Nur wenige Patienten profitieren, nachhaltige Wirkung ist möglich

Sinnvolle Alternativmedizin: Hypnose lindert Reizdarm-Symptome

von Holger Westermann

Patienten mit Reizdarmbeschwerden profitieren nachhaltig von einer ambulanten sechswöchigen Hypnose-Therapie. Einzelbehandlung und Gruppensitzungen waren erfolgreicher als eine Aufklärung über die Erkrankung und die zweckmäßige Anpassung des Lebensstils. Doch der Effekt beruht nicht auf einer Linderung der Symptome.

Meldungen über spektakuläre Heilerfolge ohne „Schulmedizin“ sind im Internet allgegenwärtig. Zumeist sind es Einzelfallerzählungen deren positiven Gesundheitseffekte sich auf Erklärungen stützen, die einer empirischen Prüfung mit kontrollierten Experimenten an einer Vielzahl von vergleichbaren Fällen nicht zugänglich sind. Oder es handelt sich um spektakuläres Wissen über die Wirksamkeit extrem preiswerter Heilmittel oder Therapien (Link zur Bestellung findet sich praktischerweise gleich neben dem Artikel), die von der Pharmalobby und der Ärztemafia unterdrückt werden. Gut, dass es zu sinnvollen Therapieansätzen der Alternativmedizin auch seriöse Studien gibt.

Forscher der Universitätsklinik Utrecht (Niederlande) beobachteten fünf Jahre lang 354 erwachsene Patienten mit diagnostiziertem Reizdarmsyndrom (Alter 18 - 65), die von 11 niederländischen Kliniken betreut wurden. Zwei Teilgruppen erhielten wöchentlich zwei Hypnose-Sitzungen à 45 Minuten; insgesamt 12 Sitzungen entweder als Einzelsitzung (142 Patienten) oder Gruppensitzung (146). Beide Patientengruppen erhielten auch eine DVD um zu -Hause selbständig Hypnoseübungen durchführen zu können. Die anderen Patienten wurden lediglich über die Erkrankung aufgeklärt und erhielten Hinweise für eine angemessene, gesundheitsförderliche Lebensführung.

Die positive Wirkung der Hypnose-Therapie hielt bis zu neun Monate an: 40% der Patienten in Einzeltherapie und 33% der Patienten in Gruppentherapie berichteten von einer deutlichen Besserung ihres Befindens (gegenüber 17% ohne Hypnose). Doch offensichtlich war dafür gar nicht die konkrete Linderung der Reizdarmsymptome verantwortlich, denn diese veränderten sich kaum merklich. Die Patienten erlebten aber eine allgemeine Verbesserung ihres Zustands und empfanden die Beschwerden weniger penetrant. Die Forscher interpretieren ihren Befund mit Blick auf die Lebensqualität der Patienten als "bemerkenswert, dass die Wahrnehmung der Symptome ebenso wichtig ist wie ihr tatsächlicher Schweregrad“.

Menschen mit Fibromyalgie kennen den Effekt, wenn auch nicht unbedingt in Verbindung mit dem alternativmedizinischen Angebot der Hynosetherapie. Entspannung lindert nicht den Schmerz, erleichtert aber das Leben mit Schmerz. Gut zu wissen ist, dass auch andere FMS-Symptome auf diesen Effekt ansprechen. Hypnose scheint eine Möglichkeit zu sein (wirksam in dieser Studie nur bei maximal 40% der Patienten), diesen Entspannungszustand zu erreichen und nachhaltig davon zu profitieren.

Quellen:

Flik, C.E. et al. (2019): Efficacy of individual and group hypnotherapy in irritable bowel syndrome (IMAGINE): a multicentre randomised controlled trial. The Lancet Gastroenterology & Hepatology 4 (1): 20 - 31.

Erstellt am 8. Januar 2019
Zuletzt aktualisiert am 8. Januar 2019

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