Wetter
Kaltluft im freien Fall
Sind nach einem Gewitter schwere Gebäudeschäden zu beklagen, die offensichtlich auf Wind und weniger auf Wasser (als Regen oder Hagel) zurück zu führen sind, vermuten Betroffene und Reporter zumeist einen Tornado als Ursache. Mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit sind Fallböen (Downbursts) für die Zerstörungen verantwortlich. Dabei breiten sich schlagartig große Luftmassen am Boden aus und erzeugen eine gewaltige Druckwelle.
Quelle der zerstörerischen Winde sind Superzellen, sehr große Gewitterwolken, die sich durch Rotation um die vertikale Achse stabilisieren und so sehr hohe Energiedichte und Niederschlagsmengen auf engem Raum konzentrieren. Sie können an ihrer Wolkenunterkante einen Durchmesser von 20 - 50 km erreichen und bis in die Tropopause hinein reichen (normalerweise beschränkt sich die Wolkenbildung auf die darunter liegende Troposphäre). Die Aufwinde innerhalb der rotierenden Wolke (Mesozyklon) sind enorm, entsprechend heftig wird der Niederschlag hoch geschleudert. So kann extrem großer Hagel entstehen.
Doch der Wind strömt in solchen Superzellen nicht nur aufwärts. Während sich Tornados als Wolkenschlauch wie ein stark rotierender Luftwirbel mit vertikaler Drehachse von der Gewitterwolke zum Boden entwickelt, beruhen Fallböen auf einer ganz anderen Physik.
Bildet sich in höheren Regionen der Superzellen sehr großer Hagel, so kann selbst der sehr starke Aufwind die Eisklumpen nicht mehr empor schleudern. Der Hagel fällt zu Boden und passiert dabei wärmere Luftschichten die ihn gänzlich oder teilweise tauen. So schmilzt die Korngröße des Hagels dahin, manches mal fällt dann auch nur Regen in besonders großen Tropfen. Ist die Warmluftschicht besonders trocken, hierzulande beispielsweise bei heißer Festlandsluft vom Balkan, kann der Niederschlag auch sofort wieder verdunsten. Es hagelt oder regnet aber der Boden bleibt trocken. Dies geht umso schneller und gründlicher, je trockener die Luft ist.
Sowohl das Schmelzen des Hagels als auch die Verdunstung der Regentropfen entzieht der Luft Wärmeenergie, die Luft kühlt sich ab. Da die nun erkaltete Luft schwerer ist, als die umgebende Warmluft, wird sie nach unten beschleunigt und trifft irgendwann auf den Boden. Fallböen entstehen also nicht in den Gewitterwolken, sondern in der Luftschicht darunter. Voraussetzung ist sehr trockene Warmluft am Boden, in die reichlich kühlender Niederschlag fällt. Downburst werden häufig von Platzregen oder Hagel begleitet. In unmittelbarer Nähe gleicht eine Fallböe einer „weißen Wand", die sich rasant über die Landschaft oder durch die Straßen der Stadt bewegt. Aus der Ferne ist eine Gewitterwolke mit Fallböenrisiko an den tiefen Aussackungen am Unterrand zu erkennen.
In einer Fallböe trifft die schwere Kaltluft mit Vehemenz auf den Boden, breitet sie sich dort horizontal aus. Dabei können Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 km/h erreicht werden. Das Schadenspotenzial ist dabei oftmals sogar größer als das von Tornados, da meist eine größere Fläche betroffen ist und nicht eine schmale Schneise wie meistens bei einem Tornado.
Quellen: Dipl.-Met. Christian Herold: Was ist eine Fallböe? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 09.07.2015
Erstellt am 10. Juli 2015
Zuletzt aktualisiert am 12. Juli 2015

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