Wetter
Hochdruck im Herbst
Angekündigt war flächendeckend Sonnenschein. Doch trotz deutlicher Aufwärtsbewegung am Barometer blieb der Himmel dunstgrau. Zwar löste die absinkende Warmluft die Wolken weitgehend auf, doch im Herbst bildet sich dann oftmals Hochnebel - der erhoffte Sonnenschein dringt dann nicht bis zu den Menschen durch. Nur auf Berggipfeln ist bislang die wärmende Strahlung der Sonne zu spüren. Doch nun bessert sich die Wetterlage merklich.
Ende Oktober währt der lichte Tag in Mitteleuropa nur noch 10 Stunden; im zur Sonnenwende im Juli waren es noch 16 Stunden (Weihnachten sind es knapp 8 Stunden). Zudem steht die Sonne zur Mittagszeit nicht mehr so hoch am Himmel, die Strahlung muss einen erheblich längeren Weg durch die Atmosphäre zurücklegen, ein erheblich größerer Teil wird dabei reflektiert. So gelingt es auch bei wolkenlosem Himmel der Sonnenstrahlung kaum noch die noch relativ feuchte bodennahe Luftschicht zu erwärmen. Parallel dazu werden die Nächte ohne kosmische Erwärmung länger, es bleibt mehr Zeit für das Auskühlen von Boden und Gewässern. In der abkühlenden Luft kondensiert die tagsüber aufgenommene Luftfeuchte zu feinen Tröpfchen - es bildet sich Nebel, entweder am Boden oder als Hochnebel.
Zwischen dem Tief „Wymar“ westlich von Irland (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn) und einem Hochdruckgebiet über Polen (Luftströmung im Uhrzeigersinn) transportiert Südwind warme und feuchte Luft nach Mitteleuropa. Tagsüber wird es dadurch warm genug, dass sich Nebel und Hochnebel im Verlauf des Vormittags auflösen. Nachts kühlt es bei sternklarem Himmel aber rasch wieder ab, sodass sich dann wieder Bodennebel bilden kann. In ungünstigen Lagen kann auch Bodenfrost, im Nordosten und Osten vereinzelt auch Luftfrost auftreten. Entlang der Donau kann der Nebel so solide werden, dass es der Kooperation aus Warmluft und Sonnenschein bis zum Nachmittag kaum gelingt die Schwaden zu lichten.
In Hochdruckgebieten sinken die Luftmassen aus oberen Atmosphäreschichte ab; man kann diese vertikale Luftbewegung auch als „Wind von oben“ beschreiben. Löst sich der Nebel nicht zuverlässig auf, trifft diese schwache Luftbewegung auf eine Schicht sehr dichter Luft (hoher Wasserdampfgehalt und kalt = schwer). Dann dringt die vertikale Luftströmung nicht bis zum Boden durch und die feuchtkalte Nebelluft mischt sich nicht mehr mit trocken warmer Hochdruckluft. Die kühlere und schwerere Luft sinkt weiter ab und es bildet sich eine Inversion (wärmere Luft liegt über kälterer).
Im hartnäckigen Nebel können sich so Staub, Ruß und andere Luftschadstoffe anreichern. Für Menschen mit Atemwegserkrankungen sind stabile Nebellagen daher ein Gesundheitsrisiko. Menschen mit schmerzenden Gelenken leiden unter der anhaltend feuchtkalten Witterung, auch Muskelverkrampfungen treten bei solchen Wetterlagen häufiger auf. Zudem beeinträchtigt das anhaltende Grau in Grau bei Nebel oder Hochnebel die psychische Verfassung. Empfindliche Menschen spüren schon nach wenigen Tagen depressive Stimmung oder eine Beeinträchtigung der Motivations- und Leistungsfähigkeit.
In Mitteleuropa gewinnt der Hochdruckeinfluss nun auch auf den letzten Metern bis zum Boden und kann die Nebel auflösen. In Senken sammelt sich morgens noch Kaltluft. Sie ist schwerer als die umgebende angewärmte Luft und fließt wie eine Flüssigkeit an die tiefsten Punkte im Gelände. Dort können sich die Nebel besonders lang halten. Das sonnige Herbstwetter setzt sich immer mehr durch, es erfasst immer weitere Landschaft und löst den Nebel immer früher am Vormittag auf. Nur entlang der großen Flüsse und Seen hält sich der Nebel hartnäckig, im Südwesten Österreichs können dichtere Wolken durchziehen. Die Nachmittagstemperaturen erreichen wieder 10 bis 18°C, bei Sonnenschein steigt die gefühlte Temperatur deutlich über 20°C.
Quellen: Dipl.-Met. Christina Speicher: Ein Hoch auf den Herbst. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 26.10.2015
Am Wochenende teils sonnig, teils nebelig. Pressemitteilung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien vom 21.10.2015.
Erstellt am 26. Oktober 2015
Zuletzt aktualisiert am 26. November 2015

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