Wetter

Vollwetter

von Holger Westermann

Für Meteorologen ist es „das volle Programm“: ein sehr wechselhafter, dynamischer und aus wissenschaftlicher Sicht überaus spannender Wetterverlauf. Genau das wird derzeit für Mitteleuropa erwartet. Für wetterempfindliche Menschen werden die rasanten Wechsel der Wetterlage und des Wettercharakters sehr wahrscheinlich eine große Belastung für die Gesundheit.

Beim Blick auf die aktuellen Berechnungen verschiedener Wettermodelle kann der Atem eines Meteorologen derzeit durchaus mal ins Stocken geraten. Sie prognostizieren für die nächsten Tage durchweg "Vollwetter". Die Wissenschaftler freuen sich über die „interessante“ Wetterentwicklung, die meisten Menschen hierzulande verfolgen die Prognosen mit Unwohlsein oder zumindest gemischten Gefühlen. Denn über weite Strecken droht während der nächsten Woche garstiges Wetter, örtlich gar Unwetter.

Derzeit entstehen über dem Nordatlantik wieder vermehrt kräftige Tiefdruckgebiete, die zunehmend das Wetter in Mitteleuropa bestimmen. Die meisten Wettermodelle errechnen für diese Tiefs (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum) eine Zugbahn vom Nordatlantik nach Skandinavien. Damit liegt Mitteleuropa an deren Südflanke, zunächst wird warmer Wind aus Südwest, später kalter Wind aus Nordwest erwartet. Die Sturmfelder der Tiefausläufer werden erst in der zweiten Wochenhälfte eintreffen. Eine ausgeprägte Orkanlage ist jedoch nur wenig wahrscheinlich.

Mit den Ausläufern der atlantischen Tiefdruckgebiete wird auch wieder feuchte Meeresluft herangeführt. In den Mittelgebirgen, insbesondere im Erzgebirge, im Harz, Taunus und im Thüringer Wald wird es heftig schneien; andernorts regnet es oder es fällt Schneeregen. Wenig später erreicht die Schneefront auch den Schwarzwald, das Allgäu und die Alpen. Jeder Durchzug eines Tiefdruckgebietes beginnt mit einer Warmfront, dabei steigt die Schneefallgrenze und die Taugrenze der Schneedecke deutlich. Regen und Schmelzwasser lassen Bäche und Flüsse bis hin zu Rhein und Donau periodisch anschwellen, gebietsweise steigt das Hochwasser auf kritisches Niveau.

In den Hochlagen der Alpen wird es durchweg kräftig schneien. Wintersportler, Hüttenwirte und Hoteliers werden sich freuen. Doch die erheblichen Neuschneemengen steigern auch das Risiko für Schneebruch, Schneeverwehungen und Lawinenabgänge. Womöglich kann sich das Winterwetter bis zum nächsten Wochenende bis ins Flachland ausdehnen – dann wird aus dem "Vollwetter" ein "Vollwinter".

Kehrt dann eine Wetterberuhigung ein, empfinden das auch wetterempfindliche Menschen wahrscheinlich als Entlastung. Durch die hohe Wetterdynamik mit Temperaturschwankungen und rasanten Wechseln der Luftfeuchte sowie heftigem Wind, liegt die gefühlte Temperatur oftmals deutlich unter dem Thermometerwert. Zudem fordert der Wetterwechsel eine große Anpassungsleistung des Körpers an die aktuellen Umweltbedingungen. Für viele Menschen mit angegriffener Gesundheit ist die Belastung so groß, dass sie dann kaum noch vor die Tür gehen. Doch damit verstärken sich oftmals die Beschwerden, denn nun fehlen auch noch frische Luft, Tageslicht (auch bei bedecktem Himmel immer noch intensiver als elektrische Beleuchtung) und Bewegung um Herz, Kreislauf und Atmung zu stärken. Auch bei Vollwetter im Vollwinter sollte man sich nicht vollends von der garstigen Witterung vor der Tür abschotten. Extremwetter mit massiven Kältereizen werden am besten aus der Wohnung heraus durchs Fenster beobachtet, aber das volle Programm des Vollwetters bietet auch Wolkenlücken und zumindest kurzzeitig Sonnenschein. Wer diese Aufheiterungen spontan nutzt, tut sich Gutes für Gesundheit und Gemüt.

Quellen:

Dipl.-Met. Adrian Leyser: "Vollwetter" für Deutschland. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 25.01.2015

Erstellt am 26. Januar 2015
Zuletzt aktualisiert am 26. Januar 2015

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Gesundheitsrisiko Temperatursturz im April

Nach einer rekordverdächtigen Warmwetterphase von Februar bis Mitte April, ist jetzt das kühle wechselhafte April-Wetter mit Wind, Regen und vereinzelt auch Schneefall zurück. Der Temperatursturz um 15 bis 20°C ist an sich schon ein Gesundheitsrisiko, doch die physiologische und psychologischen Herausforderungen sind diesmal besonders drastisch. weiterlesen...


Admarker

Der digital Asthma-Helfer für die Tasche

Breazy Health


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...