD) eine Verstetigung des Trends zu heißen Sommern in Mitteleuropa - und damit auch mit einer zunehmend riskanten Gesundheitsbelastung. Dabei summieren sich drei Effekte:

  • Klimawandel verstärkt die Hitzebelastung
  • Vergrößerung und Verdichtung der Städte erzeugt Wärmeinseln ohne Luftaustausch
  • Durch Erfolge der Medizin leben immer mehr Menschen trotz schwerwiegender chronischer Erkrankungen - aber mit hoher Wettersensibilität

Heuer (in diesem Jahr) bleiben den Menschen in Mitteleuropa gesundheitsbelastende Temperaturrekorde wahrscheinlich erspart. Die Kraft des Azorenhochs ist zu fragil, um dem Ansturm großer Tiefdruckgebiete vom Atlantik her stand zu halten. So wird wohl der Wetterwechsel zum Kennzeichen des Sommers 2020. Eine gefährliche Hitzewelle, die mit Gesichtsmaske auch kaum zu ertragen wäre, muss man bislang nicht befürchten.

Quellen:

ORF Science (2020): Sommer wurden deutlich wärmer. Online veröffentlicht 2.7.2020

ORF News (2020): Extrem ist das neue Normal. Online veröffentlicht 2.7.2020

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel: Wo ist das stabile Sommerhoch? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 16.07.2020

Erstellt am 17. Juli 2020
Zuletzt aktualisiert am 17. Juli 2020

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