Chinesische Kletterpflanze enthält gefährliche Gift- und potentielle Heilstoffe
Pflanzliches Arzneimittel lindert Rheumatoide Arthritis
In Ostasien wird die rankende Wilfords Dreiflügelfrucht wegen ihrer Blüten (ähnlich dem weißen Flieder) und Früchte als Zierpflanze kultiviert. Sie ist in allen Bestandteilen giftig und wird auch als Arzneipflanze genutzt. Ihre Inhaltsstoffe haben eine Cortison-ähnliche Wirkung. In China wird sie traditionell zur Behandlung von Herpes zoster (Gürtelrose), Psoriasis und rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Eine aktuelle Studie stützt die Hoffnung auf eine wirkungsvolle Rheuma-Phytotherapie.
Bei der Phytotherapie (phyton = Pflanze) werden nur ganze Pflanzen oder Pflanzenteile (Blüten, Blätter, Samen, Rinden, Wurzeln), jedoch keine isolierten Einzelstoffe zur Herstellung von Medikamenten verwendet. Der Trick, einzelne Wirkstoffe gezielt verfügbar zu machen oder andere oftmals giftige Inhaltsstoffe zu meiden, besteht in der Zubereitung der Pflanzen. Ob ausgepresst (Saft), mit heißem Wasser übergossen (Tee) oder in Alkohol zermahlen (Extrakt) oder über Destillation fein getrennt – es bleiben immer Mischungen von mehreren Inhaltsstoffen und damit auch von Wirkstoffen.
Ein Forscherteam vom Peking Union Medical College Hospital (PUMCH) untersuchte nun die Wirksamkeit eines Wurzelextraktes der Wilfords Dreiflügelfrucht (Tripterygium wilfordii Hook F, TwHF) im Vergleich zum Standard-DMARD Methotrexat (MTX) bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA). Die Forscher dokumentierten über einen Zeitraum von 24 Wochen die Symptome von 207 RA-Patienten. Eine Gruppe (69 Patienten) wurde mit MTX therapiert, eine Gruppe (69) mit TwHF und eine Gruppe (69) mit einer Kombination beider Arzneimittel. Eine Kontrolluntersuchung mit wirkstofffreien Scheinmedikamenten (Placebo) wurde nicht durchgeführt. Bis zum Abschluss der gesamten Beobachtungszeit waren noch 174 Patienten (84%) dabei.
Als wirksam stuften die Forscher eine Therapie ein, wenn die Symptombelastung beim Patienten um zumindest 50% zurückgegangen war (ACR50, Standard der American College of Rheumatology). So zeigten 46,4% der MTX-Patienten eine positive Reaktion, 55,1% der Patienten unter TwHF-Phytotherapie und 76,8% der Patienten, die mit der Kombitherapie behandelt wurden.
Für die Beurteilung nachhaltiger Effekte war die die Beobachtungszeit von knapp einem halben Jahr zu kurz, räumen die Forscher ein. Doch die Ergebnisse insgesamt beurteilen sie als ermutigend. Insbesondere die Kombitherapie scheint neue Wege in der RA-Behandlung zu weisen.
In China ist eine reine RA-Phytotherapie weit verbreitet, trotz zahlreicher Nebenwirkungen. So wirkt der Extrakt immunsupressiv, Antworten des Immunsystems auf Infektionen werden unterdrückt. Bei überschießenden Immunreaktionen, beispielsweise Allergien oder Autoimmunerkrankungen, kann dies aber auch eine erwünschte Wirkung sein. Die im TwHF-Extrakt enthaltenen Terpene können die männliche Fertilität (Fruchtbarkeit) beeinträchtigen, da sie die Beweglichkeit der Spermien hemmen. Bei Schwangeren kann eine Schädigung ungeborener Kinder nicht ausgeschlossen werden. Bei den zumeist älteren RA-Patienten werden diese Nebenwirkungen jedoch von nachrangiger Bedeutung sein.
Weitere Nebenwirkungen betreffen den Verdauungsapparat. Hier entfaltet die Giftigkeit der TwHF ihre Wirkung. Doch bei den meisten Patienten verlaufen die Magen-Darm-Beschwerden wenig dramatisch. In der Studie mussten nur zwei Patienten aus diesem Grund ihre Versuchstherapie abbrechen.
Welcher der etwa 300 (bekannten) Inhaltsstoffe der Wilfords Dreiflügelfrucht letztendlich für die positive Wirkung bei Patienten mit Rheuma verantwortlich ist, konnten die Forscher nicht benennen. Es lohnt sich aber sicherlich die Physiotherapie ebenso wie die „west-östliche“ Kombitherapie gegen Rheumatoide Arthritis weiter zu erforschen, zumal nicht alle Rheuma-Patienten mit hinreichendem Erfolg auf die Behandlung mit den herkömmlichen Medikamenten ansprechen.
Quellen: Lv, Q.-W. et al. (2014): Comparison of Tripterygium wilfordii Hook F with methotrexate in the treatment of active rheumatoid arthritis (TRIFRA): a randomised, controlled clinical trial. Annals of the Rheumatic Disease, online veröffentlicht am 14.04. 2014. doi:10.1136/annrheumdis-2013-204807
Erstellt am 16. April 2014
Zuletzt aktualisiert am 16. April 2014

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