Coolness durch Flavonoide im Kakao

Schwarze Schokolade verhindert Stress

von Holger Westermann

Wer sich optimal auf stressige Situationen vorbereiten will, sollte Bitterschokolade mögen. Offensichtlich unterstützen einige der Bitterstoffe die Leistungsfähigkeit indem sie die Ausschüttung von Stresshormonen reduzieren. Cooles Gemüt und kühler Kopf sind die besten Voraussetzungen um auch unter Anspannung gute Ergebnisse zu erzielen.

Dass Theobromin, der koffeinartige Inhaltsstoffe der Schokolade, die Konzentration an "gutem" HDL-Cholesterin im Blut erhöht und somit das Infarktrisiko reduziert, ist schon bekannt und dient mancher Naschkatze als Argument für eine ausgiebige Schokotherapie. Eine Forschergruppe um Frau Prof. Dr. Petra H. Wirtz von der Universität Bern (Schweiz) hat nun die Wirkung einer ganz anderen Gruppe von Inhaltsstoffen des Kakao untersucht, der Flavonoide.

Die augenfälligsten Flavonoide sind die Blütenfarbstoffe. Doch auch viele Duft- und Aromastoffe, Abwehrgifte gegen Fressfeinde sowie Wachstumsregulatoren, die des Stoffwechsel der Pflanzen steuern, gehören zu diesen sekundären Pflanzenstoffen. Mehr als 8000 unterschiedliche Flavonoide sind bisher chemisch identifiziert worden. Viele davon schätzen die Menschen als Geschmackskomponente ihrer Nahrungsmittel oder nutzen sie als Arzneistoffe.

Menschen mit Prüfungsangst oder Lampenfieber setzen Schokolade schon heute als „Nervennahrung“ ein, da sie sich eine beruhigende Wirkung versprechen. Sicherlich haben sie dabei eher psychologische als physiologische Effekte im Blick: Eine wohlschmeckende Belohnung vorab sorgt für gute Stimmung. Doch offensichtlich ist das nur die halbe Wahrheit, denn die Flavonoide im Kakao können tatsächlich die Ausschüttung von Stresshormonen reduzieren.

Für ihre Experimente wählten die Forscher erwachsene Männer (20 – 50 Jahre alt), die sie einem standardisierten Stresstest unterzogen. Sie simulierten einen zehnminütigen Test mit Rechenaufgaben und freier Rede, der vor zwei respekteinflößenden Prüfern (weißer Arztkittel) abgelegt werden musste – ähnlich einem kurzen Assessment-Center beim Vorstellungsgespräch. Dadurch wurde zuverlässig Stress ausgelöst, was sich in der Konzentration der Stresshormone Cortisol und Adrenalin im Blut sowie durch eine Befragung der Teilnehmer nachweisen ließ. Auch der Flavonoid-Spiegel im Blut wurde vor und nach dem Test bestimmt.

Alle Versuchsteilnehmer verzehrten zwei Stunden vor dem Test eine halbe Tafel dunkle Schokolade (50g). Jeder Zweite bekam Schokolade mit hohem Flavonoid-Gehalt, die anderen erhielten ein flavonoidfreies Placebo mit identischem Geschmack.

Unabhängig zu welcher Gruppe die Männer gehörten, nach dem Test fühlten sich alle gestresst. Doch die Hormonanalyse zeigte deutlich, dass nur die Männer der Placebogruppe allen Grund zu dieser Einschätzung hatten. Bei ihnen war die Konzentration der Stresshormone deutlich stärker angestiegen als bei der Flavonoid-Schoko-Gruppe. Die Forscher konnten einen direkten Zusammenhang feststellen: Je höher der Flavonoid-Spiegel im Blut anstieg, um so geringer war die Konzentration der  Stresshormone Cortisol und Adrenalin.

Die Forscher vermuten, dass durch Flavonoide trotz Stressstimulation weniger Stresshormone aus den Nebennieren abgegeben werden. Damit reduziert sich auch das Risiko für eine generalisierte Entzündungsreaktion. Diese Stressfolge betrifft eine Vielzahl von Geweben, in den Blutgefäßen kann sie eine Arteriosklerose hervorrufen. So kann Dauerstress letztendlich einen Infarkt provozieren. Aber auch bei chronischen Atemewegserkrankungen oder Rheuma können sich die Symptome durch eine andauernde stressindizierte generalisierte Entzündung verstärken.

Wer sich gesund naschen möchte, sollte jedoch am Schokogeschmack das Bittere lieben – nicht das Süße und Fette. Die hilfreichen Flavonoide finden sich vorrangig in dunkler Bitterschokolade (rund 54mg Flavonoide pro 100g Tafel). Bei heller Vollmilchschokolade beträgt die Wirkstoffkonzentration nur noch 14mg und weiße Schokolade enthält überhaupt keine Flavonoide mehr.

Quellen:

Wirtz, P.H. et al. (2014): Dark chocolate intake buffers stress reactivity in humans. Journal of the American College of Cardiology (JACC), online veröffentlicht am 26.03. 2014. doi: 10.1016/j.jacc.2014.02.580

Westermann, H. (2013): Schwarze Schokolade ist gesund für Herz, Kreislauf und Atemwege. Menschenswetter Artikel 652, online veröffentlicht am 20.04. 2013

Erstellt am 10. April 2014
Zuletzt aktualisiert am 10. April 2014

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