„Zu heiß gebadet“ ist dabei kaum möglich

Schaumbad ist gut für die Gesundheit

von Holger Westermann

In Japan gilt das Bad in den natürlichen oder geschaffenen Bassins heißer Quellen (Onsen) nicht allein der Körperhygiene, sondern ist ritualisierte Tradition, die Körper und Geist verwöhnt. Ein japanisches Forscherteam untersuchte nun die Wirkung sehr warmer Bäder auf die Gesundheit von Herz und Kreislauf.

Ausgangspunkt der Studie war eine Befragung von über 40.000 erwachsenen Japanern mittleren Alters (40 bis 59 Jahre alt), die bislang weder an Herz-Kreislauferkrankungen noch an Krebs litten, zu mehreren Aspekten der gesundheitsbezogenen Lebensführung - darunter auch zu ihren Badegewohnheiten. Davon konnten 30.076 Personen zwischen 1990 bis 2009 mehrfach nachbefragt werden und deren Krankengeschichte verfolgt werden. Insgesamt dokumentiert die Studie eine Nachbeobachtungszeit von 538.373 Personenjahren. Derweil ereigneten sich 2.097 Herz-Kreislauf-Ereignisse, darunter 275 Herzinfarkte und 53 plötzliche Herztode sowie 1.769 Schlaganfälle.

Es zeigte sich, dass Menschen, die besonders häufig badeten und dabei besonders hohe Temperatur des Badewassers bevorzugten mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit ein Herz-Kreislauf-Ereignis erlitten. Wer täglich ein heißes Bad nahm trug ein um 28% reduziertes Herz-Risiko und ein um 26% geringeres Schlaganfall-Risiko - im Vergleich zu Personen, die lediglich zweimal wöchentlich oder seltener badeten.

"Der Herr badet gern lau" spottete 1973 der damalige Vorsitzende der SPD Bundestagsfraktion Herbert Wehner während eines Moskauaufenthalts über seinen Parteigenossen, den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt. Er hat wohl nicht geahnt, dass er damit auch eine vertane Chance auf die Besserung der individuellen Gesundheitsvorsorge (und nicht nur der politischen Großwetterlage, verschuldet durch mangelnde Konfliktbereitschaft) angesprochen hat. Denn der positive Effekt regelmäßiger Bäder auf die Herzgesundheit war in der Studie um so größer, je heißer gebadet wurde. Bei warmem Wasser betrugt er 26%, bei heißem Wasser 35%. Für das Schlaganfallrisiko war kein Wasserwärmeeffekt festzustellen. Insofern hätte das heiße Bad eine ähnlich positive Wirkung auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit wie die Körpererwärmung durch Bewegung - nicht im selben Umfang, aber in der wünschenswerten Tendenz. Hierzulande eher im Schaumbad der heimischen Wanne als in vulkanisch erhitzen Quellen.

Quellen:

Ukai, T. et al. (2020): Habitual tub bathing and risks of incident coronary heart disease and stroke. Heart, online veröffentlicht 24.3. 2020. DOI: 10.1136/heartjnl-2019-315752

Erstellt am 5. April 2020
Zuletzt aktualisiert am 5. April 2020

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