Medizinische Fachgesellschaft mahnt zur Vorsicht bei gleichzeitiger Einnahme von Triptanen und Antidepressiva

Migräne und Depression - Wechselwirkung der Medikamente ist selten aber gefährlich

von Holger Westermann

In Deutschland leiden rund acht Millionen Menschen an Migräne. Und innerhalb eines Jahres erfahren etwa 6,8 Millionen Menschen eine Depression oder depressive Krise. Problematisch ist dabei, dass Migränepatienten ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko tragen, zudem eine Depression oder eine generalisierte Angsterkrankung zu erleiden. „Für diese Patienten ist es von besonderer Bedeutung, dass keine ungünstigen Wechselwirkungen zwischen den bei diesen Erkrankungen üblicherweise verordneten oder eingenommenen Medikamenten auftreten“, sagt Prof. Gunther Haag von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG).

Zur Behandlung einer akuten Migräneattacke werden häufig schwere Schmerzmittel aus der Stoffklasse der Triptane eingesetzt. Diese wirken als Serotonin-Agonisten, als Gegenspieler des Neurohormons Serotonin. In den letzten Jahren hat sich zur Behandlung von Depressionen oder Angsterkrankungen zunehmend eine Medikamenten-Therapie mit  sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer durchgesetzt. Die Kombination dieser beiden Medikamentengruppen kann zum „Serotonin-Syndrom“ führen.

Ein „Serotonin-Syndrom“ verursacht Puls- und Blutdruckanstieg, Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, Pupillenerweiterung sowie innere Unruhe, Koordinationsstörungen, Halluzinationen. Auch neuromuskuläre Störungen wie zum Beispiel Muskelzittern (Tremor) und gesteigerte Reflexe bis hin zu Muskelkrämpfen können auftreten. Ist auch die Atemmuskulatur betroffen, so kann das Serotonin-Syndrom lebensbedrohlich sein.

Die Gefahr für Patienten, die sowohl Serotonin-Agonisten als auch Serotonin-Wiederaufnahmehemmer einnehmen, scheint jedoch gering zu sein. Obwohl davon auszugehen ist, dass die gemeinsame Einnahme von Triptanen und den genannten Psychopharmaka sehr häufig ist, werden in der wissenschaftlichen Literatur nur einige wenige Einzelfälle beschrieben, bei denen ein Serotonin- Syndrom auftrat.

Wegen der unterschiedlichen Verstoffwechslung der Triptane dürfte das Risiko der Entwicklung eines Serotonins-Syndroms bei gleichzeitiger Einnahme von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) am geringsten sein. Grundsätzlich sollten Patienten, die gleichzeitig Triptane und Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI oder SNRI einnehmen, besonders sorgfältig ärztlich begleitet werden. Die Gefahr, dass bei gleichzeitiger Einnahmen von Triptanen und bestimmten Antidepressiva ein „Serotonin-Syndrom“ auftritt ist jedoch so gering, dass nicht generell von einer Kombination dieser Präparate abgeraten werden muss.

Quellen:

Medikation bei Migräne und Depression – Gefahr von ungünstigen Wechselwirkungen? Presseinformation der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft vom 20.06.2012

Erstellt am 26. Juli 2012
Zuletzt aktualisiert am 26. Juli 2012

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