Förderpreis für Schmerzforschung 2011 in der Kategorie Klinische Forschung
Migräneattacke am Bildschirm beobachtet
Trotz intensiver Forschung ist die Ursache der Migräne noch nicht eindeutig geklärt. Wissenschaftliche Studien weisen jedoch auf die fundamentale Rolle des Hirnstamms und des trigemino-vaskulären Systems (Trigeminus = 5. Hirnnerv, versorgt Ober- und Unterkiefer sowie die Augenregion jedoch nicht die Sehfunktion sondern nur Schmerzempfinden und Bewegung) hin. Hamburger Forscher um Frau Dr. Anne Stankewitz haben mittels funktioneller Kernspintomografie (fMRT) diese Hirnbereiche bei Migränepatienten während einer Kopfschmerzattacken untersucht. Die fMRT-Messung zeigt an, welche Gehirnbereiche stärker durchblutet und somit aktiv sind.
Im Fokus stand die Schmerzverarbeitung des Trigeminus von Migränepatienten und der Einfluss einer nahenden Migräneattacke. Untersucht wurden zwanzig Migränepatienten während der schmerzfreien Phase, zehn Patienten in den letzten drei Tagen vor einer Attacke und vierzehn Patienten während einer Kopfschmerzattacke. Zur Kontrolle durchliefen auch Gesunde die Versuche und lieferten so Vergleichsbilder.
Deutlicher Unterschied der Hirnaktivierung zwischen Migränepatienten und Gesunden
Die fMRT-Daten zeigten, dass bei gesunden Menschen die Aktivität der untersuchten Hirnstammbereiche (spinale Trigeminus Kerne) höher war als bei schmerzfreien Migränepatienten. Die Signalstärke war jedoch von einem zweiten biologischen Wert abhängig: Die Aktivität steigerte zur Attacke hin und erreichte unmittelbar vor dieser das Maximum. Der Grad der Aktivierung in diesem Areal erlaubt es sogar, die nächste Kopfschmerzattacke vorherzusagen. „Interessanterweise fiel das Aktivierungsniveau innerhalb der ersten Stunden nach Beginn einer spontanen und unbehandelten Kopfschmerzattacke wieder auf ein niedriges Ausgangsniveau“, erklärt Dr. Stankewitz.
Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass der Aktivitätsgrad von bestimmten Hirnstammkernen direkt abhängig vom Migränezyklus ist. Zum ersten Mal konnten Forscher beobachten, dass ein auf-und-ab-schwellendes System im Hirnstamm das attackenartige Auftreten von Kopfschmerzen erklären könnte.
Quellen: Stankewitz, A. (2011): Bilder erklären erstmals, warum Migräne attackenartig auftritt. Pressemitteilung veröffentlicht beim Informationsdienst Wissenschaft (idw) am 06.10.2011
Erstellt am 19. Januar 2012
Zuletzt aktualisiert am 19. Januar 2012

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