Wetter
Veritables Winterwetter in Mitteleuropa
Auf ihrem Zug vom Atlantik über die britischen Inseln nach Osteuropa fluten die Fronten der Tiefdruckgebiete „Britta“ und „Carolina“ die Landschaften hierzulande mit ergiebigen Regenschauern. Doch nun strömt an der Rückseite der Tiefs polare Kaltluft weit nach Süden und kühlt die Atmosphäre deutlich ab - die nächsten Schauer fallen als Schnee.
Derzeit lässt sich die Wetterwirkung großer Tiefdruckgebiete anschaulich verfolgen. Auf der Nordhalbkugel der Erde strömt die Luft in einem Tief entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum. Hierzulande ziehen mächtige Tiefs mit großräumiger Wirkung vom Atlantik heran und verschwinden unter Abschwächung ostwärts über Skandinavien oder das Baltikum. So wird durch ein heranziehendes Tief zunächst mit Süd- oder Südwestwind warme Luft herangeführt. Ist das Zentrum über Mitteleuropa hinweg gezogen strömt an der Rückseite Kaltluft aus Norden oder Nordwesten heran.
Genau dieser Effekt wird durch die Tiefdruckgebiete „Britta“ (inzwischen ostwärst abgezogen) und „Carolina“ (das sich inzwischen mit dem über der Ostsee liegenden Tiefdruckgebiet „Daniella“ verbunden hat) gesteuert. Nach einer milden Episode mit reichlich Regen kommt nun Winterwetter mit Kälte und Schneefall. Die enge Kette der Tiefs, die zwischenzeitlich „Britta“ in „Britta I“ und Britta II“ teilte, blockierte den Kaltluftvorstoß kurzzeitig und verzögerte den Wetterwechsel. Um so vehementer fegen nun die Fronten der Tiefausläufer mit Sturm, mancherorts auch Orkan und anhaltendem oder schauerartig verstärktem Regen über Mitteleuropa. Dabei kühlen sich die bodennahen Luftschichten merklich ab, von knapp 10°C auf milden Frost in weniger als zwei Tagen.
Für die Gesundheit der Menschen ist jedoch die gefühlte Temperatur relevant und hier ist der Temperatursturz sehr viel drastischer. Der starke und böige Wind bei Regen (hohe Luftfeuchte) entzieht den Körper sehr viel Wärme, das Wetter wird als sehr viel kälter empfunden als der Thermometerwert anzeigt. Schneefall verstärkt den Effekt, denn dann genügt ein Blick aus dem Fenster und die Menschen frösteln.
Im Verlauf der kommenden Tage sinkt die Schneefallgrenze sukzessive; in den nördlichen Mittelgebirgen früher als in den Alpen von 800 bis 1000m zu Wochenbeginn auf 300 bis 600m zur Wochenmitte. Aber auch in den Tieflagen kann es örtlich schneien, oftmals bildet sich glitschiger Schneematsch oder gefrierende Nässe. Nachts kühlt es vielerorts auf -5 bis -10°C ab, mancherorts wird es noch kälter. Zum Wochenende muss allerorten mit Frost gerechnet werden. Selbst entlang der großen Flüsse Rhein, Main, Neckar und Donau, die ansonsten zuverlässig als Wärmespeicher wirken, kann morgens Schnee liegen bleiben.
Der Wintereinbruch bedeutet für viele Menschen eine spürbare Gesundheitsbeeinträchtigung. Neben den Fährnissen glatter Verkehrswege macht sich der Wetterwechsel auch als körperliche Belastung bemerkbar. Die Arterien ziehen sich zusammen und damit steigt der Blutdruck, Atemwege und Muskulatur können bei Kälte verkrampfen und Gelenke schmerzen. Zudem ist kalte Luft trocken, auch durch Lüften lässt sich dann die Heizungsluft in der Wohnung nicht mehr anfeuchten. Damit steigt das Risiko über die Atmung viel Feuchtigkeit zu verlieren. Ansonsten dickt das Blut ein, der Kreislauf wird zusätzlich belastet, die Thrombose- und Infarktgefahr steigt. Deshalb sollte man bei kalter Witterung die Raumluft anfeuchten und zudem unbedingt reichlich Wasser trinken.
Ein weiterer Gesundheitseffekt des kalten Wetters wirkt indirekt: Bei Kälte und garstiger Witterung bleiben die Menschen lieber zu Hause. Doch wer sich nun nicht mehr an der frischen Luft bewegt schadet seiner körperlichen und geistigen Frische und seinem seelischen Gleichgewicht. Der Mangel an Frischluft und Bewegung macht die Menschen schlapp, Unzufriedenheit und Motivationsschwäche können sich zu depressiver Verstimmung verdichten. Ein Spaziergang in der verschneiten Landschaft verbessert Körpergefühl und erhellt das Gemüt - man muss ja nicht gerade bei Sturm und Schneeschauer vor die Tür, um das Winterwetter hautnah zu erleben.
Quellen: M.Sc.-Met. Anna Wieczorek: Kehrt der Winter nun in ganz Deutschland ein? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 08.01.2016 Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann: Manege frei für kalte Winterluft! Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 12.01.2016
Dipl.-Met. Helge Tuschy: Laues Lüftchen oder Sturm am Montag? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 09.01.2016
Erstellt am 12. Januar 2016
Zuletzt aktualisiert am 12. Januar 2016

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