Wetter

Nachfolgeregelung fürs Frühlingswetter

von Holger Westermann

Das triste Winterwetter über Mitteleuropa wurde durch das Hoch „Karin“ beiseite geschoben. Sonnenschein bei 15 bis 20°C erfreute die Menschen, doch noch sind Hochdruckgebiete nicht kräftig genug, dem Ansturm atlantischer Tiefs lange stand zu halten. Inzwischen streifen von Nordwesten erste Regengebiete über die Landschaft, am Mittwoch erreichen sie den Alpenrand. Doch der nächste Hochdruckvorstoß formiert sich bereits.

Die Hochdruckzone, die über Mitteleuropa mildes und sonniges Frühlingswetter breitete, reichte noch nicht sehr weit nach Norden. Dynamische Tiefs können leicht durchdringen, eine Kaltfront treibt von der Nordsee dichte Wolkenfelder ins Landesinnere. Unter der Wolkendecke erwärmt sich die einfließende Kaltluft nur noch auf 10°C. Bei Wind und Regenschauern wird die für die Gesundheit wetterempfindlicher Menschen relevante gefühlte Temperatur noch niedriger empfunden. Die Rückkehr des garstigen Winterwetters reduziert jedoch das Risiko für Frost am Morgen. Der tägliche Temperaturgang flacht sich deutlich ab, anstelle von 20°C-Spannweite unterscheiden sich die Werte von frühmorgens bis 13:00 Uhr nur noch um weniger als 10°C.

Vermisst wird sicherlich der Sonnenschein. Die Strahlungswärme wirkt positiv auf Körper und Gemüt. Inzwischen sind die lichten Tage lang genug, dass sonniges Wetter auch nach dem Arbeitstag noch ins Freie lockt (Sonnenuntergang heute, 10.03. in Frankfurt/Main um 18:21 Uhr). Womöglich wächst derzeit bereits ein neues Sonnenschein-Hoch für Mitteleuropa heran.

Ein kräftiger Kälteeinbruch über Nordostkanada lenkt kalte Polarluft über den relativ milden Atlantik, daraus entwicklen sich bei Neufundland (zwischen Kanada und Grönland) kräftige Tiefdruckgebiete. In diesem Winter, wie schon im hierzulande sehr milden Winter 2013-14, ist diese Wetterlage ungewöhnlich stabil. Der kontinuierliche Ansturm atlantischer Tiefdruckgebiete verhinderte die Ausdehnung des eiskalten aber wolkenarmen Russlandhochs nach Mitteleuropa – der Winter blieb hierzulande wolkig mit mildem Frost.

Doch dieses Mal ziehen die Tiefdruckgebiete nicht mehr ostwärts nach Nordeuropa sondern drehen nach Norden Richtung Island ab. Mitteleuropa wird nicht direkt getroffen sondern liegt an der Südflanke der Tiefs. Die Luft strömt in den Tiefdruckgebieten entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum, so wird auf ihrer Vorderseite warme Luft steil nach Norden bis nach Skandinavien geführt. Dadurch wölbt sich dort ein kräftiges Hoch auf, das die West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete blockiert. Diese „Blockadelage“ schützt Mitteleuropa vor weiteren Wolken und Niederschlägen.

Derzeit ist noch nicht garantiert, dass sich eine stabile Blockadelage etabliert. Entscheidend dafür ist die genaue Lage des Hochdruckgebietes (Luftzirkulation im Uhrzeigersinn um das Zentrum). An der Südostflanke des Hochs wird kalte Kontinentalluft aus Russland nach Mitteleuropa transportiert. Kann sich dieser Kaltluftzustrom bis nach Deutschland und Österreich durchsetzen, wird es wieder kälter.

Eine weitere Unsicherheits-Variable in der meteorologischen Berechnung der Wetterentwicklung ist die Lage der Kaltlufttropfen. Das sind kleine Tiefs in der oberen Troposphäre (5.000 bis 10.000m), die mit höhenkalter Luft angereichert sind. Sie schnüren sich weit im Norden von der Höhenströmung ab und werden im Uhrzeigersinn um das Hoch herum Richtung Mitteleuropa gelenkt. Die Zugbahn der Kaltlufttropfen lässt sich nur äußerst schwer vorhersagen.

So bleibt es durch den Hochdruckeinfluss sicherlich überwiegend trocken und abgesehen von Hochnebel zumeist auch sonnig. Dennoch muss mit einer spürbaren Abkühlung gerechnet werden. Wie weit das Thermometer fällt hängt vom Einfluss der Kaltlufttropfen und dem Vorstoß der bodennahen Kaltluft aus Russland ab. Derzeit schwanken die Modellberechnungen der Meteorologen zwischen Tagesmaxima von frischen 5 bis akzeptablen 15 °C. Im Westen, außerhalb des Einflussbereichs der einfließenden Kaltluft, wird eine stärkere Erwärmung erwartet als im Osten Mitteleuropas.

Solche Blockadewetterlagen sind zumeist stabil, der wohlig warme Frühling wird bis auf Weiteres ausbleiben. Zumindest bleibt es bei zartem Frost am Morgen und mäßig warmer Mittagstemperatur weitgehend sonnig.

 

Quellen:

Dipl.-Met. Christian Herold: Wie stabil ist unser Frühlingshoch KARIN? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 08.03.2015

Erstellt am 10. März 2015
Zuletzt aktualisiert am 10. März 2015

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Winterrevival

Trotz der zwischenzeitlich sehr milden Witterung mit Frühlingsattitüde ist das typische Wetter der Saison noch wechselhaft mit konkreten Chancen auf Kälte und Schnee. Wer in den Kalender blickt wird ohnehin Aprilwetter erwarten.

  weiterlesen...


Admarker

Der digital Asthma-Helfer für die Tasche

Breazy Health


Hunde senken Stress, denn sie mögen Menschen

Dem possierlichen Charme eines jungen Hundes kann sich kaum ein Mensch entziehen. Dem spontanen Impuls zu Knuddeln oder zumindest zu Streicheln mag man nicht widerstehen. Und die Mehrzahl der Hunde scheint diese Zuwendung zu genießen. Bei älteren Tieren ist dann eher die Rasse und deren Charakter relevant, ob man Körperkontakt anstrebt oder lieber auf Distanz achtet. weiterlesen...


Admarker

Das Projekt Menschenswetter

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

 

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

  weiterlesen...


Ein Bild des Partners lässt Schmerzen schwinden

Zärtlichkeit lindert Schmerzen. Dabei wird der geliebte Partner körperlich wahrgenommen, man ist der schützenden und tröstenden Gegenwart gewiss. Zudem wirkt das genau in diesem Moment ausgeschüttete Kuschelhormon Oxytocin als natürliches Analgetikum. Forscher der Justus Liebig Universität Gießen (Hessen) haben nun herausgefunden: Ein Bild vom Partner genügt, um das Schmerzempfinden zu reduzieren. weiterlesen...


Weniger Streß durch Nikotinverzicht

Wenn Raucher zur Zigarette greifen, bemühen sie oft das Argument, akuten Stress zu lindern. Sie erhoffen sich kurzfristig spürbare und langfristig wirksame Unterstützung bei der Bewältigung psychischer Belastungen. Doch die regelmäßige Intoxikation mit Nikotin verstärkt die Probleme; erst Abstinenz lässt sie (ver)schwinden.

  weiterlesen...