Wetter

Sommerliche Berg-Talwind-Zirkulation

von Holger Westermann

Bei ruhigem Hochdruckwetter mit starker Sonneneinstrahlung erwärmen sich Berghänge stärker als Ebenen. Schon früh am Morgen trifft die Wärmestrahlung senkrecht auf den schrägen Hang, während die Fläche nur in spitzem Winkel angestrahlt wird. Verschattete Täler sind dagegen Kältefallen, hier trifft die Wärmestrahlung erst zur Mittagszeit den Boden. So erwärmt sich die bodennahe Luft am Hang morgens schneller als im Flachland. Die warme Luft steigt auf und saugt kühlere Umgebungsluft an, der Wind weht den Hang hinauf. Schon nachmittags, spätestens am Abend dreht sich der Effekt um.

Der Hangaufwind am Vormittag macht den Bergurlaub erst angenehm. Er vertreibt auch in alpinen Höhen zeitig (früh am Tag) die Kühle der Nacht. Je höher die Sonne am Himmel steht, um so kräftiger wärmt sie schon am Morgen und um so weiter reicht der Effekt in das Vorland der Berge hinein. Ein kräftiger Hangaufwind saugt die Luft aus den Tälern und den Ebenen, die Menschen sprechen vom Talwind.

Die aufsteigende Luft kühlt mit zunehmender Höhe ab und sinkt wieder ins Tal zurück. Hat die Warmluft beim Aufstieg den Berggipfel oder einen Bergkamm hinter sich gelassen, kann sie auch in verschattete Nachbartäler absinken und als Bergwind wehen. Er ähnelt in Charakter und Entstehung einem leichten Föhn.

Um die Mittagszeit bilden sich häufig die ersten Quellwolken über den Berggipfeln und -kämmen, da die Luft aus den Tälern, die nach und nach die Hänge erreicht, meist feucht ist. Sie wird an den Hängen durch die Einstrahlung erwärmt und steigt ebenfalls auf. Beim Aufsteigen entlang der Hänge kühlt sie ab und kann nicht mehr so viel Feuchtigkeit tragen, die Luftfeuchte kondensiert, es bilden sich Wolken. Über den Tälern bleibt es dagegen wolkenlos, denn die absinkende Luft ist trocken und erwärmt sich.

Sobald die Sonne untergegangen ist, schlafen Hang- und Talwind ein und das System startet in umgekehrter Richtung. Nachts kühlen sich die Berghänge und die bodennahe Luft deutlich stärker und schneller ab als die Luft im Tal. Die kühlere Luft ist schwerer und fließt daher die Berghänge hinab ins Tal. Der spürbar kühle nächtliche Bergwind ist zumeist schwächer als der Talwind am Tage.

Berg- und Talwinde findet man nicht nur in den Alpen, auch in den Mittelgebirgen kann man sie beobachten. Je nach Region die Menschen diesem typischen Sommerphänomen einen eigenen Namen gegeben, beispielsweise „Wisperwind“ im Taunus oder „Höllentäler“ im Schwarzwald bei Freiburg.

Doch auch an der Küste kennt man ein vergleichbares Wetterphänomen, den Seewind am Tag und den Landwind bei Nacht. Bei sonnigem Wetter erwärmt sich die Luft über Land stärker als über dem Wasser. Die Luft steigt über Land auf und saugt im Küstenbereich die Luft von See her an. Es entsteht ein stabiler auflandiger Wind. Nach Sonnenuntergang dreht sich der Effekt um. Nun kühlt bei sternenklarem Himmel die Landmasse und damit auch die bodennahe Luft stärker ab als über dem Wärmespeicher Wasser. Die Luft steigt nun auf See in die Höhe und wird von Land her nachgeliefert – nachts herrscht an der Küste ablandiger Wind.

Für wetterempfindliche Menschen ist diese Luftbewegung bei sommerlichem Sonnenschein eine angenehme Kühlung. Menschen, die unter Verkrampfungen der Muskulatur oder Atemwege leiden, sollten sich mit einem Schal oder einen leichten Jacke gegen den oft kühlen Abendwind wappnen. Tagsüber kann sich der Wind als scheinheiliger Verbündeter erweisen, wenn er durch den angenehmen Wärmeausgleich (morgens wärmend, mittags vergleichsweise mild und dadurch kühlen) dazu beiträgt, dass ein Sonnenbrand unbemerkt bleibt.

 

siehe auch Sommerliche Land-Seewind-Zirkulation

Quellen:

Dipl.-Met. Sabine Krüger: Winde zwischen Berg und Tal. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 08.07.2013

Erstellt am 8. Juli 2013
Zuletzt aktualisiert am 9. Juli 2013

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