Wetter

Hitzewarnung bei schwach bewölktem Himmel

von Holger Westermann

Nicht klirrende Kälte oder nasskaltes Wetter birgt die höchsten Gesundheitsrisiken, sondern hochsommerlicher Sonnenschein und schweißtreibende Schwüle. Heiße Luft, Strahlungswärme, wenig Wind und UV-Strahlung sind die relevanten Wetterparameter; die Gesundheit belasten Probleme bei der Regulation von Körpertemperatur und Wasserhaushalt sowie Sonnenbrand und in Summe dieser Beschwerden der Hitzschlag.

So wurde in der aktuellen Warmwetterperiode vom Zentrums für Medizinisch-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf erhöhte UV-Strahlung hingewiesen und entsprechende Schutzmaßnahmen empfohlen. Eine explizite Hitzewarnung, wie noch vor wenigen Wochen akut, ist bislang nicht notwendig. Doch auf eine ruhige Hochdruck-Wetterlage folgt hierzulande unweigerlich eine turbulentere, die durch Tiefdruckgebiete bestimmt wird. Damit werden durch die vorauseilende Warmfront zunächst feuchtwarme subtropische Luftmassen aus Nordafrika und der Mittelmeerregion herangeführt. Sie treffen auf die trockenheiße Luft und es wird zunehmend schwül.

Für wetterempfindliche Menschen sind Hitze und Schwüle eine große Belastung. Dann fordert die Regulation der Körpertemperatur Kreislauf und Atmung besonders intensiv. Die Adern weiten sich, um den Blutfluss zu erleichtern, der Körperwärme aus Muskelarbeit und Organaktivität an die Umgebung abgibt. Je wärmer die Umgebungsluft ist, um so geringer ist die Temperaturdifferenz und damit der Wärmetransport. Schwitzen unterstützt die Kühlung, denn beim Verdunsten des Wasserfilms auf der Haut wird der Umgebung Wärme entzogen - so kühlt unmittelbar der Blutstrom unter der Haut ab und auch die direkt darüberliegende Umgebungsluft.

Unterhalb von 16°C verbessert hohe Luftfeuchte die Wärmeleitfähigkeit und damit die Kühlung (im nasskaltem November kann sich das auch unangenehm anfühlen). Bei höherer Temperatur entwickelt sich dagegen ein Schwülegefühl, um so deutlicher, je feuchter und wärmer die Luft wird. Ist die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt, kann der Schweiß nicht mehr verdunsten, sondern rinnt wirkungslos den Körper herab. Damit steigt auch das Risiko die Körperwärme nicht mehr zuverlässig abzuleiten und zu überhitzen. Die meisten Menschen reagieren deshalb auf Schwüle mit körperlicher und geistiger Schonung. Die maximal weitgestellten Adern verhindern eine leistungsfähige Muskelspannung, wärmeerzeugende Muskelarbeit wird so zuverlässig vermieden. Aber auch die mentale Leistungsfähigkeit schwindet bei Schwüle, die Konzentrationsfähigkeit sinkt und die Motivationsbereitschaft fällt steil ab.

Direkte Infrarotstrahlung verstärkt diesen Effekt. So ist es im Sonnenschein merklich wärmer als im Schatten, obwohl die Lufttemperatur nur marginal differiert. Heller Sand am Strand und Weiße Wände wirken dabei wie matte Spiegel, ein Schattenbaum biete lediglich löchrigen Schutz. Wie wirksam die Reflexion ist, illustriert der Wechsel von dunkler Kleidung  mit geringe Reflexion, optimale Absorption der Infrarotstrahlung und maximale Erwärmung zu heller Garderobe, die ein kühleres Körpergefühl bewirkt.

Luftige Kleidung erlaubt einen raschen Austausch der körpernahen, durch Schweiß angefeuchteten, Luft und verhindert ein schwüles Mikroklima auf der Haut. Geschlossene Garderobe garantiert dagegen Schweiß und Wärmestau. Besonders drastisch leiden Menschen in offizieller Businesskleidung mit Krawatte und Jackett. In geschlossenen Lederschuhen steigt bei Sommerhitze die Temperatur auf 50°C, die gefühlte Fußtemperatur kann aufgrund des geringen Luftaustausch und der hohen Luftfeuchte auf 70°C steigen - Sauna für die Füße.

Quellen:

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann: Wenn Hitze zum Verhängnis wird. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 07.07.2018

Dipl.-Met. Sabine Krüger: Das Warnsystem des Deutschen Wetterdienstes. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 03.07.2018

Eberius, K. (2018): Wie umgehen mit der Sommerhitze? HERZ HEUTE 3/2018, Deutsche Herzstiftung, online veröffentlicht 06.07. 2018

Erstellt am 10. Juli 2018
Zuletzt aktualisiert am 11. Juli 2018

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