Wetter
Mildes Europa - kaltes Nordamerika - Sturm in Westeuropa
von Herbert Gmoser
In Deutschland und Österreich ist es derzeit zu mild. In den USA herrscht extreme Kälte. Sturm mit hohen Wellen zerstört Menschenleben und Natur in Westeuropa. Hinter den momentanen Wetterkapriolen steckt ein weltweiter Mechanismus, der nicht ungewöhnlich ist. Daher kann es vorkommen, dass es zur gleichen Zeit bei uns viel zu mild und in anderen Gebieten der Welt wie beispielsweise in den USA viel zu kalt ist. Ungewöhnlich ist die Andauer dieser milden Wettersituation, speziell in Europa. Den letzten Kaltlufteinbruch erlebten die Menschen hierzulande Anfang Dezember 2013.
Motor unseres Wetters ist der Temperaturunterschied zwischen den warmen Subtropen und den kalten Regionen im Norden. Für Europa und den Großteil Nordamerikas hängt es davon ab, wie stark das Tiefdruckgebiet in der Region um Island und das Hochdruckgebiet im Bereich der Azoren ausgeprägt ist. Das kräftige stationäre Islandtief stellt derzeit eine Blockade im Wetterablauf dar. Es steuert sehr milde Luftmassen nach Europa und sehr kalte Luftmassen nach Nordamerika. Dieses Tief verursacht auch im Nordatlantik starken Wind und hohe Wellen. Solche Wetterlagen können sehr stabil sein und längere Zeit anhalten.
Gibt es einen Ausgleich dieser milden Wettersituation zu einer anderen Jahreszeit in Mitteleuropa? Die Wetterregel, die das Wetter eines abgelaufenen Zeitraumes mit dem Wetter eines künftigen Zeitabschnittes in Verbindung bringt, kann keinen Hinweis geben, dass es zu einer anderen Jahreszeit zu einer Kompensation kommt. Sie findet daher keine stichhaltige Begründung. Diese sogenannte Korrelationsregel weist nur zum Teil auf einen meteorologischen Hintergrund hin, der jedoch falsch interpretiert wird.
Einige Beispiele: ‚Kalter Winter – heißer Sommer’ oder ‚Ist der Januar kalt und weiß, wird der Sommer sicher heiß‘. Mit dieser Regel wird ein aktueller kalter Winter mit einem ‚ersehnten‘ heißen Sommer in Verbindung gebracht. Anhand der Prüfungsdaten von Wien (Hohe Warte) aus dem Zeitraum 1928 bis 1949 sind diese Überlegungen nicht zu belegen.
Ähnliches sagt die Wetterregel: ‚Auf einem milden Winter folgt ein stürmischer Sommer‘. Ein entsprechender Gegensatz kommt als ‚böse‘ Erwartungshaltung zum Ausdruck. Auch diese Regel ist prognostisch wertlos. Ausgangspunkt für diese Überlegungen ist die Tatsache, dass global betrachtet, die Gesamtenergie auf der Erde weitestgehend konstant ist. Mit dieser Korrelationsregel wird angenommen, ein Jahr hätte ein bestimmtes Maß an Wärme und Kälte. Damit sollte ein entsprechender Ausgleich über Mitteleuropa erfolgen. Man könnte einer solchen Interpretation über die Gesamtenergie folgen, vergleicht man auf einer Hemisphären Hälfte eine lange Kälteperiode in Nordamerika mit einer milden Wetterphase in Europa und deutet dies als Kompensation im Energieausgleich, wie dies die augenblickliche Wettersituation zeigt. Ähnliche Überlegungen könnte man auch über lange Dürrezeiten und extreme Niederschläge anstellen. Global betrachtet ist der Ansatz nicht falsch, für kleinere Regionen wie Mitteleuropa kann eine solche Kompensationstheorie nicht in Anspruch genommen werden. Ein milder Winter über Mitteleuropa hat nicht einen kalten Sommer zur Folge. Eine Regenperiode im Alpenbereich muss nicht notwendigerweise einhergehen mit einer nachfolgenden Trockenheit. Die aktuelle milde Wettersituation in Mitteleuropa hat keinerlei Anspruch auf Ausgleich zu einer anderen Jahreszeit in dieser Region.
Quellen: Mildes Europa, kaltes Nordamerika. Pressemitteilung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien vom 07.01.2014
Gmoser, H. (2012): Bauernwetterregeln. WEIDWERK 7/2012
Erstellt am 10. Januar 2014
Zuletzt aktualisiert am 11. Januar 2014

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