Metastudie findet keinen Prophylaxeeffekt für bessere Gesundheit

Nutzlose Nahrungsergänzungsmittel

von Holger Westermann

Das Verkaufsargument für Präparate zur Gesundheitsvorsorge ist trickreich: Kauf es, schluck es und Du wirst zukünftig weniger krank und gebrechlich - doch niemals wirst Du wissen, ob sich Deine Gesundheit ohne diese Investition schlechter entwickelt hätte.

Auf diese Weise verkaufen sich Vitamine, Omega-3-Fettsäuren, Folsäure, Antioxidantien oder Calcium, Magnesium vorrangig mit dem Argument besserer Herz-Kreislauf-Gesundheit oder bessere Abwehrkräfte und soliderer Knochendichte. Insgesamt sollen die Präparate „gesundes Altern“ garantieren. Von Wechselwirkungen untereinander oder mit anderen (echten) Medikamenten wird nicht gewarnt - und viele Patienten „vergessen“ ihren Arzt über die Einnahme solcher Präparate zu unterrichten.

Eine Metastudie fasste nun die Ergebnisse von 277 klinischen Studien mit 992.129 erwachsenen Probanden aus aller Welt zusammen. Dabei wurden 16 Nahrungsergänzungsmittel und 8 Ernährungsstile analysiert. Die meisten hatten überhaupt keinen Effekt auf die Wahrscheinlichkeit an einer Herzerkrankung oder aus anderen Gründen zu sterben - einige erwiesen sich sogar als schädlich.

So erwies sich die Kombination von Vitamin D und Kalzium (Ca) als Risikococktail für Schlaganfälle; die Wahrscheinlichkeit stieg durch die Einnahme um 17%. Kalzium oder Vitamin D allein haben dagegen keinen Effekte, auch keinen schädlichen. Für die so oft als gesund etikettierte „mediterrane Diät“ oder fettarme Diäten, die den Cholesterinspiegel senken sollen, konnte entgegen den Erwartungen und der medizinischen Erzähltradition (Einer schreibt vom anderen ab, weil es so plausibel klingt) keine positive Wirkung nachgewiesen werden. Einen immerhin kleinen positiven Effekt auf die Herzgesundheit konnten die Forscher bei Folsäure und Omega-3-Fettsäuren und bei salzarmer Ernährung feststellen. Für relevant erachten die Forscher diese schwachen Wirknachweise jedoch nicht, wenn sie feststellen: „Menschen, die Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, um ihre kardiovaskuläre Gesundheit zu verbessern, verschwenden ihr Geld“.

„Das Allheilmittel oder die Wunderpille, die viele in Nahrungszusätzen vermuten, gibt es nicht“, erklären die Forscher in ihrem Fazit zur Studie. „Die Menschen sollten sich vielmehr darauf konzentrieren, alle wichtigen Nährstoffe durch eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise zu erhalten. Die Mehrheit der gesunden Erwachsenen braucht keine Nahrungsergänzungsmittel“.

Damit wurden die Ergebnisse einer ähnlichen Studie aus dem Vorjahr bestätigt.

Quellen:

Kim, J. et al. (2018): Association of Multivitamin and Mineral Supplementation and Risk of Cardiovascular Disease: A Systematic Review and Meta-Analysis. Circulation: Cardiovascular Quality and Outcomes 11 (7): e004224. DOI: 10.1161/CIRCOUTCOMES.117.004224.

Khan, S.U. et al. (2019): Effects of Nutritional Supplements and Dietary Interventions on Cardiovascular Outcomes: An Umbrella Review and Evidence Map. Annals of Internal Medicine, online veröffentlicht 9.7. 2019. DOI: 10.7326/M19-0341.

Erstellt am 22. Juli 2019
Zuletzt aktualisiert am 22. Juli 2019

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Mittelmäßiges Herbstwetter in Mitteleuropa

Diese Woche bestimmt ein Reigen mehrerer Tiefdruckgebiete das Wetter hierzulande und garantieren regnerisches unbeständiges Herbstwetter. Seltener Hochdruckeinfluss garniert die Landschaft mit Frühnebel. weiterlesen...


Admarker

Dein digitaler AsthmaAssistent

Breazy Health


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Admarker

Das Projekt Menschenswetter

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

 

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

  weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...