Wetter

Wintergewitter

von Holger Westermann

Wolkentürme mit Blitz und Donner charakterisieren schwüle Sommertage, doch dabei täuscht die Erinnerung. Sicherlich sind solche Szenarien sensationell: Spektakulärer Schauerregen stoppt sengende Sonnenhitze. Dieser Nachmittag bleibt im Gedächtnis. Ziehen dagegen bei großräumigem Wetterwechsel Frontgewitter über die Landschaft, beobachteten dies nur wenige Menschen, denn Wolken und Wind vergällten den Aufenthalt im Freien. Das gilt auch für Wintergewitter - auch wenn sie zur kalten Jahreszeit weniger heftig toben als im Sommer die Gesundheit drangsalieren sie ebenso.

Hierzulande sind Wintergewitter ein seltenes Phänomen. Dabei treten auch Wärmegewitter auf. Dann steigt, wie im Sommer, eine bodennahe Warmluftblase mit hoher Luftfeuchte in der kühlen Atmosphäre auf, dabei kondensiert der Wasserdampf und es bildet sich eine hochreichende Wolke. Darin fällt Schnee, der durch Aufwinde immer wieder empor geschleudert wird und sich dabei mit anderen Wassertröpfchen und Flocken zu großem Graupel, Schneeflocken oder Hagel verbindet. Je kräftiger die Aufwinde wüten, um so mehr Auf-Ab-Zirkulationen sind möglich und um so größer wachsen die Regen-Schnee-Eis-Gebilde heran, bevor sie zu Boden fallen.

Auslöser ist eine labile Luftschichtung, unten warm und nach oben zunehmend kälter. Darin kann eine Warmluftblase rasch aufsteigen. Im Sommer geschieht dies durch Überhitzung der bodennahen Luft. Im Winter wird die an sich schon kühle Luft am Boden durch den Einstrom deutlich kälterer Luft überschichtet. Relevant für die Wahrscheinlichkeit der Gewitterbildung ist lediglich die Temperaturdifferenz zwischen unten und oben - (fast) egal auf welchem Niveau. So flutete in den letzten Tagen eiskalte Polarluft Mitteleuropa, mit -35°C in 5.5km Höhe. Solche Höhentiefs sind gute Voraussetzungen für Wintergewitter.

Wetterempfindliche Menschen leiden unter solchen hochdynamischen Ereignissen. Konzentrationsprobleme und innere Unruhe beklagen auch Gesunde. Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen, Atemwegserkrankungen oder schmerzenden Gelenken und Muskeln spüren eine Verstärkung ihrer Symptome. Fällt Schnee besteht die Gefahr, dass man sich beim Schneerschaufeln zuviel körperliche Anstrengung zumutet: Gelenke und Muskeln schwellen an und der Schmerz schwindet nur sehr langsam, in frostiger Luft droht Atemnot und bei Kälte verengen sich die Adern, der Blutdruck steigt steil an, Kraftanstrengung verstärkt den Effekt, letztendlich droht ein Infarkt. Dieses Risiko besteht auch in kalter Winterluft ohne Gewitter, doch die Wetterturbulenzen und heftiger Niederschlag mit Starkwind senken die gefühlte Temperatur noch einmal deutlich und verstärken so die Wirkung.

Quellen:

Dipl.-Met. Tobias Reinartz: Blitz und Donner? - Nicht nur im Sommer! Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 11.01.2019

Erstellt am 12. Januar 2019
Zuletzt aktualisiert am 12. Januar 2019

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