Forschergruppe der Universität Rostock verfolgt einen neuen Ansatz

Eule, Lerche, Zappelphilipp: drei Varianten des Schlaf-Wach-Rhythmus

von Holger Westermann

Ob Menschen Frühaufsteher oder Nachtschwärmer sind können sie nicht selbst entscheiden, das ist genetisch programmiert. „Und dieses genetische Programm des Tag-Nacht-Rhythmus scheint bei Menschen mit ADHS fundamental gestört zu sein“, sagt Professor Dr. Dr. Johannes Thome, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Rostock. „Es gibt Hinweise, dass der Rhythmus bei ADHS-Patienten verkürzt ist“. Sie schlafen wenig und fühlen sich morgens müde. Auch finden sich in dieser Patientengruppe sehr viel häufiger Nachtschwärmer als in der Normalbevölkerung.

„Bei Kindern ist AHDS sehr gut erforscht“, sagt Professor Thome. „Viele Patienten verlieren diese psychische Störung aber nicht, wenn sie volljährig werden“. Bei etwa einem Drittel der Patienten wächst sich ADHS nicht aus. Für sie gibt es kaum fachärztliche Betreuung in Deutschland. Die Betroffenen haben erhebliche Konzentrationsschwierigkeiten, Probleme im Beruf und Privatleben, verpassen Termine. Sie leiden unter Schlafdefizit und Stimmungsschwankungen, sind überaktiv und impulsiv, haben ihr Leben nicht im Griff. Wenn diese Patienten dann zum Alkohol greifen, gesellt sich ein Suchtproblem dazu. Etwa drei bis fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind schätzungsweise von ADHS betroffen.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Thome sucht nun nach den genetischen, zellulären und molekularen Veränderungen, die für den gestörten Zeitrhythmus bei ADHS im Erwachsenenalter verantwortlich sind. „Erhalten wir den Nachweis, dass die Genproduktion für den 24-Stunden-Rhythmus gestört ist, haben wir die wissenschaftliche Erklärung dafür, warum Erwachsene mit ADHS häufig Probleme mit ihrem Tages- und Nachtrhythmus haben“, beschreibt Prof. Thome den Arbeitsplan seiner Forschergruppe. Sie erhoffen sich aus ihren Erkenntnissen neue Therapieansätze zur effektiven Hilfe für erwachsene ADHS-Patienten.


Quelle:

Rieck, I. (2011): ADHS bei Erwachsenen – Universitätsmedizin Rostock erforscht optimale Diagnostik und Therapie. Pressemitteilung der Universität Rostock vom 01.12.2011. Online veröffentlicht auf Informationsdienst Wissenschaft (idw)

Erstellt am 13. Januar 2012
Zuletzt aktualisiert am 13. Januar 2012

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