Wetter
Müder Sonnenschein
Auch wenn durch Warmluftzustrom das Thermometer noch einmal 30°C anzeigt, die Strahlungswärme der Sonne ist bei weitem nicht mehr so intensiv wie im Juli. Der Sonnenhöchststand zur Mittagszeit (13:00 Sommerzeit) am 27. August entspricht dem vom 17. April. Im direkten Vergleich, sofern die Erinnerung das zulässt, ist die Kraft der Sonne im Spätsommer jedoch deutlich größer als damals, kurz nach Ostern.
Da der Sonnenstand im Jahresverlauf ziemlich symmetrisch um Tagundnachtgleiche, Sommersonnenwende, Tagundnachtgleiche, Wintersonnenwende verläuft, erstaunt das sehr unterschiedliche Wärmeempfinden zu vergleichbaren Daten.
Grund dafür ist, dass die Atmosphäre nur indirekt von der Erdoberfläche her geheizt wird. Die Sonnenstrahlung kann die Luft kaum aufheizen, doch der Boden erwärmt sich im Sonnenschein. Je nach Reflexionsvermögen (Albedo) der Oberfläche speichert der Boden Wärme. Ein hohes Albedo bedeutet optimale Rückstrahlung und damit geringe Erwärmung, bei niedrigem Albedo erwärmt sich der Boden (oder das Wasser) rasch. Den höchsten natürlichen Albedo-Wert erreicht mit 0,95 frisch gefallener Schnee. Sand am Strand heizt sich mit einem Albedo zwischen 0,30 bis 0,45 schon spürbar auf; den geringsten Albedo und somit die größten Absorptionswerte liegen bei Wasser (Albedo < 0,1) und in Städten (0,1 - 0,18).
So sind Boden und insbesondere das Wasser im August deutlich wärmer als im April. Das Mittelmeerwasser etwa 7°C, die Nordsee etwa 8°C und die Ostsee etwa 11°C. Einstrahlende Sonnenenergie erwärmt die oberen Bodenschichten die Wasseroberfläche von diesem Sockelwert rasch auf ein höheres Niveau - das diese Wärme dann an die bodennahen Luftschichten weitergibt.
Demgegenüber muss mancherorts Ende April erst noch der Schnee schmelzen, bevor sich der Boden erwärmen kann. Zudem garantiert im Spätsommer der höhere Wasserdampfgehalt der Atmosphäre, dass in sternklaren Nächten (nach einem wolkenlosen Tag mit viel Sonnenschein) der Boden weniger stark abkühlt. Deshalb sind die Nächte im Spätsommer oftmals mild, während die Luft im Frühjahr nach Sonnenuntergang rasch abkühlt.
Aber auch Ende August werden die Nächte bereits kühler, denn der lichte Tag wird nun rasant kürzer. Zur Sonnenwende (im Sommer wie im Winter) ändert sich die tägliche Sonnenscheindauer kaum. Je näher die Tagundnachtgleiche rückt, um so größer ist der Unterschied von Tag zu Tag. Im Maximum schwindet (oder wächst) die Zeit zwischen Sonnenauf- und untergang um mehr als 4 Minuten täglich. Deshalb wird der Jahreszeitenbeginn im Frühling und Herbst bedeutend dynamischer empfunden als im Sommer und Winter. So kann während der zunehmend länger werden Nächte, der Zeit ohne Nachschub an Sonnenwärme, die bodennahe Luft auskühlen. Am frühen Morgen ist es dann sehr frisch. Durch den aktuellen Warmlufteinstrom wird dieser Effekt weitgehend kompensiert. So kann die Erwärmung durch Sonneneinstrahlung bereits bei 15 - 20°C starten und am frühen Nachmittag noch einmal 30°C erreichen.
Quellen: Dipl.-Met. Christoph Hartmann: 23.August = 21.April. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 23.08.2015
Westermann, H. (2015): Albedo bemisst die Strahlungswärme der Sonne. Menschenswetter Artikel 1215, online veröffentlicht am 10.04.2015.
Erstellt am 27. August 2015
Zuletzt aktualisiert am 29. August 2015
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