Wetter
Stürmische Grüße aus der Karibik
Der ehemalige Hurrikan „Bertha“ vertrieb den Hochsommer aus Mitteleuropa, wohlmöglich bringt nun ein weiterer Wirbelsturm den Sommer zurück: „Cristobal“ wandelt sich auf dem Weg von der Karibik, entlang der Ostküste Amerikas zum Nordatlantik in ein kräftiges Tiefdruckgebiet; gleichzeitig dehnt sich das Azorenhoch nordwärts. Beide Effekte begünstigen den Zustrom wärmerer Luft nach Mitteleuropa, der die Wolken beiseite schiebt. Aktuelle Wetterberechnungen skizzieren einen angenehm warmen, aber nicht belastend heißen Sommerausklang mit Sonnenschein.
„Cristobal“ wird von der „National Oceanic and Atmospheric Administration“ (NOAA) als Hurrikan der niedrigsten Stufe 1 (Saffir-Simpson Skala) klassifiziert. Die maximale Windgeschwindigkeit beträgt 120 km/h, hierzulande wäre das ein veritabler Orkan. Schaden wird der Sturm aber nicht anrichten, denn anstatt in Richtung amerikanisches Festland zu ziehen, dreht er auf den offenen Atlantik ab. Dabei transportiert er an der Vorderseite (in Zugrichtung) sehr warme und feuchte Luft nach Norden.
Der vorausberechnete Weg führt „Cristobal“ an der Südspitze Neufundlands (Kanada) vorbei in Richtung Island. Dabei verliert der Hurrikan über dem kalten Wasser des Nordatlantiks seine Wirbelsturmeigenschaften und wandelt sich zum außertropisches Sturmtief. Die Windgeschwindigkeit schrumpft dabei auf 100 km/h, immer noch Orkanniveau. Eine westliche Höhenströmung lenkt dieses Tief in Richtung Mitteleuropa, zyklogenetische Prozesse (verstärkende Effekte innerhalb eines Sturmtiefs) lassen den Kerndruck weiter absinken.
So wird der ehemalige Hurrikan „Cristobal“ mit einem Kerndruck von etwa 970 hPa westlich von Island auf Europa treffen. Damit verläuft die Zugbahn dieses Sturmtiefs wesentlich weiter nördlich als die des ehemaligen Wirbelsturms "Bertha". West- und Mitteleuropa bleiben diesmal von den unmittelbaren Auswirkungen, Wolken – Regen – Sturm, verschont. Stattdessen kann auf der Südflanke der Cristobal- Zugbahn das Azorenhoch weit nach Osten vordringen und so eine Brücke zum Russlandhoch bilden.
Infolgedessen beruhigt sich das Wetter in Mitteleuropa. Lediglich an der Ostseeküste kann der Tiefdruckeinfluss von „Cristobal“ spürbar werden. Ansonsten schwindet die Bewölkung deutlich, Sonnenschein setzt sich flächendeckend durch. Wie warm es dabei wird, entscheidet die endgültige Position des Hochdruckgebiets. Verharrt das Zentrum über der Nordsee (Dänemark, Norddeutschland, Niederlande), würde sich entlang der Zirkulation im Uhrzeigersinn eine östliche bis nordöstliche Strömung einstellen, die nur mäßig warme Luft heranführt. Aufgrund der Strahlungsintensität der immer noch recht hoch am Himmel stehenden Sonne steigt die Mittagstemperatur vielerorts über 25°C; die gefühlte Temperatur kann aufgrund geringer Luftbewegung und reduzierter Luftfeuchte durchaus noch höher liegen.
Für wetterempfindliche Menschen bedeutet der Wetterwechsel eine spürbare Entlastung. Warmes, aber nicht allzu heißes Wetter motiviert zur Aktivität im Freien; die derzeit noch langen lichten Tage lassen selbst nach einem Arbeitstag noch hinreichend Zeit dazu. Wer jetzt noch Urlaub hat, kann den gesamten Tag nutzen – doch sollte dann ein ausreichender Schutz vor Sonnenbrand aufgetragen werden.
Abends wird es jedoch schnell kühl. Das Wetter der letzten Tage und Wochen kühlte den Boden stark aus, die Wärmenachlieferung nach Sonnenuntergang bleibt spärlich. Darunter leiden Abendveranstaltungen unter freiem Himmel, dafür verbessert sich bei den meisten Menschen die Schlafqualität. In kühlen Spätsommer-Nächten gelingt das Einschlafen und rasche Wiedereinschlafen zuverlässiger als in schwülen Tropennächten (wenn die Temperatur nicht unter 20°C fällt), die noch vor einem Jahr den August prägten.
Quellen: Dipl.-Met. Lars Kirchhübel: Wirbelsturm Cristobal auf dem Weg nach Europa. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 28.08.2014
Erstellt am 28. August 2014
Zuletzt aktualisiert am 28. August 2014

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