Straßenbeleuchtung provoziert Brustkrebs und Prostatakrebs

Corona-Quarantäne schützt vor geschlechtertypischen Krebserkrankungen

von Holger Westermann

Spaziergänge sind derzeit nur in raschem Schritt erlaubt - wenn sie nicht dem Naturerlebnis dienen, sondern als Sport gelten können. Da ist man schnell ausser Puste und die Verweildauer im Licht der Frühlingssonne bedeutet noch kein Gesundheitsrisiko. Eine erheblich höheres, bislang oft zu unrecht wenig beachtetes Risiko für Krebserkrankungen bringt dagegen das Schlendern durch die nächtlichen Straßen mit sich: das starke Kunstlicht moderner LED-Straßenlampen. Glücklicherweise ist das jetzt verboten.

In vielen Städten wurde die Straßenbeleuchtung inzwischen auf die energiesparenden LED-Leuchtmittel umgestellt (light-emitting diodes; Leuchtdioden). Grundlage dafür ist die Verordnung 245/2009 der Europäischen Kommission, die eine umweltgerechte Gestaltung von „Nichthaushaltslampen“ fordert - dazu zählen auch Straßenlaternen. Der Wechsel der Leuchtmittel ändert aber nicht nur den Energiebedarf, sondern auch die Lichtcharakteristik. Man spricht auch von Farbtemperatur des Lichts, weil Lichtfarbe mit dem Energiegehalt der Lichtstrahlung korrespondiert. So ist die Lichtfarbe Rot vergleichsweise energiearm und damit „kalt“ (entgegen der psychologischen Empfinden) und Blau sehr energiereich. Während die seit Jahrzehnten vertrauten Natriumdampflampen vorwiegend gelb-orange leuchteten und damit bei hohem Energiebedarf vergleichsweise energiearme Lichtstrahlung abgaben ist das Licht von LED-Leuchten reich an energiereichem Blauen Licht. Man kann auch sagen, das Licht der Straßenbeleuchtung ist „härter“ geworden.

Und das Problem ist allgegenwärtig. So war es hierzulande bei Nacht noch nie so hell wie heutzutage. Eine Studie von 2017 protokolliert den steten Verlust von Dunkelheit bei Nacht. Allerorten werden urbane Regionen nahezu flächendeckend und die gesamte Nacht über ausgeleuchtet. Durch die Energiesparbeleuchtung können sich das auch Kommunen leisten, die ansonsten auf jeden Cent achten müssen. Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ist ihnen diesen Einsatz wert. Womöglich ist dies ein gesundheitsschädlicher Übereifer. Denn eine spanische Studie aus dem Jahr 2018 erkennt einen Zusammenhang zwischen dem Ausbau dieser modernen Form der Aussenbeleuchtung und dem Anstieg der Krebserkrankungen in diesen Regionen.

Dabei haben die Forscher der Universität "Pompeu Fabra" in Barcelona Daten von mehr als 4000 Frauen und Männern aus elf Regionen Spaniens miteinander verglichen und mit der innerstädtischen „Lichtverschmutzung“ abgeglichen, für die sie Bilder von der internationalen Raumstation ISS (International Space Station) nutzten. Damit konnten sie auch die jeweilige Farbtemperatur der Beleuchtung bestimmen. Es zeigte sich, dass für Frauen die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken in Regionen mit der höchsten Blaulichtstrahlung im Außenbereich um 50 Prozent höher war, wenn man sie mit Frauen aus Gegenden mit geringer Blaulichtanteil verglich. Für Männer ergab sich sogar eine Verdopplung des Risikos an Prostatakrebs zu erkranken.

Insofern ist es ein doppelter positiver Gesundheitseffekt, wenn unter den Restriktionen der aktuellen Corona-Krise niemand mehr zu nächtlichem Spaziergang oder gar Kneipenbummel im Schein der Straßenbeleuchtung unterwegs ist. Man vermeidet die Ansteckung mit einem hochgefährlichen Virus und senkt das Risiko an Krebs zu erkranken.

Bleiben Sie gesund! Ihr Menschenwetter-Team

 

Nachtrag 2. April:

April, April mit ernstem Hintergrund! Selbstverständlich verursacht Straßenbeleuchtung keine Krebserkrankung. Die Studie präsentiert eine interessante Korrelation, aber keinen kausalen Zusammenhang. Vergleichbar dem Rückgang der Population des Weißstorchs in Deutschland von den 1960er bis in die 2000er Jahre und der parallel dazu sinkenden Geburtenrate - die noch kein Beleg dafür sind, dass der Klapperstorch die Kinder bringt. (Verblüffend ist jedoch, dass seither die Storchpopulationen hierzulande wieder wachsen und auch die Geburtenrate wieder steigt). Es ist vielmehr davon auszugehen, dass Großstädte die Straßenbeleuchtung zuerst auf energiesparende LED umgestellt haben, denn das machte es sich finanziell besonders stark bemerkbar. Und gerade die Großstadtbevölkerung pflegt einen Lebensstil, der den Ausbruch einer Krebserkrankung fördert.

Insofern, freuen wir uns auf den Tag an dem die Corona-Quarantäne aufgehoben wird und wir alle wieder bei Tag im Sonnenschein und bei Nacht unter den Laternen durch die Straßen flanieren können.

Quellen:

Kyba, C.C.M. et al. (2017): Changes in outdoor lighting in Germany from 2012-2016. International Journal of Sustainable Lighting IJSL 19 (2): 112 - 123, online veröffentlicht 29.12. 2017. DOI: 10.26607/ijsl.v19i2.79.

Garcia-Saenz, A. et al. (2018): Evaluating the Association between Artificial Light-at-Night Exposure and Breast and Prostate Cancer Risk in Spain (MCC-Spain Study). Environmental Health Perspectives 126 (4), online veröffentlicht 24. 4. 2018. DOI: 10.1289/EHP1837.

Erstellt am 1. April 2020
Zuletzt aktualisiert am 2. April 2020

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