Ein weit verbreitetes, aber kein wachsendes Problem

Kopfschmerzen, ein typisches Leiden von Frauen in der Stadt

von Holger Westermann

Kopfschmerzen sind ein allgegenwärtiges Gesundheitsproblem. Allein in Deutschland werden aufgrund von Kopfschmerzen pro Jahr Schmerzmedikamente in über 2,5 Milliarden Einzeldosierungen eingenommen. Bei rund 80 Millionen Deutschen bedeutet dies durchschnittlich 30 Tage mit Kopfschmerzen für jeden Menschen. Für jeden Glücklichen, der seltener unter Kopfschmerzen leidet gibt es einen, der häufiger auf Medikamente angewiesen ist, um seinen Kopfschmerz zu ertragen.

So wurden für das Jahr 2005 für Deutschland indirekte Kopfschmerzkosten von 2,3 Milliarden Euro errechnet. Dazu zählen auch die täglich rund 17.000 Krankheitsfehltagen aufgrund von Kopfschmerzen. Für die Betroffenen sind die Kopfschmerzformen Migräne, Clusterkopfschmerz und Spannungskopfschmerz sicherlich am unangenehmsten. Nicht nur, dass diese Kopfschmerzen zumeist sehr intensiv empfunden werden, sie drohen auch immer wieder aufzutreten. Andere Formen des Kopfschmerz haben zumeist vorübergehende Ursachen, entweder aufgrund von massiven Eingriffen in die Gesundheit (beispielsweise Chemotherapie, Operationen) oder durch episodische Eskalationen des Lebenswandels.

Auf eine andere Ursache für stets wiederkehrenden Kopfschmerz weist Privatdozentin Dr. Stefanie Förderreuther, Neurologin und Generalsekretärin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) hin: „Stress gilt als einer der häufigsten Auslöser für Kopfschmerzen. Immer häufiger wird diskutiert, ob uns unser Lebensstil, die ständige Erreichbarkeit jedes Einzelnen für private wie berufliche Belange und die vieler Orts gewaltige Verdichtung der Arbeit krank machen und zu mehr Kopfschmerzen führen“.

Um diese vielfältige Ursachen, aber auch die zu erwartende Häufigkeit der Krankheit Kopfschmerz (besser wäre es wohl vom Symptom Kopfschmerz zu sprechen) zu untersuchen wurde eine umfangreiche Verbraucherbefragung gezielt analysiert. In den Jahren 1995 bis 2005 sowie 2009 wurde bei der Erhebung jährlich eine groß angelegte Verbraucherbefragung an jeweils ca. 16.000 bis 18.000 Personen durchgeführt und die Häufigkeit von Kopfschmerzen erfragt. Der Anteil der Befragten, die über Kopfschmerzen geklagt haben, lag über die Jahre relativ konstant zwischen 58,9 und 62,5 Prozent. Eine Tendenz zu steigenden Kopfschmerzprävalenzen (Verbreitung der Erkrankung in der Bevölkerung) zeichnet sich über den gesamten Zeitraum nicht ab.

Bei der genauen Analyse konnten zwei Personengruppen ermittelt werden, die ein überdurchschnittliches Risiko repräsentieren: Frauen (je nach Altersklasse 67,3 bis 70,7%) und Stadtbewohner. Männer (48,4 bis 54,3 %) und Menschen im ländlichen Raum klagten deutlich seltener über Kopfschmerzen. „Dies könnte gut Ausdruck eines unterschiedlichen Lebensstils sein“, interpretiert Dr. Förderreuther dieses Ergebnis. Das Leben in der Stadt ist stressiger als auf dem Land. Dort ist eine Entschleunigung eher möglich als in der hektischen Urbanität. Zudem würden Frauen eher dazu neigen, Stress als persönliches Verschulden anzusehen. Für Kopfschmerzpatienten könnte es daher hilfreich sein, etwas mehr Ruhe zu suchen und sich vom typischen Großstadtstress abzuwenden.

Quellen:

Straube, A. et al. (2013): Period prevalence of self-reported headache in the general population in Germany from 1995-2005 and 2009: results from annual nationwide population-based cross-sectional surveys. Journal of Headache and Pain 14(1):11. doi: 10.1186/1129-2377-14-11 (Die Studie wurde von Boehringer Ingelheim finanziert)

Mehr Kopfschmerzen bei Städtern als auf dem Land. Pressemitteilung der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) vom 29.04.2013

Erstellt am 21. August 2013
Zuletzt aktualisiert am 21. August 2013

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