Wetter

Nasskalter Herbst mit sonnigwarmen Zwischenföhnen

von Holger Westermann

In weiten Regionen Mitteleuropas werden unter Regenfronten oder zumindest durch vorüberziehenden Schauer durchnässt und spürbar heruntergekühlt. Zusammen mit kräftigem, vielerorts auch stürmischem Wind sinkt dabei die gefühlte Temperatur noch deutlich unter den Themometerwert. Für wetterempfindliche Menschen sind das bereits markante Kältereize. Mancherorts erfreut jedoch unerwartet mildes Wetter mit Sonnenschein.

Viele Wolken, immer wieder mal Regen und windig - so kann man das Wetter hierzulande für die kommenden Tage skizzieren. Eine Ausnahme bilden dabei das nördliche Alpenvorland und die Leeseite (vom Wind abgewandt) von Harz und Erzgebirge. Denn an  der Ostflanke eines Tiefdruckkomplexes bei den Britischen Inseln entwickelt sich an diesen Windbarrieren Föhn und infolgedessen trockene Luft, die sich beim Heruntergleiten an den Berghängen erwärmt.

Normalerweise entsteht Föhn, wenn durch ein Tiefdruckgebiet beschleunigte Luft über ein Gebirge strömt. Dadurch wird die Luft zunächst an der Luvseite (dem Wind zugewandt) zum Aufsteigen gezwungen und kühlt dabei sich um 1°C pro 100m ab. Irgendwann bilden sich Wolken und es beginnt zu regnen, wobei die Luft nun nur noch mit 0,65°C pro 100m Aufstieg abkühlt. Am Gipfel angekommen, fließt die Luft auf der Leeseite herab und erwärmt sich dabei wieder, die relative Luftfeuchte sinkt und die Wolken lösen sich wieder auf. Die Erwärmung beim Abstieg erfolgt nun durchweg mit 1°C pro 100 m. Aufgrund der Differenz zwischen Aufstieg mit Abkühlung mit zunächst 1°C, die anschließend unter Wolkenbildung auf nur noch 0,65°C übergeht und der Erwärmung beim Herabgleiten von durchweg 1°C ist es bei Föhn im Tal der Leeseite wärmer als zuvor im Tal an der Luvseite. Bei diesem Modell spricht man von der klassischen Föhntheorie. 

Bei der hydraulische Föhntheorie geht man davon aus, dass die Luft, die auf ein Gebirge trifft, nicht aufsteigt, sondern geblockt wird, also im Luv des Gebirges liegen bleibt und dort langsam auskühlt. Die oberhalb der Gipfel und Pässe (Bergkammniveau) mit dem Tiefdruckwirbel herangeführte in großer Höhe und damit deutlich trockenere Luft fließt dagegen nach Überquerung des Gebirgskamms ins Tal ab und erwärmt sich dabei um 1°C pro 100 m. Das kann man sich vorstellen wie in einem randvollen Stausee, bei dem nur die oberste Wasserschicht über die Staumauer in die Tiefe schwappt.

Beide Modelle erklären auch, warum bei Föhn hohe Windgeschwindigkeiten entstehen können: Neben der ohnehin schon hohen Dynamik der Luftmassen im Tiefdruckgebiet, die ausreicht ein Gebirge zu überqueren, kommt dazu noch die beschleunigende Talwärtsbewegung, oftmals verstärkt durch Düseneffekte tief eingeschnittener Schluchten oder weitläufiger Einschnitte mit Felswänden als Leitplanken. Dabei wird der Himmel wolkenfrei gepustet. Da der Wind warm ist, wirkt er nur wenig kühlend und senkt die gefühlte Temperatur wenn überhaupt dann lediglich marginal.

Für wetterempfindliche Menschen ist diese Aufheiterung im warmen Wind zumeist angenehm; im Sonnenschein spürt man zur Mittagszeit auch zu dieser Jahreszeit noch ein wenig Strahlungswärme. Dann fühlt sich der Start in den November nicht gar so gruselig garstig an.

Quellen:

Dipl.-Met. Tobias Reinartz: Föhn vs. „Gruselwetter“. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 31.10.2023

Erstellt am 1. November 2023
Zuletzt aktualisiert am 1. November 2023

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